Gruppe 1 - Toppe, S.:
Die Geschichte der Sozialen Arbeit in Deutschland ist eng mit der Entstehung und Entwicklung Sozialer Bewegungen verbunden. Vor dem Hintergrund sozialer Wandlungen haben Frauen-, Arbeiter- und Jugendbewegung wie auch die Neuen Sozialen Bewegungen theorie- und praxisbezogen Anstöße gegeben und Einfluss genommen auf die Entstehung. Entwicklung und Profilierung der Profession der Sozialen Arbeit und die Herausbildung ihrer Institutionen, Handlungsfelder und Methoden. Im Rahmen des Seminars werden den Impulsen und Herausforderungen historischer wie aktueller Sozialer Bewegungen für die Entwicklungen innerhalb der Sozialen Arbeit nachgegangen, historisch bedeutsame Abschnitte und Ereignisse analysiert und reflektiert mit Blick u.a. auf folgende Fragen: Was genau waren und sind historische wie aktuelle Soziale Bewegungen und wer waren und sind ihre Träger? Warum engagier(t)en sich die Menschen lokal und welche konkreten Ideen stehen dahinter? Thematisiert neben der Frauen-, Arbeiter- und Jugendbewegung werden die Rettungshausbewegung, die Sexual- und Lebensreformbewegung, die Frauenhaus- und Kinderladenbewegung, Menschenrechtsbewegung, Refugeebewegung und weitere Bewegungen, die von den Studierenden ins Seminar eingebracht werden.
Die Bereitschaft zum Literaturstudium im Seminarverlauf wird vorausgesetzt.
Einführende Literatur:
Franke-Meyer, Diana/ Kuhlmann, Carola (Hrsg.): Soziale Bewegungen und Soziale Arbeit, Springer VS, Wiesbaden 2018
Roth, Roland/ Rucht, Dieter (Hrsg.): Die sozialen Bewegungen in Deutschland seit 1945. Ein Handbuch, Campus Verlag. Frankfurt/Main 2008
Wagner, Leonie (Hrsg.): Soziale Arbeit und Soziale Bewegungen, VS Verlag für Sozialwissenschaften. Wiesbaden 2009
Gruppe 2 - Smykalla, S.:
In diesem Seminar werden Machtbeziehungen in der Sozialen Arbeit als Profession und als Disziplin beleuchtet. Ausgangspunkt ist, dass Soziale Arbeit nicht im machtfreien Raum stattfindet, sondern mit Machtverhältnissen auf gesellschaftlicher, institutioneller und individueller Ebene verbunden ist. Es wird gefragt, welche Antworten die Soziale Arbeit auf Ungleichheiten, Konflikte, Diskriminierungen und Widersprüche in aktuellen Gesellschaften bieten kann. Zudem soll kritisch reflektiert werden, wie die Soziale Arbeit selbst an der Aufrechterhaltung von Hierarchien, Asymmetrien und Ausgrenzungen beteiligt ist und wie mithilfe eines „produktiven” Machtverständnisses ein professioneller Umgang damit gefunden werden kann. Aus der Perspektive verschiedener Theorien – wie der Lebenswelt- und Lebensbewältigungsorientierung sowie systemischen und poststrukturalistischen Theorien – werden Machtbeziehungen anhand von Texten und Fallbeispielen analysiert und auf deren Praxisrelevanz hin befragt. Ziel der vertiefenden Beschäftigung mit Machttheorien ist, die Professionalität des sozialarbeiterischen Handelns – deren Möglichkeiten und Grenzen – zu reflektieren und die eigene professionelle Haltung weiterzuentwickeln.
