Kommentar |
Seminar 1 - J. Franz Rekonstruktive Zugänge für die professionelle Praxis nutzen In diesem Seminar geht es um eine Haltung Sozialer Arbeit, die vom Eigen-Sinn alltäglichen Handelns ausgeht. Professionalität besteht demnach nicht in der routinierten Abwicklung von Hilfeleistungen, sondern in der Rekonstruktion des Handelns von KlientInnen und ihrem sozialen System, einschließlich der SozialarbeiterInnen. Um eine solche Haltung einzunehmen, greifen wir auf Ansätze der rekonstruktiven Sozialforschung zurück. Die Logik rekonstruktiven Vorgehens wird anhand verschiedener Forschungsmethoden erläutert, zum Beispiel der Analyse narrativer Interviews und der Dokumentarischen Methode. Bereits die Anwendungsbeispiele weisen einen Bezug zur Sozialen Arbeit auf. Im Verlauf des Seminars gibt es die Möglichkeit, eigene Praxiserfahrungen als Fälle einzubringen. Erhebungs- und Auswertungsschritte von Forschungsmethoden werden vorgestellt und praktisch erprobt. Die rekonstruktive Annäherung an Biographien, Milieus, Familien und Gruppen zielt auf ein vertieftes Fallverstehen. Dabei stehen die Reflexion der eigenen Voreingenommenheit bzw. Standortgebundenheit und die verschiedenen Perspektiven von KlientInnen, Angehörigen und Professionellen im Mittelpunkt. Den dabei aufkommenden erkenntnistheoretischen und handlungspraktischen Fragen wird immer wieder Raum gegeben, um über die rekonstruktiven Methoden zu einer Vergewisserung des professionellen Handelns zu gelangen. Im zweiten Semester dieses Seminars führen die Teilnehmenden eigene Erhebungen durch, die sie auswerten und in einem Forschungsbericht reflektieren (Prüfungsleistung, alternativ: mündliche Prüfung). Ziel dieser Projektarbeit ist es, sich rekonstruktiver Methodik auch praktisch zu nähern und verschiedene Perspektiven von Forschungspraxis und professioneller Handlungspraxis einzunehmen. Seminar 2 - W. Glanzer Sozialökologie und Sozialarbeit Ökologisches Verständnis als Erfassungs- und Verstehenshintergrund sozialarbeiterischen Handelns und daraus abgeleitete Praxisformen: Life Model, Casemanagement, Quartiersmanagement, FamilyGroupConference, HSF,... Seminar 3 - K. Gedik Dieses zweisemistrige Seminar will ein vertieftes Verständnis der rekonstruktiven Handlungsmethoden vermitteln und zugleich zur Klärung des eigenen Selbstverständnisses beitragen (vor allem im Hinblick auf eine spätere berufliche Praxis in der Sozialen Arbeit). Dabei sollen die unterschiedlichen Besonderheiten der einzelnen Felder Sozialer Arbeit nicht unberücksichtigt bleiben und es soll auch nicht einfach auf eine „rezeptmäßige" Anwendung eines Werkzeugkastens als bloße Technik fokussiert werden, denn Sozialarbeit ist keine „Trivialmaschinerie". Vielmehr soll eine Methodenwerkstatt unternommen, ein Labor errichtet werden, um gemeinsam zu untersuchen und kritisch zu hinterfragen, wie man solidarisch und beherzt, mit Feinfühligkeit und klarem Verstand helfen kann, soziale Probleme „rekonstruktiv" und prozessual zu verstehen und zu lösen. Dabei soll sowohl auf bereits etabliertere rekonstruktive Verfahren zurückgegriffen als auch experimentelle Wege und Formen der rekonstruktiven Zugänge erprobt werden mit der Chance zu lernen, professionelle Reflexivität als Aufgabe, Praxismodus und Haltung zu verstehen und zu nutzen - mit dem Ziel, eine reflektierte Praktikerin, ein reflektierter Praktiker zu werden, der beides kann: reflection-in-action und reflection-on-action und deswegen als Professionelle handlungsfähig sind, Menschen zu helfen, die in schweren Krisen oder unter lebensgeschichtlichen oder situativen Belastungen leiden, wieder handlungsgfähig zu werden. Seminar 4 - B. Hubig Gegenstand im Seminar ist, das sich gegenseitig bedingen von aktuellen Theorien und Methoden für eine adäquate sozialarbeiterische Tätigkeit. Dabei ist der vertiefende Blick auf das Theorie/Praxisverständnis gerichtet: In einer ersten Phase befassen wir uns mit - ausgewählten Positionen des aktuellen Theoriediskurses zur Professionalisierung [Dewe/Otto; Heiner; Müller, Kleve; Vopel] Systemtheorie + Konstruktivismus [Maturana/Varela, Luhmann, Simon, Baecker] und fragen im vergleichenden Diskurs, wie bestimmend Formen von Kommunikation für Denken + Handeln von Sozialarbeiter/innen sein können und loten deren Grenzen vergleichend aus . Begriffe wie aufmerksam, achtsam, sensitiv + insbesondere Unsicherheit, analytisch nicht bestimmbar, nicht voraussagbar, Transparenz sowie Störungen + Irritationen werden als Formen von Kommunikation - sowohl theoretisch als auch in Übungsequenzen beleuchtet.
