Kommentar |
Was ist und wozu betreiben wir Kritik in der Sozialen Arbeit? Dass sich in den letzten Jahren in der Philosophie, Soziologie und der Sozialen Arbeit die Frage nach der Kritik als virulent gestellt hat, hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass die Darstellung gesellschaftlicher Verhältnisse so erscheint, als ob es keine Alternativen zur vorherrschenden Wahrnehmung gesellschaftlicher Wirklichkeit gibt. Vor diesem Hintergrund zielt die Auseinandersetzung mit dem Thema Kritik darauf, Handlungsspielräume aufzuzeigen. Das wozu Kritik, setzt aber eine Bestimmung dessen voraus, was überhaupt Kritik ist. Im alltagssprachlichen Gebrauch von Kritik geht es um die prüfende Beurteilung von etwas auf dem Hintergrund eines Maßstabs. Voraussetzung für Kritik ist, dass es alternative Entscheidungsmöglichkeiten gibt, so dass die Form wie entscheiden worden ist, kritisiert werden kann. Was ist aber der Maßstab der Kritik? Wenn philosophisch der Begriff Kritik erörtert wird, wird darauf hingewiesen, dass das System der Bewertungen selbst wiederum der Kritik unterzogen werden müsse. Es geht dann um die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit von Kritik und dessen Bedeutung für die Beobachtung von Gegenständen. Das scheint für die Soziale Arbeit zunächst sehr abstrakt. Gilt es nicht vielmehr darum, sich für ein gutes bzw. besseres Leben in einer gerechten Gesellschaft zu engagieren? Reicht es nicht aus bestimmte theoretische Positionen wie beispielsweise die der „kritischen Theorie" à la Horhkeim, Marcuse, Adorno etc. in Anspruch zu nehmen, um sich als „kritisch" zu bezeichnen? Sind begriffliche oder normative Grundlagen Voraussetzung für Kritik oder muss Kritik nicht vielmehr sich selbst reflexiv in den Blick nehmen? Die Ringvorlesung zielt darauf aufzuzeigen, wie aus unterschiedlichen theoretischen Bezügen Kritik formuliert werden kann. Es gilt, die Kritik selbst kritisch in den Blick zu nehmen, um nach den jeweiligen blinden Flicken zu gucken, die entstehen, wenn man Kritik formuliert. Im ersten Teil der Ringvorlesung geht es darum, sich in philosophischer und soziologischer Perspektive mit dem Gegenstand der Kritik auseinander zu setzen. Im zweiten Teil der Ringvorlesung stehen thematische Auseinandersetzungen im Vordergrund, wobei die kritische Perspektive auf diesen Gegenstand jeweils expliziert wird, so dass nicht nur eine Auseinandersetzung über den Gegenstand, sondern auch über die Beobachtung des Gegenstandes möglich ist. Folgende thematische Bezugspunkte mit jeweils unterschiedlichen theoretischen Ausgangspunkten der Kritik werden gewählt: 1. Ökonomie, 2. Interkulturalität/Transkulturalität, 3. Bildung, 4. Alter |