Kommentar |
ohne Gruppe
„Armut? Sowas gibt es bei uns doch nicht!“ So oder ähnlich lauten oft politische Aussagen. Im Vergleich mit Ländern wie bspw. der Sahelzone mag das ansatzweise stimmen. Auch wenn niemand in Deutschland hungern muss, gibt es doch mehr oder minder offensichtliche Armut: Angefangen mit Bildung führt der Weg über den Arbeitsmarkt und damit das Einkommen hin zu Wohnsituationen und Überschuldungslagen. Kommt ein Migrationshintergrund hinzu, erschweren kulturelle und sprachliche Hindernisse die Situation zusätzlich. Allen diesen Bereichen ist jedoch gemein, dass es sich um klassische Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit handelt. Armut, ihre Ursachen und ihre Bekämpfung sind demnach sehr wohl Themen der Sozialen Arbeit. Unsere Klientinnen befinden sich überwiegend in Armutslagen; und es erscheint zwingend notwendig, die strukturellen Hintergründe zu betrachten. Im Alltag wird Betroffenen regelmäßig unterstellt, dass sie sich nicht genug bemühen würden, um sich selbst aus der Notlage zu befreien. Dabei ist diese Ansicht keinesfalls ein Produkt der neoliberalen Reformen zu Beginn des neuen Jahrtausends, sondern hat eine lange zurückreichende Tradition, von der auch die Soziale Arbeit nicht unbeeinflusst blieb. Auch heute (noch) vertreten Sozialpädagoginnen die Ansicht, dass Betroffene an ihrer Situation selbst schuld wären. Engagement und Eigeninitiative werden gefordert; und wer sich nicht anstrengt, der „will es dann ja auch nicht anders“. Aber stimmt das wirklich? |