„Extreme Rechte und gesellschaftliche Gegenstrategien" (W002) In vielen europäischen Ländern ist die extreme Rechte und die Frage, wie die Gesellschaft damit umgeht, von Bedeutung. Sozialarbeiterisches Handeln ist hierbei in vielfältiger Form erforderlich, von der Beobachtung des Geschehens, der systematischen Erforschung über die politische Bildung bis hin zur Praxis z.B. im Rahmen von Quartiersmanagement oder der gesellschaftlichen Reintegration Betroffener. Geplant ist im Rahmen des Wahlmoduls eine aktivierende Lehrform. Die Studierenden setzen sich interdisziplinär und international vergleichend auseinander mit: - der Forschung zum Thema Rechtsextremismus - den wirtschaftlichen, sozialpolitischen und gesellschaftlichen Hintergründen - und der Praxis, insbesondere für Sozialarbeiter/-innen Im Wintersemester 2010/11 wurde das Wahlmoduls erstmals angeboten und hatte folgende Inhalte, die im Rahmen der Lehr-Evaluation sehr übereinstimmend als sehr praxisrelevant eingestuft wurden Ziel des Seminars ist es, eine Handlungsstrategie für die ASH Berlin in Umgang mit der extremen Rechten zu erarbeiten. Schließlich ist auch die Hochschule in den letzten Monaten wiederholt Ziel rechter Anschläge geworden. Am Anfang steht jedoch ein theoretischer Teil, ohne welchen das Phänomen extreme Rechte gar nicht greifbar ist. Es sind Texte zu lesen. Zu den jeweiligen Texten wird das Seminar in Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe ließt einen Text und stellt Fragen/Kommentare in moodle zusammen. Auf die Kommentare/Fragen können alle Seminarteilnehmer/-innen antworten. Am Ende steht ein Handout mit den wichtigsten Thesen der Texte. Jede Gruppe gibt zur nächsten Seminareinheit ein Inputreferat zu seinen Texten. Anschließend folgt eine Diskussion zu den Thesen Diskussion. Hintergrund: Teilnehmer/-innen lesen dann auch den Text gründlich und zu Beginn des Seminars sind bereits erste Fragen zur Diskussion vorhanden. I Theoretischer Teil 1. Seminareinheit: * Begrüßung, Vorstellung, Verständigung über Seminainhalte, Organisatorisches, Einführung in moodle. Ausgabe der Texte 2. Seminareinheit: 5 Gruppen haben sich vorbereitet. * Was ist Rassismus? Der Begriff wird anhand des folgenden Textes erarbeitet: Georg L. Mosse: Der Rassismus. Wurzeln und Dimensionen, in: Georg L. Mosse: Geschichte des Rassismus in Europa, Frankfurt a.M: 1990. (11 Seiten) Zudem ist das letzte Kapitel des gleichen Buches zu lesen (ca. 6 Seiten)
* Was ist Antisemitismus? Der Begriff wird anhand des folgenden Textes erarbeitet: Michael Moreitz: Judenfeindschaft in der deutschen Geschichte und Gegenwart, in: A.G. Gender-Killer (Hg.): Antisemitismus und Geschlecht, Münster 2005. und Wolfgang Benz: Mehrheit und Minderheit. Signale aus dem Publikum an die Juden in Deutschland, in: Wolfgang Benz: Was ist Antisemitismus, München 2004. * Was ist Faschismus? Der Begriff wird anhand des folgenden Textes erarbeitet: Zeev Sternhell: Faschistische Ideologie, Berlin 2002, S. 11-23 und 87-99. * Was ist Rechtsextremismus? Was ist „extreme Rechte"? Der Begriff wird anhand des folgenden Textes erarbeitet: Der Rechtsextremismusbegriff - Einführung und Problemanzeige, in: FES-Studie: Rechtsextreme Einstellungen 2010 - die komplette Studie. * Was ist die „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit"? Der Begriff wird anhand des folgenden Textes erarbeitet: Roland Roth: Demokratie braucht Qualität!, Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin 2010, S.16 f. 3. Seminareinheit: 4 Gruppen haben sich vorbereitet * Welche Gegenstrategien finden im Bereich der extremen Rechten Anwendung? Die Gegenstrategien werden anhand des folgenden Textes erarbeitet: Peter Rieker: Rechtsextremismus. Prävention und Intervention. Ein Überblick über Ansätze, Befunde und Entwicklungsbedarf 4. Seminareinheit: Extreme Rechte im europäischen Vergleich Das Vorgehen zu diesem Thema wird zu Semesterbeginn besprochen. II Politische Bildung gegen Rechts in der Praxis 5. Seminareinheit Vortrag:
* Dr. Heike Radvan: „Pädagogisches Handeln und Antisemitismus"
