Einfluss von Globalisierung, Internationalisierung und Ökonomisierung auf die Berufe sozialer Arbeit[1] Prof. Dr. Heinz Stapf-Finé (Professor für Sozialpolitik) Prof. Dr. phil. Michael Brodowski / Management und Leitung Frühpädagogischer Bildungseinrichtungen (Studiengang EBK / EBK - Bi) Seit die Thematik einer Globalisierung der Märkte diskutiert wird[2], kann auch im Bereich der Sozialen Arbeit eine zunehmende Veränderung hin zu einer Ökonomisierung von Grundauffassungen und damit einhergehend von Handlungsmustern beobachtet werden. Ökonomisierung meint dabei zunächst eine grundsätzliche Übernahme von Strategien und Managementformen aus dem Profit Bereich in den Bereich eher gemeinnütziger, nicht Profit orientierter Unternehmen der Sozialwirtschaft. Was anfänglich durchaus begrüßt wurde und mit einer bspw. Straffung der Strukturen, Orientierung auf Controllingansätze sowie einem verbesserten Qualitätsmanagement und einer, wenn auch nicht immer sofort sichtbaren, Verbesserung sozialer Dienstleistungen einherging, ist heute, kaum 20 Jahre später zu einem nicht unumstrittenen Paradigma Sozialer Arbeit angewachsen.[3] Deutlich wird zunehmend, dass der mit heterogenen Bedeutungsmustern überfrachtet Begriff der „Globalisierung" möglicherweise als Generalabsolution für Entwicklungen herhalten muss, die in regionalen, interdependenten Systemen verursacht wurden und für die man keine kreativen Lösungen finden will oder kann. Was steckt also dahinter? Wie lassen sich bspw. folgende Punkte tatsächlich Be- bzw. Ergründen? - Zunehmende Management-Orientierung (wobei in einem weiblich geprägten Beruf in Führungspositionen Männer überrepräsentiert sind),
- Zunahme von Projektarbeit mit der Folge befristeter Beschäftigung,
- Zunahme belastender Beschäftigungsverhältnisse (Teilzeitarbeit bei Vollzeitbeanspruchung, unzureichende Bezahlung),
- Bedeutungszuwachs der Controllingfunktion im Zuge des aktivierenden Sozialstaats, Autonomieverlust der Profession.
Was ist an diesen und anderen Problemstellungen aktueller Entwicklungen im Berufsfeld sozialer Arbeit (inkl. der frühpädagogischen Arbeitsfelder) tatsächlich auf globale Veränderungen zurückzuführen und was erst in Folge dieses „bequemen Begründungsmusters" entstanden bzw. verschärft worden? In einer weiteren Perspektive wird darüber hinaus nämlich deutlich, dass an den Stellen, an denen sich der demographische Wandel bspw. in Knappheit exzellent ausgebildeter Fachleute niederschlägt, von Globalisierung eigentlich keine Rede mehr ist, sondern die Probleme regional oder national gelöst werden sollen! So entsteht, forciert durch eben jene Knappheit an Arbeitskräften, eine Gegenbewegung, die ihrerseits die seit den letzten 20 Jahren stetig steigende Marktorientierung schon verinnerlicht hat. D.h. die Arbeitskräfte gehen dorthin, wo sie optimale, häufig auch bessere monetäre Bedingungen vorfinden. Für viele Träger Sozialer Arbeit bedeutet das, pointiert formuliert, eine ökonomische Vollbremsung, was die Vorstellungen von Leistung und deren (monetären) Wert angeht. Nur können sie faktisch durch fehlende Ressourcen gestellten Anforderungen kaum positiv begegnen. Daher ist folgendes Programm geplant: - Theoretische Aufbereitung des Themas
- Empirische Überprüfung[4]:
- Auswertung von Sekundärdatenquellen wie IAB (Berufe im Spiegel der Statistik) - Auswertung von Stellenanzeigen - Befragungen von Führungskräften in der Sozialen Arbeit - Befragungen von Absolventinnen - Auswertung der empirischen Forschung
- Vorschläge für die Verbesserung von erkannten Problemen
Bei der empirischen Überprüfung werden die Erfahrungen des Zentrums für Weiterbildung einfließen. Das Projekt verfolgt einen interdisziplinären Ansatz da hier auch Berufsfelder der Frühpädagogik einbezogen werden. Es wird eine Fülle von Themen für mögliche Master-Arbeiten bieten. Zudem ist es für die Weiterentwicklung der Profession von großem Interesse. [1] Hiermit sind ebenso die Berufsfelder der Frühpädagogik (0-12) gemeint. Die in Klammern angegebene Altersspanne richtet sich hier nach den Altersangaben der meisten Bildungspläne der Bundesländer. [2] Wir folgen hier dem Mainstraem und setzen einen gedanklichen Anfangspunkt der Zunahme globaler Bewegungen zu Beginn der 1990ger Jahre. [3] Positiv zu vermerken wäre, dass im Zuge des Globalisierungsprozesses innerhalb der Profession Transnationalität an Bedeutung gewinnt. [4] Hier könnte, nach herausarbeiten entscheidender, leitender Fragestellungen, der Prozess einer Triangulation und eines Methodenmix verdeutlicht werden. Neben Datenanalyse und qualitativen, teilgeleiteten Interviews bietet sich hier eine quantitative Prüfung aktueller Daten an. Weiterhin kann geprüft werden, wie die Erfassung eigener Daten bspw. innerhalb der LIGA der Wohlfahrtspflege Berlin vorgenommen wird. In vielen Fällen sind nämlich die Datenerfassungssysteme, etwa zu Fragen des „demographischen Wandels", zwischen den LIGA Fachverbänden nicht kompatibel. Eine klare Aussage und untermauerte Problemlösung seitens des Dachverbandes daher auch kaum möglich. Auch hier können Vorschläge zur Verbesserung erarbeitet werden. |