1. Gruppe - Lau, D.
Zur Geschichte jüdischer Wohlfahrtspflege in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus
Das Seminar beschäftigt sich mit der Geschichte jüdischer Wohlfahrtspflege in Deutschland und setzt dabei vier Schwerpunkte: Erstens werden wir uns mit jüdischer Ethik (Zedakah) und ihrer Bedeutung für die Professionalisierung Sozialer Arbeit beschäftigen. Zweitens geht es um die jüdischen bzw. zionistischen Frauen- und Jugendbewegungen und ihren Beiträgen zur Entwicklung der jüdischen Wohlfahrtspflege. Drittens betrachten wir einige Berliner jüdische Einrichtungen und Organisationen etwas genauer, wie die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, das jüdische Waisenheim Ahawah und das jüdische Volksheim. Hierzu ist auch eine Exkursion angedacht. Viertens steht die jüdische Sozialarbeit im NS im Zentrum. Dabei werden wir auch Biographien vertriebener jüdischer Sozialarbeiter*innen untersuchen.
2. Gruppe - Gaida, O.
Die Jugendfürsorge: Ihr Weg in die NS-Verfolgung „Asozialer”
Die Jugend- und Sozialfürsorge hat lange maßgeblich Jugendliche verfolgt, die sie als „unerziehbar” und „asozial” angesehen haben. Wir beschäftigen uns vorwiegend mit dieser wenig bekannten NS-Opfergruppen und den verantwortlichen Täter*innen. Die Verfolgung konnte für die Betroffenen bedeuten: Zwangserziehung in Heimen, Zwangssterilisation oder Einweisung in Jugend-KZ.
Wie gerieten Jugendliche schon in den 1920er Jahren und besonders zwischen 1933 und 1945 in das Visier von Fürsorger*innen? Dazu sehen wir uns konkrete Berliner Lebenswege von Mädchen und Jungen an sowie deren fürsorgerische Beurteilungen. Der Schwerpunkt liegt darauf, wie Geschlechterzuschreibungen und die sozialrassistischen Vorwürfe der „Minderwertigkeit” sowie „Arbeitsscheue” zusammenhingen. Wie radikalisierte sich die Verfolgung? Wir diskutieren: Warum beteiligten sich Fürsorger*innen tatkräftig an diesen Verbrechen? Dafür werden wir in die alltägliche Praxis und auf die Traditionen der Fürsorge blicken.
Eine Exkursion an den Gedenkort des ehemaligen Arbeitshauses Rummelsburg, an dem nationalsozialistische Verbrechen verübt wurden, oder in das ehemalige Landeserziehungsheim Struveshof ist geplant.
3. Gruppe - Meißner, M.
Das Konzept von Social Justice zeigt die Verwobenheit und die Wechselwirkungen von Theorie und Praxis auf der einer Seite, sowie Wissenschaft und sozialen Bewegungen auf der anderen Seite. Social Justice bietet nicht nur theoretische Grundlagen für die Arbeit mit Menschen, sondern auch (oder vor allem) ein Werkzeug für den alltäglichen Umgang miteinander und das gemeinsame Gestalten des gesellschaftlichen Zusammenlebens.In diesem Seminar soll es zunächst um die Geschichte und Entwicklung der Idee von Social Justice und die Rolle der sozialen Bewegungen in diesem Zusammenhang gehen. Anschließend werden die für Social Justice grundlegenden Konzepte, wie Diversity oder Intersektionalität, sowie die Frage der Gerechtigkeit diskutiert. Hierbei soll es auch stets um die Reflektion der eigenen (Macht-)Position gehen. Im letzten Teil des Seminars werden einige ausgewählte Formen der Diskriminierung analysiert und der Bezug zur Sozialen Arbeit als Profession hergestellt. Bei Betrachtung der einzelnen Diskriminierungsformen wird der Fokus auf die Komplexität der Lebenslagen und die Vielschichtigkeit der strukturellen Diskriminierungen und ihren Konsequenzen liegen.Literaturhinweise werden im Seminar gegeben und auf Moodle eingestellt.
4. Gruppe - Eichinger, U.
Zur Vertiefung von Theorien Sozialer Arbeit wird ein Überblick über aktuelle Ansätze gegeben und ihr potentieller Nutzen sowie ihre Zumutungen diskutiert. Im Fokus des Seminars stehen allerdings Ansätze mit konzeptionell-gestaltendem Anspruch, die für die spezifischen Handlungskompetenzen Sozialer Arbeit sensibilisieren sowie die Bedeutung ihres organisationalen Handlungsrahmens ausleuchten. Um sich der Vielfalt von Professionstheorien anzunähern werden einschlägige ‚Klassiker‘ herangezogen. Zur Vertiefung werden exemplarisch Beiträge aus dem Diskurs zur Kritischen Soziale Arbeit behandelt, die einen Beitrag zu einem ‚solidarischen Professionsverständnis‘ leisten wollen. Die Bereitschaft zur regelmäßigen Textlektüre und Präsenz in den Veranstaltungen wird vorausgesetzt.
5. Gruppe - Weipert, C.
Inklusion und Exklusion haben in der Geschichte und in der Gegenwart der Sozialen Arbeit eine zentrale Bedeutung. Ausgehend von einer kritischen Reflexion der Rolle von Fürsorger*innen im Nationalsozialismus und der Euthanasiemorde, werden wir uns in diesem Seminar mit der Rolle von Sozialer Arbeit in der Geschichte der Behindertenhilfe beschäftigen. Dabei werden wir uns vertieft mit dem Sammelbegriff „Behinderung”, als eine menschengemachte Differenzkategorie, auseinandersetzen und die Frage nach den jeweils vorherrschenden gesellschaftlichen und ideologischen „Normen” stellen, die das „Abweichende” erst herstellen. Anhand einer vertieften Auseinandersetzung mit der Independent Living Bewegung in den USA und der Krüppel- und Behindertenbewegung in Deutschland, werden wir die Entwicklung von Selbstbestimmung und Inklusion als handlungsleitende Konzepte nachvollziehen und der Frage nachgehen, wie eine kritische inklusive Perspektive heute in verschiedenen Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit aussehen sollte.
Exkursionen sind angedacht und werden zu Beginn des Seminars gemeinsam geplant. |