Kommentar |
ohne Gruppe
- Inhaltliche Darstellung und Zielsetzung des Projektes
Die Kriminologie ist eine primär empirische Wissenschaft, die den Umfang der Kriminalität erforscht und sich im wesentlichen mit drei Themenkomplexen befasst: Mit den Erscheinungsformen und Ursachen der Kriminalität, mit den Tätern und Opfern und mit den Instanzen und Mechanismen formeller und informeller Kontrolle. Dabei beschäftigt sich die sozialwissenschaftliche Kriminologie nicht nur mit „kriminellem“ Verhalten, das sich auf Normverstöße die im Strafrecht geregelt sind bezieht, sondern auch mit „deviantem Verhalten“- also einem Verhalten das von der gesellschaftlichen Norm abweicht. In beiden Bereichen der Kriminalität und Devianz bestehen auch Schnittstellen zur Disziplin und Profession sowie Praxis der Sozialen Arbeit. Als eine Profession, die in möglichen Hilfs- und Kontrollfunktionen innerhalb der Instanzen sozialer formeller und informeller Kontrolle mitwirkt. So bspw. bei der Kontrolle des Strafjustizsystems (Straffälligen- und Bewährungshilfe, Jugendgerichtshilfe) im Bereich der Opferhilfe- und des Opferschutzes und im Bereich der Prävention.
Das Projekt Kriminologie und Soziale Arbeit setzt an diesen Schnittstellen an. Zielsetzung ist es, den Studierenden eine kriminologische Perspektive und einen professionellen Blick auf Kriminalität und abweichendes Verhalten für die Praxis der Sozialen Arbeit zu vermitteln.
Die Studierenden sollen innerhalb verschiedener kriminologischer Handlungs- und Arbeitsfelder befähigt werden, die multidimensionalen Anforderungen und Problemlagen wahrzunehmen und dazu mögliche passgenaue kriminologische Interventionen und Hilfestellungen innerhalb der Mechanismen formeller und informeller Kontrolle zu erkennen, zu formulieren und auch umzusetzen. Neben der Erarbeitung der empirisch kriminologischen Forschungsansätze und Grundlagen, erlernen die Studierenden Theorien der Kriminologie und Kriminalisierung ( Kriminalitätstheorien) sowie Viktimologie, erkennen Mechanismen der Sozialen Kontrolle als Interventions- und Präventionsansätze, lernen
Funktionsweisen und rechtliche Grundlagen im Umgang mit Kriminalität kennen ( Strafrecht, Strafprozessrecht, Strafvollzugsrecht, Jugendstrafrecht, Bewährungshilfe, Opferschutz, Betäubungsmittelrecht), lernen Konzepte der Sozialen Kontrolle aus dem Bereich der Intervention und Prävention kennen. Dadurch sollen sie befähigt werden, konkrete kriminologische Ansätze für die Praxis der Sozialen Arbeit zu bewerten, entwickeln und anwenden. Im Vordergrund des Projekts steht hierbei die konkrete inhaltliche praxisbezogene Bearbeitung kriminologischer Fragestellungen aus verschiedenen Kriminalitätsbereichen. Die Studierenden wählen einen eigenen kriminologischen Schwerpunkt aus folgenden ( nicht abschließenden) Bereichen: Jugendkriminalität, Drogenkriminalität, Gewaltkriminalität (Häusliche Gewalt), Sexualisierte Gewalt (Vergewaltigung, sexueller Missbrauch), Prostitution, Frauenhandel, Sextourismus, Straffälligen- und Bewährungshilfe, Opferhilfen -und Opferrechte, „Ausländerkriminalität”, Psychiatrie und soziale Kontrolle, Strafvollzug (Maßregelvollzug, Sicherungsverwahrung) und Alternativen zum Strafvollzug, Hasskriminalität, Politische Kriminalität, Kriminalisierung Schwangerschaftsabbruch, Sterbehilfe etc.
Aus diesen Kriminalitätsphänomenen/kriminologischen Themen können individuell für das gesamte Projekt ein eigenes kriminologisches Thema wählen und bearbeiten. Gruppenarbeiten sind möglich/erwünscht. Lernziel ist es zum Kriminalitätsphänomen/Thema entsprechende kriminologische Interventionen und Hilfestellungen innerhalb der Mechanismen formeller und informeller Kontrolle zu entwickeln. |
Literatur |
<p>- AK Hochschullehrerinnen Kriminologie, Straffälligenhilfe in der Sozialen Arbeit (Hrsg.), Kriminologie und Soziale Arbeit<br /> - Cornel, Resozialisierung durch Soziale Arbeit: Ein Lehrbuch für Studium und Praxis, 2020<br /> - Cornel/Trenzcek, Strafrecht und Soziale Arbeit <br />- Albrecht Kriminologie 4. Auflage München 2020 <br />- Lambert, Theorien abweichendes Verhalten, UTB Verlag 2019 <br />- Eisenberg/Bung/Kölbel Fälle zum Schwerpunkt Kriminologie/Strafrecht <br />– Strafprozess, Kriminologie, Jugendstrafrecht, Strafvollzug, Beck Verlag 2021 <br />- J Cremer-Schäfer, H./Steinert, H. (2019). Straflust und Repression. Zur Kritik der populistischen, Kriminologie. Münster: Westfälisches Dampfboot <br />- Janssen/Riehle, Lehrbuch Jugendstrafrecht - Dollinger, B./Schmidt-Semisch, H. (Hrsg.): Handbuch Jugendkriminalität. Kriminologie und Sozial-Pädagogik im Dialog, Springer Verlag 2019 <br />- Kawamura-Reindl, Schneider, Lehrbuch Soziale Arbeit mit Straffälligen, Studienmodule Soziale Arbeit 2019 <br />- Hoffmann, Drogenkonsum und -kontrolle: Zur Etablierung eines sozialen Problems im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts (Perspektiven kritischer Sozialer Arbeit, Band 13,20 <br />- Fastie, Frieda, Opferschutz im Strafverfahren: Psychosoziale Prozessbegleitung bei Gewalt- und Sexualstraftaten. Ein interdisziplinäres Handbuch, 2018</p> |