Ausgangslage: Diese PFW entwickelt ihre wissenschaftliche Neugier aus den aktuell zu beobachtenden Aufwertungstendenzen im Berliner Trabantenstadtteil Gropiusstadt. Neben den großen Wohnungsbaugesellschaften treten auch verschiedene Soziale Dienste, Vereine und kindheitspädagogische Einrichtungen im Kontext einer sozialräumlichen Familien- und Elternbildung als Akteure auf. Untersuchungsspektren in dieser PFW sind: - die physisch-materiellen, sozialen, institutionellen und symbolischen Umgestaltungen der lokalen Lebensverhältnisse und die dahinterliegenden Interessen einer familienfreundlichen Stadtteilentwicklung - die Entstehung von und der Umgang mit städtischen Freiräumen über Sport, Spiel und Bewegung. Dies scheint sowohl „von unten" stattzufinden, in dem Familien oder soziale Netzwerke den Stadtteil als Handlungsraum für Sport, Spiel und Bewegung in Besitz nehmen, als auch „von oben", in dem Städte (oder auch Sportorganisationen) auf das veränderte Sportverhalten der Bewohner_innen reagieren und öffentliche Räume für Bewegungsaktivitäten umgestalten oder sie neu ausweisen (z.B. „Bewegte Stadt") - die transportierte Normativität, mit der Ein- und Ausschließungsmuster einher gehen - Orte, an denen diese neuen Inklusions- und Exklusionsprozesse manifest und von Bewohnerinnen mit produziert werden (z.B. Spielplätze als „Bühnen der Familienbildung", auf denen Eltern, andere Eltern, die rauchen, Alkohol konsumieren, etc. diffamieren oder vertreiben) - der Körper als „Ordnung des Sozialen" (Hahn & Meuser 2002, S.7), der in aktiver Auseinandersetzung mit den sozialen Gegebenheiten im Stadtteil soziale Inklusion aber auch Exklusion herstellt, der aber auch „Produkt" ebendieser Inklusions- und Exklusionsprozesse ist Ziele: In der PFW wird versucht, forschende Zugänge und kritische Bilanzierungsperspektiven zu eröffnen auf die mit Stadtteilentwicklung einhergehenden Gewinne, Verluste und Transformationen. Dabei stehen die kindheits- und sozialpädagogischen Akteure im Fokus des Forschungsinteresses. Mit den oben angeführten Untersuchungsgegenständen und -orten eröffnet dieses PFW -Angebot damit Forschungsfelder sowohl aus Perspektive Studierender aus dem EBK- als auch aus dem Sozialarbeits-BA-Studium. Entsprechend können in der Forschungswerkstatt, sowohl inhaltlich als auch forschungsmethodisch von jede/m Schwerpunkte gesetzt werden. Folgende Angebote können von unserer Seite bereitgestellt werden: Theoretische Bezüge: 1. Verantwortete Elternschaft: In der Konzeptualisierung der ‚verantworteten‘ Elternschaft geht es darum aufzuzeigen, dass angesichts der Pluralisierung von Elternformen, es um eine Herausbildung einer ‚verantworteten‘ Elternschaft geht an der verschiedenen Akteure beteiligt sind. Elternschaft wird dabei als kulturelles Muster verstanden. „Mothers and fathers ‘parent' children and this task is loaded with moral and practical consequence. [...]Knowledge about childrearing is now portrayed as a necessary resource which parents must have access to in order to fulfill their moral duty as good parents (Gillies 2011). D.h. wenn von ‚verantworteter‘ Elternschaft gesprochen wird, geht es um die normativ geteilten Erwartungen, die die „Gesellschaft und die soziale Umwelt an Eltern und ihre Erziehungsleistungen richten bzw. die die Eltern an sich selbst stellen" (Huinink 2009). Dabei wird die Vorstellung verantworteter Elternschaft einer intersektionellen Analyse unterzogen. 2. Sozialräumliche Inklusions-/Exklusionsprozesse: Folgende Inklusions- und exklusionstheoretische Bezüge werden vertieft: Aus reflexiver sozialraumanalytischer Perspektive (Kessl/Reutlinger) geht es zum einen um anreizbezogene Steuerung der mit der Gentrifizierung einhergehenden Abwanderung in die Außenbezirke (Harvey) durch Familienfreundlichkeit, zum anderen werden wir uns intensiv mit Castel und zum anderen mit Bourdieu auseinandersetzen. Während mit Castel die Prozesshaftigkeit von Exklusion/Inklusion sozialräumlich in den Blick genommen werden kann, kann mit Bourdieu der Zusammenhang zwischen Habitus und Klassenlage hergestellt werden. 3. Körpertheorien: Ausgehend vom Habitus-Begriff von Bourdieu geht es um die in sportiven Praktiken erzeugten Ordnungen und deren Subjekte, die sich gegenseitig konstituieren und sich auch verändern. Verkörperung wird hier in Anlehnung an Alkemeyer (2004, S. 60) sowohl als Strukturübung im Sinne der Aneignung gesellschaftlicher Bewegungs- und Handlungsmuster und „erwünschter Motoriken" aber auch als „Darstellung bzw. Aufführung" im Sinne einer Teilhabe an sportlichen Ereignissen gesehen. Forschungsmethoden: Das Seminar basiert im Wesentlichen auf ethnografischer Forschung. Dabei geht es um 1. teilnehmende Beobachtung im Stadtteil (verdeckt und offen). 2. Klatschsequenzen, die im Seminar in Alltagsgesprächen konversationsanalytisch behandelt werden. Es werden klatschtypische Elemente wie die Klatschtriade, situative Einbettungen und interaktive Absicherungen herausgearbeitet und Funktionen von Klatsch für die Konstruktion ‚verantwortungsvoller‘ Eltern analysiert. Dabei wird der Frage nachgegangen inwieweit der Klatsch als Mittel der sozialen Kontrolle und als Mechanismus der Erhaltung sozialer Gruppen dient und inwieweit sich Bewertungen, sowie Ein- und Ausschlüsse manifestieren? 3. ethnographische Netzwerkanalysen, um einen genaueren Blick dafür zu bekommen welche Personen im Stadtteil in welche institutionellen und informellen Netzwerke eingebunden sind. Dadurch können Ein- und Ausschlüsse genauer in den Blick genommen werden. 4. leitfadengestützte Interviews mit verschiedenen Akteuren im Stadtteil, die rekonstruktiv ausgewertet werden. 5. Diskurananalysen, aber die Voraussetzung dafür wäre, dass sie das Seminar bei Maria do Mar besuchen (falls es denn angeboten wird). 6. Sozialraumanalysen, mit denen entlang der vier Raumdimensionen nach Läpple, Veränderungsprozesse der physisch-materiellen, sozialen, institutionellen und symbolischen Entwicklungsprozesse in Gropiusstadt erfasst und analysiert werden können. |