- in einer 2. Phase, betrachten wir die Relevanz der ausgewählten Methoden und die notwendigen Handlungskompetenzen, die sich aus den bearbeiteten Konzepten ableiten lassen. (Scheer, Hosemann; Kleve; Hargens, Schlippe von/Schweitzer, Pfeifer-Schaupp, Varga von Kibéd] Modellhaft, werden sich Praxissequenzen auch an den Erfahrungen und Fragen der Teilnehmer/innen orientieren.
"Ich unterrichte meine Studenten nicht, ich versuche nur Bedingungen zu schaffen, dass Sie lernen können." (Albert Einstein). Literaturliste und Besprechung des Rahmens sowie die Formen der Zusammenarbeit [blended-learning]möchte ich mit Ihnen konkret im Seminar diskutieren und vereinbaren. Primärliteraturen Baecker, Dirk. [2002] Form und Formen der Kommunikation. Frankfurt/M. Engelke, Ernst (2004) Die Wissenschaft Soziale Arbeit. Werdegang und Grundlagen. (Freiburg) 2. Auflage. May,Michael (2008) Aktuelle Theoriediskurse Sozialer Arbeit. Eine Einführung. Wiesbaden. Simon, Fritz B (2006) Einführung in Systemtheorie und Konstruktivismus. Heidelberg. Krippendorf, K. [1994] Der verschwundene Bote. Metaphern und Modelle der Kommunikation. In: Merten, K./Schmidt, S.J./Weischenberg, S. [Hrsg.][1994] Die Wirklichkeit der Medien. Eine Einführung in die Kommunikationswissenschaft. Opladen. S. 79-113. Luhmann, Niklas (1984) Was ist Kommunikation? In: ders. Soziale Systeme. Frankfurt/M vgl. auch: ders. [1984] Was ist Kommunikation? In: Simon, Fritz. B. [1998] Lebende Systeme. Frankfurt/M. S. 19-31 Watzlawick, Paul. /Beavin, Janet./ Jackson, Don D. [1982] Menschliche Kommunikation. Stuttgart. Seminar 5 - M. Mayer Beratung in der Sozialen Arbeit Beratungssituationen in der Sozialen Arbeit sind nicht selten durch geringe Motivation, Misstrauen und/oder Ambivalenz auf Seite der Ratsuchenden geprägt; die Rahmenbedingungen des Kontaktes beruhen nicht unbedingt auf einer autonomen, freiwilligen Entscheidung. Dennoch zeichnet sich Soziale Arbeit gerade durch diese Herausforderung aus und lässt sich darauf ein. Ausgehend von den Kategorien Vertrauen und Aktivierung werden im Seminar Beratungsansätze und -methoden im Kontext spezifischer Handlungsfelder und Zielgruppen untersucht. Die Handlungsfelder werden in der Seminargruppe gemeinsam festgelegt. Im ersten Teil werden theoretische Grundlagen klientenzentrierter, systemischer sowie lösungs- und ressourcenorientierter Beratung vertieft und die jeweiligen methodischen Zugänge, Gesprächstechniken und Haltungen und Phasenverläufe in der Beratungstätigkeit in kleinen Übungseinheiten sowie anhand von Fallbeispielen erprobt und in Bezug auf die oben genannten Kategorien und die darauf entwickelten Fragen reflektiert. Das Konzept des „Engaging" (Seithe 2009) - das eine konfrontative Intervention für die Beratung in der Sozialen Arbeit entfaltet, soll in der Veranstaltung besondere Aufmerksamkeit erhalten. Im zweiten Teil soll versucht werden auf der Basis von Experten/innen/gesprächen aus den ausgewählten Arbeitsfeldern, die jeweiligen Beratungsansätze, -haltungen und deren Bezug zu den Rahmenbedingungen zu rekonstruieren. |