Gruppe 1
Kritische Medienarbeit
„Eine soziale Bewegung, über die nicht berichtet wird, findet nicht statt“ (Raschke 1985:343).
„Das Radio ist für uns nicht nur eine Alternative zu den bestehenden Medien. Sondern es ist unsere Stimme und dient auch dazu, die Verbindung zwischen den Aktivist*innen herzustellen“ (Sachamanta, Dokumentarfilm, ARG/D, 50 min., OmU, Kameradistinnen).
Dieses Seminar soll Hintergründe und Methoden „des“ Medienaktivismus vermitteln. Medienaktivismus bezeichnet ein weites Feld von Interventionen, die mittels verschiedener Medien – in der Regel Radio und Video, zunehmend auch mit einer Internetpräsenz - Öffentlichkeiten erreichen wollen, um Zensur zu umgehen, Anliegen zu präsentieren oder / und die Community zu stärken bzw. aufzubauen. Viele der Methoden kommen aus dem Globalen Süden. So war es auch Argentinien, das erstmals freien Medien einen Zugang zur staatlichen Finanzierung per Gesetz ermöglichte oder Radio Kayira, ein freies Radio in Mali, das durch Radiosendungen den Aufbau der Bewegungen der abgeschobenen Malier*innen, ermöglichte.
Der so genannte Arabische Frühling 2001, der den Auftakt für einen globalen Bewegungszyklus bildete, brachte die „Networked Social Movements“ (vgl. Castells: 2015) hervor, die neben der Besetzung öffentlicher Plätze auch vor allem soziale Medien für ihre Kommunikation nutzten. Im Weltsozialforumsprozess formierte sich 2008 im brasilianischen Amazonas das Weltmedienforum, mit dem Anliegen, die Kommunikationsrechte, festgeschrieben in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, zu stärken, und die Initiative der Befreiungsbewegungen gegen die Kolonialisierung aus den 1980er Jahren zu diesem Zweck - damals im Rahmen der UNESCO - somit weiterzuführen bzw. wiederaufzunehmen.
Im Globalen Norden sind Medien und die mediale Kommunikation oftmals die wichtigste Ressource sozialer Bewegungen, so haben sich etwa in Deutschland viele medienaktivistische Initiativen an der Seite der „Neuen Sozialen Bewegungen“ der 1970er und 80er Jahre entwickelt. In den USA spielen medieaktivistische Initiativen auch im Community Buildung eine wichtige Rolle – wie z.B. in dem Widerstand gegen die Privatisierung des Wassers. In der Black Lives Matter Bewegung war es auch das framing auf twitter („How a hashtag defined a movement“), was der Bewegung zu öffentlicher Präsenz verhalf.
In diesem Seminar wollen wir sowohl theoretische als auch praktische Grundlagen für ein Verständnis und die Anwendung medienaktivistischer Methoden legen. Neben Workshops dazu mit Unterstützung der Medienwerkstatt der ASH werden wir uns verschiedene historische und aktuelle Ansätze anschauen und Texte dazu – auf Englisch und Deutsch – lesen und diskutieren sowie Filme und podcasts und social media rezipieren.
Gruppe 2
Communities und Sozialräume als Handlungs- und Forschungsperspektiven Sozialer Arbeit
Mit den zunehmend populärer werdenden gemeinwesen- und sozialraumorientierten Programmatiken in der Sozialen Arbeit verbinden sich unterschiedliche Konnotationen, u.a.:
- Der Aufbau von Gestaltungs- und Gegenmacht marginalisierter Communities durch Gemeinwesenarbeit im Sinne eines kollektiven Empowerments
- Eine kritische Positionierung Sozialer Arbeit gegenüber den neuen Regimes städtischer Ausgrenzung und Verdrängung
- Die Wiederentdeckung der Bedeutung von räumlicher Aneignung als Bildungsprozess
- Das fachliche Bemühen, eine stärkere Kontextualisierung der Adressat*innen in ihre Umweltbezüge und -prägungen vorzunehmen und mittels fallunspezifischer Arbeit Lebenswelten mitzugestalten („Der Fall im Feld“)
Neben der Analyse zentraler sozialpädagogischer (Raum-) Konzepte wie Community, Sozialraum und Gemeinwesen erfolgt eine vertiefte Auseinandersetzung mit grundlegenden handlungsmethodischen Ansätzen der Gemeinwesenarbeit, des Community Organizings und des Fachkonzepts Sozialraumorientierung. Ausgeleuchtet wird schließlich, welche Veränderungsprozesse öffentlicher und freier Träger erforderlich sind, um die methodisch-fachlichen Implikationen einer Communityorientierung in der Sozialen Arbeit zu stützen. Das Seminar findet in Präsenz statt, vereinzelt wird es Sitzungswochen mit asynchroner Lehre geben. |