Gruppe 3 - Lau, D.:
Zur Geschichte jüdischer Wohlfahrtspflege
Das Seminar beschäftigt sich mit der Geschichte jüdischer Wohlfahrtspflege in Deutschland und setzt dabei drei Schwerpunkte: Wir beschäftigen uns mit den ethischen Grundlagen jüdischer Sozialarbeit (Zedakah) und ihrer Bedeutung für die Professionalisierung Sozialer Arbeit den jüdischen/zionistischen Frauen- und Jugendbewegungen und ihren Beiträgen zur Entwicklung der jüdischen Wohlfahrtspflege sowie den Einrichtungen und Organisationen jüdischer Wohlfahrtspflege, insbesondere in Berlin. Historisch beleuchtet das Seminar insbesondere die Entwicklungen im Kaiserreich, der Weimarer Republik und dem Nationalsozialismus.
Gruppe 4 - Gaida, O.:
Stigmatisierte Jugendliche. (Dis-) Kontinuitäten der Jugendfürsorge vom Nationalsozialismus zur Nachkriegszeit
Die Jugend- und Sozialfürsorge verfolgte gemeinsam mit der Polizei in der NS-Zeit Jugendliche, die sie als „unerziehbar” und „asozial” angesehen haben. Sie kamen in Heime und Jugend-KZ. Diese Opfergruppe ist bis heute wenig bekannt und wenig beachtet – genauso die verantwortlichen Täter*innen. Exkursionen an entsprechende Gedenkorte der nationalsozialistischen Verbrechen sind geplant.
Nach 1945 verschwanden die Täter*innen nicht; viele blieben in ihren Funktionen. Wir werden uns damit beschäftigen, was aus der sozialrassistischen Repressionspraxis der Fürsorge wurde. Gab es einen Bruch oder überwog die Kontinuität? Dazu sehen wir uns konkrete Lebenswege von Mädchen und Jungen sowie deren fürsorgerische Beurteilungen an. Der Schwerpunkt liegt darauf, wie Geschlechterzuschreibungen und die Vorwürfe der „Minderwertigkeit” sowie „Arbeitsscheue” zusammenhingen.
In der krisenhaften Nachkriegszeit nahm die Fürsorge zügig ihre Arbeit wieder auf: Setzte sie das NS-Tradition fort? Griff sie Ansätze der Alliierten auf? Orientierte sie sich an Reformideen der Weimarer Republik? Für diese Fragen vergleichen wir die Praxis vor Ort – sowohl im Westen als auch im Osten. Das Ziel ist dabei, was die Exklusion und Inklusion Jugendlicher durch die Fürsorge im 20. Jahrhundert ausmachte, wie der Nationalsozialismus nachwirkte und wo die Gefahren für Soziale Arbeit liegen.
Gruppe 5 - Meißner, M.:
Social Justice als theoretische Grundlage und Haltung für Soziale Arbeit
Das Konzept von Social Justice zeigt die Verwobenheit und die Wechselwirkungen von Theorie und Praxis auf der einer Seite, sowie Wissenschaft und sozialen Bewegungen auf der anderen Seite. Social Justice bietet nicht nur theoretische Grundlagen für die Arbeit mit Menschen, sondern auch (oder vor allem) ein Werkzeug für den alltäglichen Umgang miteinander und das gemeinsame Gestalten des gesellschaftlichen Zusammenlebens.
In diesem Seminar soll es zunächst um die Geschichte und Entwicklung der Idee von Social Justice und die Rolle der sozialen Bewegungen in diesem Zusammenhang gehen. Anschließend werden die für Social Justice grundlegenden Konzepte, wie Diversity oder Intersektionalität, sowie die Frage der Gerechtigkeit diskutiert. Hierbei soll es auch stets um die Reflektion der eigenen (Macht-)Position gehen. Im letzten Teil des Seminars werden einige ausgewählte Formen der Diskriminierung analysiert und der Bezug zur Sozialen Arbeit als Profession hergestellt. Bei Betrachtung der einzelnen Diskriminierungsformen wird der Fokus auf die Komplexität der Lebenslagen und die Vielschichtigkeit der strukturellen Diskriminierungen und ihren Konsequenzen liegen.
Literaturhinweise werden im Seminar gegeben und auf Moodle eingestellt |