Kommentar |
Hängt das „richtige" Ergebnis immer von der „richtigen" Entscheidung ab? Wer entscheidet überhaupt und auf welcher Grundlage? Für oder gegen wen wird heute in Feldern Sozialer Arbeit und der Kindheitspädagogik entschieden? Heißt entscheiden Chancen zu eröffnen oder auch gleichzeitig andere Chancen zu minimieren oder ja gar nicht in Betracht zu ziehen? Entscheiden Leiterinnen und Leiter in Profit Organisationen anders als in Non Profit Organisationen oder hat sich durch den Ökonomisierungsdruck in der Sozialen Arbeit und in der Kindheitspädagogik das „Entscheidungsverhalten" bereits ebenso angeglichen wie das Vokabular, um Management und Entwicklungsprozesse zu beschreiben? Einrichtungen der Sozialen Arbeit und der Kindheitspädagogik sind häufig auf Zuwendungen angewiesen, die in den Feldern Politik, Verwaltung und Wirtschaft entschieden werden, so dass der Sozialbereich zunehmend von Lobbyarbeit abhängt. Wie beeinflusst dies Entscheidungsprozesse in den Einrichtungen? Wie kommt es, dass unter dem zunehmenden Druck trotzdem gute Ergebnisse erzielt werden? Welche Rolle spielt dabei das informelle Handeln der Akteure in den Einrichtungen, die dafür sorgen, dass trotz widriger Entscheidungsprozesse gute Arbeit geleistet wird? Ein weiterer Punkt ist die Qualität in Feldern der Kindheitspädagogik und Sozialen Arbeit. Wer definiert Qualität und wie entscheidet man sich für (dann welche Form) Qualität und für wen ist die Qualität gut? Wenn es beispielsweise darum geht, in den Handlungsfeldern Sozialer Arbeit und der Kindheitspädagogik Standardisierungen einzuführen um eine Vergleichbarkeit zu erreichen, die „marktähnliches Handeln" erleichtert, wie beeinflusst dies die Auffassung von Qualität vs. Quantität und wofür entscheiden sich die Einrichtungen mit Blick auf Abhängigkeiten von Förderinstrumenten, die eher verwaltungstheoretische geprägt sind und damit Standardisierungen als Steuerungsinstrumente bevorzugen? Wie entschieden wird und wo, gegen oder für wen und warum sind zentrale Fragen, die die Felder der Sozialen Arbeit und der Kindheitspädagogik unmittelbar berühren. Man könnte Dirk Becker folgen, der meint, das, was heute nicht in Organisationen entschieden wird, gar nicht entschieden wird. Man könnte auch wie Niklas Luhmann meinen, dass wir irrational entscheiden, weil wir ohnehin das Unentscheidbare irgendwann und irgendwie entscheiden müssen. Oder man könnte eine Gegenposition einnehmen, dass es gerade heute, angesichts der Diskurse über Nachhaltige Entwicklung (Gerhart de Haan, Michelsen) alternative Ökonomien (Sedlazek) und die Stellung der Finanzmärkte (Peukert) darauf ankommt, Alternativen in den Blick zu nehmen und zu prüfen, welche Entscheidungen wann und wie nötig sind. Es ist nämlich auch die Frage, mit welchen Informationen, die wiederum wie(?) aufbereitet sind, die „Mainstream" Entscheidungen getroffen und verfestigt werden (March, Simon, Olsen, Argyris, Schön). Bleibt bspw. das Modell einer Lernenden Organisation und deren Entscheidungspotentiale nur ein Modell, oder findet man es wirklich bereits in den Feldern Sozialer Arbeit und der Kindheitspädagogik. Gibt es in diesen Feldern eine spezifische, und wenn ja wodurch geprägte, Entscheidungskultur und woraus speist sie sich? Um diese und andere Fragen wird es in der Forschungswerkstatt gehen, in der grundsätzlich ALLE kreativen und eigenen Ideen möglich sind, aber auch Themen angeschnitten werden, die noch einer näheren Untersuchung bedürfen. Dabei geht es in dieser Forschungswerkstatt vor allem darum, die richtigen Fragen zu stellen und neue, kreative Erhebungsformen zu entwickeln, da es für viele bspw. oben gestellte Fragen kein einheitlich erprobtes Design gibt. Am Ende des 3. Semesters steht, wie in der vorangegangenen Forschungswerkstatt, wieder eine Publikation (Herausgeberband) in dem die Studierenden ihre Ergebnisse in einem Artikel zusammenfassen und publizieren werden. Diesen Band werden wir ebenfalls gemeinsam erarbeiten. Wir freuen uns auf viele kreative und spannende Diskurse und Leute, die Spaß haben, sich in einem bisher kaum berührten Feld auszuprobieren. |