Kommentar |
CAN`T BEAT THE FEELING: Emotionen und Affekte in Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit und Pädagogik
In den vergangenen Jahren hat es heftige Diskussionen um den Stellenwert von Affekten und Emotionen in Alltag, Politik und Wissenschaft gegeben. Der falsche Gegensatz von Vernunft und Emotionalität ist tief in der Geschichte der europäischen Aufklärung verankert. Sie wird genutzt, um Geschlechterverhältnisse zu begründen und zu rechtfertigen, um antikoloniale Aufstände zu delegitimieren und gleichsam Klassenrealitäten als persönliches Fehlverhalten zu stigmatisieren. Im akademischen Kontext wird von einem „affective turn" gesprochen, in dem nach der Reichweite und den Auswirkungen von Affekten in sozialen Verhältnissen gefragt wird. Arbeitsverhältnisse werden zu Plätzen, an denen emotionale Selbstregulierung zum Bestandteil der Anforderungen wird. In den öffentlichen und professionellen Auseinandersetzungen um Rechtspopulismus in der Migrationsgesellschaft spielen Hass, Wut, Scham oder Ohnmacht eine zentrale Rolle. In der Sozialen Arbeit lösen die Gruppen, um die sich gekümmert werden soll, affektive Zustände aus, werden Klient_innen romantisiert oder dämonisiert.
In diesem Lektüreseminar werden wir uns verschiedene Theorien zu Affekten und Emotionalität aus postkolonialen, queeren, marxistischen und diversen psychologischen Perspektiven ansehen und ihre Bedeutung für aktuelle Handlungsfelder und Praxen Sozialer Arbeit diskutieren.
Die Bereitschaft zur regelmäßigen Lektüre von Texten (einige wenige auf Englisch) sind Voraussetzung für die Teilnahme. |