Qualitative Forschungsmethoden im Masterprogram Praxisforschung in der Sozialen Arbeit und Pädagogik
Im Rahmen des Kurses qualitativer Sozialforschung werden vier thematische Felder bzw./Schwerpunkte behandelt. Während des ganzen Semesters werden die Methoden praktisch am Übungsthema des Kurses “Solidarische Eigenlogiken von Hellersdorf-Berlin-” ausprobiert und diskutiert. Das Übungsthema soll unsere Aufmerksamkeit, unser methodisch kontrolliertes Fragen Verstehen und unsere theoretischen Überlegungen lokalisieren, indem der Alltag von Geflüchteten und weiteren Akteurinnen als Lebens- und Überlebensort. Welche Strukturen des (Über-)Lebens, Unterstützens, Reisens, (Nicht-)Arbeitens etc. lassen sich in Hellersdorf jenseits des Paradigmas Plattenbausiedlung auffinden?, soll
Die vier thematischen Felder (gemäß des Modulhandbuchs) sind folgendermaßen näher charakterisiert:
1) Forschungsdesign: Zu Beginn der Veranstaltung steht der Zusammenhang zwischen Forschungsfrage(n) bzw. Untersuchungsgegenstand und gegenstandsangemessenen Methoden im Zentrum der Lehrveranstaltung. Dies bedeutet für den Kurs: Wie ist es möglich, Orte-Räume-Relationen von Migrations- und Alltagsmobilitäten wahrnehmbar zu machen, zu beschreiben und zu analysieren? Dabei werden unterschiedliche Themen (s.u.) vorgeschlagen.
2) Methodologische Grundlagen: Die Grundprämissen qualitativer Forschungsmethoden und ihre jeweilige theoretische Fundierung werden aufgearbeitet. Hier liegt der Schwerpunkt des Kurses insbesondere auf theoretischen Schriften, die sowohl die lokalen Praktiken des Alltag als auch deren translokalen Relationen empirisch erfassen. Dies sind z.B. Martina Löw, Soziologie der Städte und vor allen Dinge empirisch weiterführend: Bruno Latours Vorstellung des “Reassembling the Social” (Wieder-Zusammenfügens des Sozialen) (2005).
3) Erhebungsmethoden: Zu den zentralen Verfahren zählen narrative und ethnografische Interviews bzw. teilnehmende Beobachtungen (der Urban Ethnography). Dabei werden insbesondere auch visuelle bzw. visualisierende Methoden (wie Photovoice, (Participative) Mapping etc.) zur Sprache kommen. Im Zentrum stehen insbesondere jene Methoden der “critical ethnography”, die interviewte Personen als Ko-Akteurinnen des Forschungsprozesses in die Erhebung- und Auswertung des empirischen Materials einzubinden versuchen.
4) Auswertungsmethoden: Verschiedene Verfahren der systematischen Auswertung empirischer Daten werden vorgestellt. Neben den klassischen Verfahren, wie zum Beispiel der Biografieforschung oder Inhaltsanalyse (mit der Analysesoftware QCAmap) stehen all jene Verfahren im Vordergrund, die eine kartographische (counter_mapping) Aufbereitung und Analse des erhobenen Datenmaterials zulassen (vgl. Denis Cosgrove „Bedeutung kartieren“, An Architektur Nr. 11, 2009.)
Das Seminar ist so gestaltet, dass neben den Impulsvorträgen der Veranstalterinnen, auch Wissenschaftler_innen und Expertinnen (Oezguel Bendez (Praxisforscherin der Sozialen Arbeit, ASH Berlin), Carolin Genz (Stadtantrophologin, Doktorandin an der Humboldt Universität, Maria Milbert (Praxisforscherin der (Theater-)Pädagogik, ASH Berlin), René Kreichauf (PhD-Researcher,Vrije Universiteit Brussel Soziologe und Stadtplaner)) Beiträge liefern. Von den Seminarteilnehmerinnen wird kein Referat oder ähnliche Anstrengung erwartet als vielmehr 4 Wochenstunden Zeit die Gruppenarbeit wöchentlich weiterzuentwickeln und im Seminar immer wieder zur Diskussion zu stellen.
Die erfolgreiche Teilnahme des Kurses wird durch die Umsetzung des Gruppenprojekts erreicht: Entwicklung einer Forschungsfrage - Feldzugang/Erhebung - Auswertung/Mapping - Visualisierung/Vorstellung in den Räumen der Neuen Gesellschaft für bildende Kunst, Cecilienplatz 5 im Rahmen des Projekts „Haut von Hellersdorf“ (Diana Drogan-Lucas
http://hautvonhellersdorf.tumblr.com/; http://lucasvandrogan.tumblr.com/
Eine Leistungsbescheinigung kann durch Verschriftlichung (in Form eines Booklets, Hypertextes oder traditionellen Seminararbeit etc.) unter Berücksichtung eines theoretischen Ansatzes (Martina Löw, Bruno Latour etc.) erworben.
Folgende Arbeitsgruppen (à 4 Studentinnen) sind u.a. möglich
Solidarische vs in/exkludierende/diskriminierende Eigenlogiken mit dem jeweiligen Fokus auf:
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Fokus Wohnen/Hausen/Umziehen/Einrichten
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Fokus Gesundheit/Krankheit/Psyche
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Fokus Arbeit/Geld/Eigentum
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Fokus Genders, Geschlechterkonstruktionen und -Verhältnisse
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Fokus Familie/Freund_innen/Intimacies
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Fokus Bildung/Kompetenzen/Studium
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Fokus Boundary experiences (Grenzerfahrungen)
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Fokus Kommunikation/Medien/Technologien
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Fokus Cultural Heritage/Kulturelle Praktiken (Filmen, Kochen, Musik, Theater, Spiel)
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Fokus Religion, Spiritualität, Un-Glauben/A-Theismen
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Fokus Meta- Trans- Gruppe, die den Überblick über alle Gruppen behält und das gesamte Semester dokumentiert.
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