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Gesellschaften westlichen Typs leben aus ökologischer Sicht deutlich über ihre Verhältnisse. Würde beispielsweise alle Welt dem durchschnittlich hohen materiellen Wohlstandsniveau in Deutschland folgen, dann (ver-)bräuchte die Menschheit 2,6 Erden (WWF 2014). Diese Übernutzung der natürlichen Lebensgrundlagen ist mit zunehmenden sozialen Konflikten verbunden. So verschärft z.B. der Klimawandel nicht nur die globalen Ungleichheiten in den Lebenschancen, er führt auch zu Menschenrechtsverletzungen, Flucht- und Migrationsbewegungen und wirft Fragen nach Geschlechter- und Generationengerechtigkeit auf (Liedholz 2021).
Trotz einer anhaltenden Zuspitzung der Problematik werden Fragen von Nachhaltigkeit in der Sozialen Arbeit nur selten thematisiert. Einen ersten umfassenderen sozialarbeitswissenschaftlichen Aufschlag bieten Liedholz und Verch mit dem Sammelband „Nachhaltigkeit und Soziale Arbeit“ (2023) an. Einen wichtigen Bezugspunkt bildet darin das Konzept einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE). Auch in der Praxis Sozialer Arbeit gewinnt eine BNE allmählich an Relevanz, z.B. in der Kinder- und Jugendsozialarbeit (ejsa Bayern 2019).
Zum Einstieg wird eine detaillierte Analyse der multiplen ökologischen Problemlagen (u.a. Klimawandel und Biodiversitätskrise) und deren Auswirkungen auf spezifische Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit vorgenommen. Darauf folgt eine Auseinandersetzung mit Konzepten von Nachhaltigkeit und einer Nachhaltigen Entwicklung. Die Frage, wie sich Nachhaltigkeitskonzepte in die Strukturen Sozialer Arbeit implementieren lassen, spielt dabei eine wichtige Rolle. Zur Vertiefung starker Nachhaltigkeit wird ein Entwurf einer Postwachstumsökonomie betrachtet (Paech 2012). Dieser eröffnet als primär sozio-kultureller Transformationsansatz (Sommer/Welzer 2014) wichtige Zukunftsperspektiven für die Soziale Arbeit. Nicht zuletzt durch die Etablierung der politischen Partei AfD rücken Postwachstumsideen aber auch zunehmend in den Blick rechtsextremer und völkisch-nationaler Gruppierungen (Kemper 2015).
Anschließend wird das Konzept einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung genauer unter die Lupe genommen. Ausgehend von den theoretischen Grundlagen (u.a. Gestaltungskompetenzkonzept, Transformative BNE, Whole Institution Approach) wird der Schritt in die Praxis vollzogen. Beispielhafte Übungen zeigen auf, wie Nachhaltigkeitsaspekte für verschiedene Zielgruppen (erlebnis-)pädagogisch aufbereitet werden können. Als ein Material dient die Fachbroschüre „Klimawandel begreifen. Methoden für die pädagogische Arbeit“ (Liedholz 2020). Ebenso wird diskutiert, wie Sozialarbeiter_innen Nachhaltigkeit und BNE in Einrichtungen Sozialer Arbeit etablieren können.
Im Rahmen dieser Wahlveranstaltung findet eine Kooperation mit der studentischen Nachhaltigkeitsinititative TrASHform statt. Nachhaltigkeitsfragen an der ASH Berlin selbst geraten damit in den Fokus. |