In einer Vielzahl von Handlungsfeldern Sozialer Arbeit begegnen SozialarbeiterInnen Menschen, die in ihrer Lebensgeschichte schwere Traumatisierungen erfahren haben und unter komplexen Traumafolgestörungen leiden. Über einen langen Zeitraum hinweg wurde das Thema‚ Traumatisierung’ in Arbeitsfeldern der Sozialen Arbeit ausgeklammert und dem Gebiet der Psychologie und Psychotherapie überlassen.
Ziel des Seminars ist es, Grundlagen von Psychotraumatologie und Traumapädagogik in ihrer Bedeutung für die sozialarbeiterische Berufspraxis mit traumatisierten Menschen zu erarbeiten. Neben der Vermittlung psychotraumatologischen Wissens für den sozialarbeiterischen Alltag ist ein zentrales Anliegen des Seminars darin zu sehen, traumapädagogische Interventionen kennenzulernen, welche ein aktive Traumabewältigung im Sinne von Selbstwahrnehmungs- und Selbstbemächtigungsprozessen von KlientInnen ermöglichen.
Schwerpunktmäßig sollen Erscheinungsweisen von Traumatisierungen im Lebenslauf und deren Folgen auf die physische, psychische und soziale Entwicklung mit besonderem Blick auf das Bindungs- und Beziehungsverhalten behandelt werden. Traumaerleben und -verarbeitung sollen anhand unterschiedlicher Traumatisierungen (Kindheitstraumata, Kriegstraumatisierungen, Flucht, Lebensbedrohliche Erkrankung, Arbeitslosigkeit, Mobbing etc.) differenziert beleuchtet werden. Neben psychologischen Aspekten von Traumatisierungen gilt es, die Bedeutung situativer und sozialer Bedingungen für die mögliche Entwicklung einer längerfristigen posttraumatischen Belastung zu thematisieren. Vertieft behandelt werden Aspekte einer achtsamkeitsbasierten traumapädagogischen Haltung sowie traumapädagogische Leitlinien sozialarbeiterischer Interventionen (Pädagogische Orte als Sichere Orte; Stabilisierung und Ressourcenorientierung; Psychotherapeutische Hilfen u.a.), um daran anknüpfend die Thematik von Selbststabilisierung und Selbstfürsorge als Schutz vor Sekundären Traumatisierungen im Berufsalltag zu erarbeiten.
Das Seminar soll zeigen, auf welche Weise zukünftige SozialarbeiterInnen stabilisierend und ressourcenorientiert mit traumatisierten Menschen arbeiten und zugleich einen sorgsamen Umgang mit Selbstfürsorge einnehmen können. Insgesamt soll ein hoher Praxisbezug durch Arbeit mit konkreten Fallbeispielen unter Einbezug praktischer Erfahrungen der Studierenden hergestellt werden.
Methodik: Vortrag, Fallbeispiele, Diskussion
Literatur:
P. Riedesser, Lehrbuch der Psychotraumatologie. München 1998;
A. Streeck-Fischer, Adoleszenz und Trauma. Göttingen 1998 ; u.a. |