Heike Radvan promovierte an der ASH Berlin und hat zu pädagogischen Methoden gegen Antisemitismus promoviert --> Einblick in die Forschung. Teilnehmer/-innen eine berufliche Perspektive mit der Thematik vor Augen führen --> Diskussion der Thesen über moodle 6. Seminareinheit: * politische Bildung gegen Rechts im Selbstversuch Verschwörungstheorien leicht gemacht: Wir geben einen Input zu Verschwörungstheorien und ihren Mechanismen --> danach Gruppenarbeit. Teilnehmer/-innen sollen sich in Gruppen ihre eigene Verschwörungstheorie erstellen --> Sie dürfen alles nutzen. Bibliothek, Internet, usw. Die Theorien müssen Fragmente herkömmlicher Verschwörungstheorien enthalten (Zahl 23, Codes usw.), sollen jedoch eine vollkommen neue, wenn möglich absurde Theorie darstellen --> Dadurch sollen Verschwörungstheorien ad absurdum geführt werden. Anschießend Diskussion, ob die vorgestellte Methode eine wirksame ist oder ob sie vielleicht auch Gefahren birgt. 7. Seminareinheit: Vortrag: * Apabiz: Der Nazis neue Kleider Unter den Neonazis herrscht "Bewegung": Neonazistische "Hatecore"-Anhänger mit Piercings und Spitzbärten, Rechtsrock-"Girlies" mit bunten Haarsträhnen, Kameradschaftsaktivisten und -aktivistinnen im "Autonomen-Look", die unter der schwarzen Fahne marschieren. Die bisher typische Symbolik von Stahlhelm und Frakturschrift weicht poppigen Bildern, Tribals oder Flammenzeichen. In anderen Teilen der Szene unübersehbar ist der Trend zu einem "normalen" Outfit, in dem die Codes und Symbole allenfalls dezent getragen werden. Der glattrasierte, mit Aufnähern überpflasterte Skin ist endgültig zum Klischeebild verkommen. Dies alles sind sichtbare Zeichen von sozialen Differenzierungsprozessen in der neonazistischen Jugendkultur. Doch von einer Auflösung kann keine Rede sein, vielmehr von einer dynamischen Entwicklung, in der die unterschiedlichen Stile unter der ideologischen Klammer von Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus koexistieren. Die Einschätzung darüber, was sich heute in der Neonaziszene abspielt und wohin das führt bzw. führen kann, ist jedoch Grundlage für zukünftige antifaschistische Strategien. Auf der Veranstaltung wollen wir die stilistischen Entwicklungen anhand von Folien verdeutlichen und analysieren. Wahrheiten werden dabei nicht geboten. Vielmehr wird der Referent verschiedene Thesen als Impulse für die gemeinsame Diskussion vorstellen. --> Kann man Neonazis erkennen? 8. Seminareinheit: * Zum Umgang mit extrem rechter Klientel in der Jugendarbeit a) Inputreferat zur akzeptierenden Jugendarbeit durch Teilnehmer/-innen --> Ergänzung durch multimediale Beispiele (Videos, Internet) b) Inputreferat zur subversiven Verunsicherungspädagogik --> Ergänzung durch multimediale Beispiel (Vor allem Videos, die in der subversiven Verunsicherungspädagogik eingesetzt werden.) --> Diskussion zu Stärken und Schwächen der beiden Ansätze 9. Seminareinheit: Vortrag:
* Heyl: Politisch-historische Bildungsarbeit anhand der Gedenkstätte Ravensbrück --> Einblick in die Forschung. Teilnehmer/-innen eine berufliche Perspektive mit der Thematik vor Augen führen --> Über moodle bis zum nächsten Termin die Vor- und Nachteile von Heyl, subversiver Versicherungspädagogik und akzeptierender Jugendarbeit diskutieren. Insbesondere unter dem Gesichtspunkt berufsethischer Prinzipien der Sozialen Arbeit. 10. Seminareinheit * Planspiel: Gegenstrategie bei NeoNazis Name: Neonazis in der Stadt Überall. Dauer: ein Tag: 09.00 bis 17.00 Uhr (ggf. in der Blockwoche). Dafür entfallen bis auf die Ausarbeitung einer Gegenstrategie alle weiteren Termine. III. Ausarbeiten einer Gegenstrategie für die ASH Ziel ist es, weiter an einem Handlungskonzept zu arbeiten, in dessen Mittelpunkt die Frage steht, in welcher Form die ASH Berlin sich in diese Gegenstrategie einbringen kann. Hierzu ist eine Zusammenarbeit mit Akteuren sinnvoll, die in der Region aktiv sind. Auch eine Kooperation mit Universitäten und Hochschulen in Berlin-Brandenburg wäre denkbar. |