Gruppe 1 - M. Kriemann
Wir wollen uns im Seminar einen Überblick über den Entstehungsprozess der Sozialen Arbeit, ihrer Geschichte, ihrer Ursachen und Rahmenbedingungen sowie ihrer vielfältigen Begründungen erarbeiten.
Beginnen werden wir bei den Quellen der Sozialen Arbeit im Mittelalter. Von dieser Zeit an werden wichtige Hauptlinien ihrer weiteren Entwicklung bis in die Gegenwart aufgezeigt und die jeweiligen Ideen, Konzepte und Theorien in den entsprechenden Kontext eingebettet. Schwerpunktmäßig werden wir das 20. und 21. Jh. in den Blick nehmen. Wir werden diskutieren, was einzelne Entwicklungen und Fehlentwicklungen für die Soziale Arbeit in der Gegenwart bedeuten und uns den möglichen Widersprüchen und Notwendigkeiten zuwenden, die professionelle Soziale Arbeit in sich trägt.
Durch die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Sozialen Arbeit und der Kenntnis über die gesellschaftlichen Kontexte in die sie hinein wirkt(e), soll bei Ihnen die Fähigkeit ausgebildet werden, eine kritische Distanz zu heutigen Deutungsmustern herzustellen und aktuelle berufsethische Fragen beurteilen zu können.
Gruppe 2 - Prof. Dr. S. Toppe
„Es ist unmöglich, eine Institution ohne den historischen Prozess, der sie hervorgebracht hat, zu begreifen.“ (Münchmeier 1992). Das Wissen um die Geschichte und Theorie der Sozialen Arbeit ist ebenso wichtig wie sinnvoll, um die Entstehung der Profession und die Entstehung und Entwicklung eines bedeutsamen gesellschaftlichen Feldes nachzuvollziehen zu können. Ziel dieses Seminars ist eine grundlegende, kritisch reflektierende Auseinandersetzung mit der historischen Entwicklung der Sozialen Arbeit und ihren theoretischen Grundlagen. Zeitgeschichtlich wird die Periode vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart behandelt und sowohl die Situation der beteiligten Personen – Professionelle und Adressat/inn/en – wie auch der Ausbau und die Etablierung sozialer Organisationen und Institutionen vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Kontext betrachtet. Über die Auseinandersetzung mit der Geschichte sollen gegenwärtige Strukturen innerhalb der Sozialen Arbeit, Elemente der Professionalisierung und theoretische Konzepte dargestellt und diskutiert werden. Folgende Themengebiete stehen dabei im Fokus:
- Formen und Funktionen von Hilfe sowie Zielgruppen Sozialer Arbeit im Laufe der Geschichte
- Anfänge und Ursprünge der Sozialen Arbeit im 19. Jahrhundert (Armenfürsorge und Sozialpädagogik)
- Soziale Arbeit in unterschiedlichen Epochen (Kaiserreich, Weimarer Republik, Nationalsozialismus, Nachkriegszeit, BRD und DDR, vereintes Deutschland)
- Biographien bedeutender Wegbereiter/innen der Sozialen Arbeit
- Die Etablierung bestimmter Organisationen als Träger Sozialer Arbeit
- Soziale Bewegungen und Soziale Vereine (z.B. Arbeiter- und Frauenbewegung, Soziale Frauenvereine), Kritische Soziale Arbeit
- Die Herausbildung und Etablierung wesentlicher Handlungsfelder und Methoden der Sozialen Arbeit
- Historische und zeitgenössische Theorien und Handlungskonzepte in ihrer Bedeutung für geschichtliche und aktuelle Arbeitszusammenhänge
Literaturangaben und eine Vorstellung relevanter Literatur erfolgen im Seminar, die zentrale Seminarliteratur wird über die E-Learning-Plattform moodle zur Verfügung gestellt. Eine Exkursion in das Alice-Salomon-Archiv bzw. in das Haus der Wannseekonferenz zum Thema „Soziale Arbeit im Nationalsozialismus“ ist geplant.
Gruppe 3 - Prof. Dr. U. Eichinger
Im Seminar werden zentrale Grundfragen und Theorielinien Sozialer Arbeit im Zusammenhang gesellschaftlicher Entwicklungsprozesse und sozialer Bewegungen behandelt. Diese werden mit Fragen nach ihrer disziplinären Aktualität sowie berufspraktischen Relevanz diskutiert. Ein Interesse an dem Begreifen der Gewordenheit sowie der Veränderbarkeit von Theorie und Praxis ist Ausgangspunkt bei der Beschäftigung mit dem Denken und Handeln historischer Akteur_innen sowie den aktuellen Theorien Sozialer Arbeit.
Gruppe 4 - Prof. Dr. E. Lehnert
Die Professionalisierung von Sozialer Arbeit in Deutschland ist u.a. eng verbunden mit der Geschichte der ersten deutschen Frauenbewegung und dem Konzept der organisierten Mütterlichkeit. So handelt es sich bei dem Beruf der „Fürsorgerin“ um einen der ersten professionellen „Frauenberufe“. In dem Einführungsseminar wird es darum gehen, sich mit dem Übergang von der autoritären ehrenamtlichen Armenfürsorge des Kaiserreichs zur professionellen Sozialen Berufsarbeit zu beschäftigen. Chronologisch folgend soll sich mit dem Paradigmenwechsel in der Weimarer Zeit von der mildtätigen Armenfürsorge hin zu einem (vermeintlichen) Rechtsanspruch auf Wohlfahrt für Alle auseinandergesetzt werden. Kritisch begleitet wird dieser Prozess mit der Herausarbeitung der Kategorie „minderwertig“ bereits im Wohlfahrtssystem der Weimarer Republik und dem Siegeszug von Eugenik auch in diesem Bereich. Einen Schwerpunkt des Seminars wir die Auseinandersetzung mit dem Thema Soziale Arbeit im Nationalsozialismus bilden. Welche Rolle haben hier die in der Wohlfahrt Tätigen (und hier insbesondere die Fürsorgerinnen) gespielt und welche (mitunter tödlichen) Folgen hatte das für die Klientel? Anschließendes Thema wird die Beschäftigung mit den Wohlfahrtssystemen in den beiden deutschen Staaten sein. Auch hier wird der Frage nach historischen Kontinuitäten (sowohl auf der Ebene von Theorie als auch in der Praxis) aufgeworfen. Abschließend werden wir uns mit der Frage beschäftigen, was z.B. die nationalsozialistischen Kategorisierungen mit Sozialer Arbeit heute zu tun haben (können).
Eine Exkursion in das Alice Salomon Archiv und/oder das Haus der Wannseekonferenz ist geplant.
Literaturhinweise werden im Seminar gegeben.
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