Jugendliche und junge Erwachsene sind heute in widersprüchlicher Weise mit gesellschaftlichem Wandel und mit besonderen Integrationsanforderungen und Ausgrenzungsmechanismen konfrontiert. Um Chancen und Schwierigkeiten sozialer, kultureller und politischer Teilhabe von Jugendlichen zu untersuchen, werden zunächst verschiedene gesellschaftliche Erfahrungs- und Aktionsräume in den Blick genommen. Die Vielfalt alltäglicher Lebenswelten setzt sich besonders für junge Menschen aus oft Collageartig miteinander verbundenen Erfahrungsszenarien zusammen. Dazu gehören bspw. Nahräume in der Lebenswelt, mediale Kommunikationsräume, Spielwelten, subkulturelle Gemeinschaften, Jugendkulturarbeit, schulische und berufliche Bildung, Jugendpolitik u.a..
Da diese „Welten" von großer Diversität und Veränderungsdynamik geprägt sind, sollen Aspekte der Transkulturalität thematisch besondere Berücksichtigung finden. Soziale und kulturelle Teilhabe drückt sich aus als Verfügung Jugendlicher über soziale Ressourcen und Möglichkeiten der Mitgestaltung gesellschaftlichen Lebens - auch und gerade in unkonventionellen Formen. Die Möglichkeiten medialer Ausdrucks- und Aktionsformen selbst unterliegen einem sich beschleunigenden Wandel. Hier sind es oft Jugendliche und junge Erwachsene, die mit neuen Kommunikationsmitteln experimentieren um sich untereinander zu vernetzen und auszutauschen, aber auch um sich auf lokaler wie globaler Ebene bisher verwehrte Zugänge zu gesellschaftlichen Diskursen zu verschaffen.
In diesem weiten Kontext ist der Seminarprozess offen für alle Ideen und Praxisbezüge, die die Teilnehmer_innen einbringen. In der Anfangsphase der Praxisforschungswerkstatt sollen thematische und methodische Fragestellungen durch die Studierenden entwickelt und Schwerpunkte festgelegt werden. Im gesamten Verlauf wird es darum gehen, Zugänge zum Thema zu finden, die dafür jeweils geeigneten Forschungsmethoden auszuwählen, sowie diese zu vertiefen und zu erproben. Es besteht die Möglichkeit, sich als Forschungsteam in einem gemeinsamen selbst entwickelten Miniforschungsprojekt zu erproben.
Bereits laufende Forschungsprojekte der Dozentinnen können auch als Ausgangspunkt für eigene, exemplarische Teilstudien gewählt werden. Elke Josties arbeitet in einem Praxisforschungs- und Entwicklungsprojekt in der Kulturellen Bildung (gefördert durch das BMBF) und forscht zum Thema „Community Music“. Ulrike Hemberger führt anknüpfend an ein Begegnungsprojekt zwischen Studierenden der ASH mit indigenen jungen Erwachsenen aus Ecuador (2013 in Berlin und Ecuador) Kamera-ethnographische Studien zu Sozialer Kulturarbeit durch. Biographischer Wandel, Globalisierungstendenzen, Migration und Transkulturalität sind in den laufenden Forschungsprojekten zentrale Themen.
Die Besonderheit dieser Forschungswerkstatt liegt in ihrer multidisziplinären Ausrichtung sowie in der Verknüpfung verschiedener methodischer Vorgehensweisen. Die Expertisen der Dozentinnen bieten Vertiefungsmöglichkeiten in ethnografische Methoden der interpretativen Sozialforschung, insbesondere der Objektiven Hermeneutik (Elke Josties) sowie der Teilnehmenden Beobachtung und, auf Wunsch von Studierenden, der Kameraethnografie (Ulrike Hemberger).
Studierende können Wissen, Kompetenzen und Fähigkeiten in folgenden Bereichen erwerben:
° Die Studierenden vertiefen aktuelle Diskurse der Jugendforschung, speziell bezogen auf Jugend, Kultur, Medien, Migration, Globalisierung und Partizipation.
° Die Studierenden entwickeln und festigen eine professionelle und forschende Haltung und können diese in direkten Bezug zu für Praxisfelder relevante Fragen setzen.
° Die Studierenden lernen Methoden der qualitativen Forschung kennen (ethnografische Methoden, hier speziell: narrative Interviews, Expert_inn_en-, und Gruppeninterviews sowie Methoden der Interpretation qualitativer Interviews, u. a. die der Objektiven Hermeneutik, Teilnehmende Beobachtung, evtl. Kameraethnografie)
- Sie erwerben Fähigkeiten, Forschungsdesigns zu entwickeln und -prozesse zu organisieren.
° Die Studierenden können Forschungsergebnisse in ihrer Bedeutung für die Praxis kritisch einschätzen, interpretieren und fruchtbar machen.
° Die Studierenden erhalten einen Einblick in die Arbeit internationaler Forschungsnetzwerke - hier am Beispiel des euromediterranen Netzwerkes. |