Gruppe 1
Seit Beginn der Professionalisierung von Fürsorge/ Sozialer Arbeit engagierten sich Frauen* im Bereich der „Gefährdetenfürsorge“ für Mädchen* und Frauen* auf unterschiedlichen Ebenen: als Fürsorgefunktionärinnen, als Sozialpolitikerinnen und als Fürsorgerinnen. Im Mittelpunkt schien der Wunsch zu stehen, diesen Frauen* und Mädchen* zu helfen, sie zu „retten“ – und das aus einer ganz unpolitischen Motivation heraus. Für die betroffenen Mädchen und Frauen konnte dieses fürsorgerische Handeln zu Stigmatisierung, Ausgrenzung und Verfolgung führen. In dem Seminar sollen diese Kontinuitäten exemplarisch am Beispiel von Fürsorgefunktionärinnen für die Zeit der Weimarer Republik bis in die Nachkriegszeit in den Blick genommen werden (im Nationalsozialismus konnte die fürsorgerische Praxis bis hin zur Ermordung der Betroffenen führen). Zudem soll der Frage nach gegangen werden, inwiefern ein Verständnis von Sozialer Arbeit als „unpolitisch“ (und „weiblich“) die Diskriminierung und Disziplinierung von Frauen* und Mädchen*, die nicht in das Bild der bürgerlichen Frau passten, Vorschub geleistet hat.
Literatur wird im Moodle Kurs zur Verfügung gestellt.
Das Seminar findet online und synchron statt.
Gruppe 2
Das Konzept von Social Justice zeigt die Verwobenheit und die Wechselwirkungen von Theorie und Praxis auf der einer Seite, sowie Wissenschaft und sozialen Bewegungen auf der anderen Seite. Social Justice bietet nicht nur theoretische Grundlagen für die Arbeit mit Menschen, sondern auch (oder vor allem) ein Werkzeug für den alltäglichen Umgang miteinander und das gemeinsame Gestalten des gesellschaftlichen Zusammenlebens.
In diesem Seminar soll es zunächst um die Geschichte und Entwicklung der Idee von Social Justice und die Rolle der sozialen Bewegungen in diesem Zusammenhang gehen. Anschließend werden die für Social Justice grundlegenden Konzepte, wie Diversity oder Intersektionalität, sowie die Frage der Gerechtigkeit diskutiert. Hierbei soll es auch stets um die Reflektion der eigenen (Macht-)Position gehen. Im letzten Teil des Seminars werden einige ausgewählte Formen der Diskriminierung analysiert und der Bezug zur Sozialen Arbeit als Profession hergestellt. Bei Betrachtung der einzelnen Diskriminierungsformen wird der Fokus auf die Komplexität der Lebenslagen und die Vielschichtigkeit der strukturellen Diskriminierungen und ihren Konsequenzen liegen.
Literaturhinweise werden im Seminar gegeben und auf Moodle eingestellt.
Gruppe 3
Die Geschichte der Sozialen Arbeit in Deutschland ist eng mit der Entstehung und Entwicklung Sozialer Bewegungen verbunden. Vor dem Hintergrund sozialer Wandlungen haben Frauen-, Arbeiter- und Jugendbewegung wie auch die Neuen Sozialen Bewegungen theorie- und praxisbezogen Anstöße gegeben und Einfluss genommen auf die Entstehung. Entwicklung und Profilierung der Profession der Sozialen Arbeit und die Herausbildung ihrer Institutionen, Handlungsfelder und Methoden. Im Rahmen des Seminars werden den Impulsen und Herausforderungen historischer wie aktueller Sozialer Bewegungen für die Entwicklungen innerhalb der Sozialen Arbeit nachgegangen, historisch bedeutsame Abschnitte und Ereignisse analysiert und reflektiert mit Blick u.a. auf folgende Fragen: Was genau waren und sind historische wie aktuelle Soziale Bewegungen und wer waren und sind ihre Träger? Warum engagier(t)en sich die Menschen lokal und welche konkreten Ideen stehen dahinter? Thematisiert neben der Frauen-, Arbeiter- und Jugendbewegung werden die Heimerziehungsbewegung, Frauenhaus- und Kinderladenbewegung, Rechte soziale Bewegungen, Menschenrechtsbewegung, Selbsthilfebewegungen, Refugeebewegungen und weitere Bewegungen, die von den Studierenden ins Seminar eingebracht werden.
Die Bereitschaft zum Literaturstudium im Seminarverlauf wird vorausgesetzt.
Einführende Literatur:
Franke-Meyer, Diana/ Kuhlmann, Carola (Hrsg.): Soziale Bewegungen und Soziale Arbeit, Springer VS, Wiesbaden 2018
Roth, Roland/ Rucht, Dieter (Hrsg.): Die sozialen Bewegungen in Deutschland seit 1945. Ein Handbuch, Campus Verlag. Frankfurt/Main 2008
Wagner, Leonie (Hrsg.): Soziale Arbeit und Soziale Bewegungen, VS Verlag für Sozialwissenschaften. Wiesbaden 2009
Diese LV findet online statt und hat asynchrone und wie synchrone Anteile. Wir treffen uns regelmäßig wenigstens alle 2 Wochen per Zoom, Näheres zu Beginn des Semesters.
Gruppe 4
In diesem Seminar werden Theorien beleuchtet, die Machtbeziehungen in der Sozialen Arbeit thematisieren bzw. die zur Analyse von Machtverhältnissen genutzt werden können. Ausgangspunkt ist, dass die Soziale Arbeit als Profession und Disziplin nicht im machtfreien Raum verortet werden kann, sondern das Denken und Handeln auf komplexe Weise mit gesellschaftlichen, organisationalen, sozialräumlichen oder zwischenmenschlichen Machtverhältnissen verbunden ist. Es wird der Frage nachgegangen, welche Antworten Theorien der Sozialen Arbeit auf Ungleichheiten, Konflikte und Widersprüche in (post-)modernen Gesellschaften bieten können. Zudem soll kritisch reflektiert werden, wie die Soziale Arbeit selbst an der Produktion und Aufrechterhaltung von Hierarchien und Asymmetrien beteiligt ist und wie durch eine machtkritische Haltung ein professioneller Umgang damit gefunden werden kann. Aus der Perspektive verschiedener Machttheorien – von systemischen bis poststrukturalistischen – werden unterschiedliche Machtverständnisse anhand von Texten und Fallbeispielen analysiert und auf deren Relevanz für die Soziale Arbeit hin befragt. Ziel der vertiefenden Beschäftigung mit Machttheorien ist, die Professionalität des sozialarbeiterischen Handelns – deren Möglichkeiten und Grenzen – zu reflektieren und die eigene professionelle Haltung weiterzuentwickeln.
Diese LV findet online statt und hat asynchrone und synchrone Anteile. Die synchronen Sitzungen finden zu thematisch sinnvollen Zeitpunkten ca. alle 2-3 Wochen statt.
Gruppe 5:
Zur Geschichte, Form und Politik migrantischer Selbstorganisationen und antirassistischer Kämpfe. |