1. Gruppe - Dr.V.Buser:
Die Vertiefung in Theorie und Geschichte Sozialer Arbeit wird sich mit der Geschichte der jüdischen Wohlfahrt beschäftigen. Historischer Bezugspunkt ist die Gründung der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden im Jahr 1917. Es wird gefragt, was das Spezifische jüdischer Wohlfahrt ist, welche Entwicklungen gibt es bis heute? Die Exkursionen sind obligatorisch.
2. Gruppe - Prof.Dr.E.Lehnert:
In diesem Seminar geht es um die Auseinandersetzung mit der Kategorie „asozial” innerhalb von Jugendhilfe in beiden deutschen Staaten nach 1945. Wir beschäftigen uns mit der Zielgruppe Kinder und Jugendliche sowie unterschiedlichen Erziehungskonzepten im Umgang mit „schwierigen”, „renitenten” oder „asozialen” Kindern und Jugendlichen, bzw. Mädchen und Jungen im Kontext von Heimerziehung. Hierbei nehmen wir insbesondere geschlossene Einrichtungen in den Blick. Gründe für deren Einweisung betrachten wir auch unter einer genderreflektierenden Perspektive und stellen diese in den Kontext aktueller geschlechtlicher Zuschreibungen. Wir werden danach fragen, welche Auswirkungen die „Heimrevolten” in den 1960 Jahren in der BRD auf die Heimerziehung hatten. Abschließend erörtern wir kritisch aktuelle Diskurse zu geschlossener Unterbringung und gehen Hinweisen nach möglichen (unheilvollen) Zusammenhängen zwischen neoliberalen Einsparlogiken und autoritären Traditionen Sozialer Arbeit (Skandal um die Haasenburg u.a. ) nach.
Eine Exkursion in die Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau ist geplant. Literaturhinweise werden im Seminar gegeben und auf Moodle eingestellt.
3. Gruppe - Dr.S.Brunsendorf:
Die im globalisierten Kapitalismus zunehmende Ökonomisierung der Sozialen Arbeit hat dazu geführt, Gegenstand und Tätigkeiten Sozialer Arbeit auf ihre Kontrollierbarkeit, Messbarkeit und Standardisierung festzuschreiben. Das Arbeiten in und an Beziehungen als essential der Sozialen Arbeit kann jedoch in seiner komplexen Dynamik mit einer verstärkten Fokussierung auf Messbarkeit und Standardisierbarkeit nicht angemessen erfasst und abgebildet werden. In Theorien der Psychoanalyse wird der Schwerpunkt auf ein Verstehen der bewussten und insbesondere unbewussten Beziehungsdynamiken gelegt, womit sich psychoanalytische Perspektiven als besonders hilfreich beim Verstehen von Individuen in ihren konflikthaften Beziehungen und ihrem sozialem Umfeld erweisen. In diesem Seminar sollen zunächst geschichtlich bedeutsame Verbindungen aus den Traditionen der psychoanalytischen Pädagogik und psychoanalytischen Sozialarbeit aufgezeigt werden. Darüber hinaus wird die Frage der Bedeutsamkeit psychoanalytischer Theorien für die Gestaltung und Reflexion konflikthafter Beziehungsprozesse in der Sozialen Arbeit vertieft behandelt werden. Unter Einbezug von Fallgeschichten sollen psychoanalytische Konzepte erarbeitet werden, die sich in besonderer Weise für die Gestaltung und Reflexion von professionellen Beziehungsprozessen mit traumatisieren Menschen /AdressatInnen eignen.
4. Gruppe, Smykalla:
In diesem Seminar werden Machtbeziehungen in der Sozialen Arbeit als Profession und als Disziplin beleuchtet. Ausgangspunkt ist, dass Soziale Arbeit nicht im machtfreien Raum stattfindet, sondern mit gesellschaftlichen, organisationalen und individuellen Machtverhältnissen verbunden ist. Es wird gefragt, welche Antworten die Soziale Arbeit auf Ungleichheiten, Konflikte und Widersprüche in (post-)modernen Gesellschaften bieten kann. Zudem soll kritisch reflektiert werden, wie die Soziale Arbeit selbst an der Aufrechterhaltung von Hierarchien und Asymmetrien beteiligt ist und wie mithilfe eines „produktiven“ Machtverständnisses ein professioneller Umgang damit gefunden werden kann. Aus der Perspektive verschiedener Theorien – wie der Lebenswelt- und Lebensbewältigungsorientierung sowie systemischen und poststrukturalistischen Theorien – werden Machtbeziehungen anhand von Texten und Fallbeispielen analysiert und auf deren Praxisrelevanz hin befragt. Ziel der vertiefenden Beschäftigung mit Theorien ist, die Professionalität des sozialarbeiterischen Handelns – deren Möglichkeiten und Grenzen – zu reflektieren und die eigene professionelle Haltung weiterzuentwickeln. |