Sprachbildung ist immer Bildung in zwei Richtungen: Bildung zur Sprache, das heißt Steigerung meiner sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten, und Bildung durch Sprache, das heißt Sprache ist nicht nur ein Ausdrucksmittel, sondern auch „Eindrucksmittel“, sie prägt mein Fühlen und Denken, mein Welt- und Selbstbild. Was ich nicht erzählen kann, habe ich nicht begriffen, und um etwas zu begreifen muß ich davon erzählen.
Sprache wird meistens mehr rein inhaltlich, als Information und Ausdruck wahrgenommen und weniger als „Welterkennungsinstrument“. Diese Seite der Sprache tritt beim freien Erzählen von Geschichten stärker hervor, das nicht ausschließlich instrumenteller Sprachnutzung verhaftet ist. Dadurch eröffnet es Kindern einen breiteren Zugang zum Spracherwerb.
Was unterscheidet das Erzählen von Geschichten von anderen Lehr-Lern-Situationen? Es werden Phantasieräume geöffnet, neue Inhalte, Stimmungen, Farben und Rhythmen, ein neuer Wortschatz aufgerufen. Die Ausdruckskraft ist anders gefordert und angesprochen. Geschichten bilden also eine horizontale Verknüpfung verschiedener thematischer Dimensionen, da sie nicht an die Alltagslogik mit ihren unterschiedlichen Bereichen gebunden sind.
Im ersten Teil des Seminars stehen die Fragen im Mittelpunkt: „ Was heißt Geschichten erfinden und frei erzählen?“. Ist die Geschichte spannend und berührend? Und ist die erzählende Person authentisch und ausdrucksvoll? Die einzelnen Elemente der persönlichen Ausdruckskraft wie Stimme, Körpersprache und Präsenz werden ebenso behandelt wie Erzähldramaturgie, Arbeit mit dem roten Faden, anschaulich Schildern oder Erzeugen von Spannung.
Im zweiten Teil werden Wege erarbeitet und erprobt, Schulkinder unterschiedlichen Sprachniveaus, auch mit nichtdeutscher Muttersprache, in das Spiel des Erfindens, Phantasierens, Ausspinnens und Erzählens zu verwickeln.
Folgende Mittel erleichtern den Zugang zum Erfinden und Darstellen von Geschichten und unterstützen eine spielerische Anmutung, damit das Erzählspiel nicht nur als Sprachunterricht wahrgenommen wird:
Gesten
Bildkarten
Figuren/Requisiten
Zufallsworte
Atmosphären/Stimmungen
Klänge
Geräusche
Arbeit mit Cliffhanger
Die erfolgreiche Teilnahme am Seminar setzt eine regelmäßige Teilnahme an den Präsenzveranstaltungen voraus und schließt Aufgaben zur Vorbereitung für einzelne Veranstaltungen mit ein.
Im Seminar wird mit Video gearbeitet. |
