ohne Gruppe
Suchterkrankungen sind ein elementarer Risikofaktor, und zwar sowohl auf gesundheitlicher und sozialer als auch auf volkswirtschaftlicher Ebene. Das macht sie zu einem zentralen und relevanten Thema für unsere Gesellschaft und damit auch für die Soziale Arbeit. Sie findet sich nicht nur im konkreten Kontext der Suchthilfe wieder, sondern auch an Schnittstellen zu anderen Handlungsfeldern wie beispielsweise der Kinder- und Jugendhilfe oder der Wohnungslosenhilfe.
Im Projektmodul soll das Thema daher aus drei verschiedenen Perspektiven betrachtet werden:
a) theoretische Ebene
- Was bedeuten die Begriffe „Sucht“ und „Abhängigkeit“? In welchen Formen kann sich eine Sucht oder Abhängigkeit äußern?
- Welche Ursachen und Folgen können Teil einer solchen Erkrankung sein? Und wie ist sie medizinisch und sozial einzuordnen?
Die Bearbeitung dieser und weiterer Fragen soll zu Beginn einen möglichst breiten Überblick über die theoretischen Grundlagen und -verständnisse vermitteln. Eine mögliche Herangehensweise ist dabei die Arbeit in mehreren Kleingruppen, die verschiedene Themen ausarbeiten und so aufbereiten könnten, dass im Anschluss beispielsweise ein gemeinsames „Lexikon“ entsteht. Dieses könnte wiederum als Basis für die weitere Arbeit dienen und in den weiteren Projektsemestern stetig erweitert werden.
b) kulturelle und gesellschaftliche Ebene
Bei der Auseinandersetzung mit Suchterkrankungen spielt auch immer der kulturelle und gesellschaftliche Kontext eine entscheidende Rolle. Denn die Akzeptanz und der Umgang mit verschiedenen Substanzen oder Verhaltensweisen in Bezug auf Abhängigkeiten sind dabei äußerst verschieden und immer auch geprägt von gesellschaftlichem Wandel. Daher möchten wir einen Blick auf die Historie werfen, um den derzeitigen Umgang mit Suchterkrankungen und die bestehenden Hilfsangebote hierzulande besser verstehen und einordnen zu können. Ebenso interessant ist dabei der internationale Vergleich, der es uns ermöglichen soll, auch andere Zugänge zu diesem Thema kennenzulernen und auf dieser Grundlage Grenzen und Chancen – vor allem auch für das eigene berufliche Handeln – diskutieren und analysieren zu können. Dabei geht es ebenfalls darum, mögliche Machtstrukturen und Ausgrenzungspraktiken aufzudecken und kritisch zu diskutieren.
c) handlungsmethodische Ebene
Ein Schwerpunkt des Projektes ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle als Sozialarbeiter*in, verbunden mit der Entwicklung einer eigenen professionellen Haltung, welche sowohl auf wissenschaftlichem Wissen als auch auf Erfahrungswissen und Wissen über die Lebenswelten der Adressat*innen basiert. Dazu möchten wir verschiedene Methoden, Ansätze und Konzepte kennenlernen und nach Möglichkeit auch praktisch erfahren. Hierbei ist uns der Einbezug internationaler und diversitätssensibler Perspektiven besonders wichtig. Denn vor diesem Hintergrund möchten wir schließlich das in Deutschland bestehende Hilfesystem näher beleuchten und kritisch hinterfragen. Wie sind die Hilfen organisiert und im Einzelnen aufgebaut? Welchen Anteil habe ich als Sozialarbeiter*in daran? Wie erleben Betroffene das Hilfsangebot und was lässt sich verbessern oder bedarf eventuell sogar unbedingt einer Veränderung?
Die Ziele des Projektes liegen demnach einerseits im theoretisch-wissenschaftlichen Bereich, in welchem ein differenziertes Wissen und ein entsprechendes Grundverständnis vermittelt werden sollen. Ein wesentlicher Schwerpunkt liegt hierbei auf dem Kennerlernen und Vergleichen der unterschiedlichen handlungsmethodischen Herangehensweisen und der daraus resultierenden kritischen Betrachtung und Analyse des Hilfesystems für suchtkranke Menschen in Deutschland. Auf der anderen Seite ist das Ziel auf der persönlich-professionellen Ebene, ein eigenes Professionsverständnis zu entwickeln, sich selbst positionieren und fundiert argumentieren zu können, aber gleichzeitig das eigene berufliche Handeln stetig zu reflektieren und entsprechend anzupassen. Der Fokus liegt hier also auf persönlichen und sozialen Kompetenzen, die mit Hilfe verschiedener Methoden und Techniken erlernt beziehungsweise erweitert werden sollen.
Im Projekt sollen organisatorischen und inhaltlichen Entscheidungen (Blocktage, Exkursionen, Themen, didaktische Wünsche, mögliche AG-Arbeit, mögliche Projektentwicklungen im Rahmen des Seminars) mit den Studierenden gemeinsam entwickelt und getroffen werden. Ähnliches gilt für die beiden zu erbringenden Prüfungsleistungen. Im Rahmen der Projektarbeit ist zudem ein Austausch mit anderen Projektgruppen angedacht, so dass breite Bezüge zu diesem "Querschnittsthema" Sozialer Arbeit hergestellt werden können und sollen.
Wir starten am 05. April um 12:00h zum ersten Kennenlernen und Planungen zum Seminar. Hierbei werden auch Zeiten fürs Modul detaillierter besprochen (Exkursionen, Blocktage...).
Mit der tollen Vorbereitungsgruppe (die den Text oben geshrieben hat :)) freue ich mich aufs gemeinsame Lernen mit Euch:)
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