Kommentar |
Die Heimerziehung gehört zweifelsohne zum wichtigen Bestandteil vergangener und gegenwärtiger Kinder- und Jugendhilfe. Sie ist heute im Bereich der stationären Erziehungshilfen für Kinder- und Jugendhilfe ein wichtiger Ort der Lebenswelt junger Menschen. Die Anfänge, Entwicklungen, Utopien, Veränderungen und Ausdifferenzierungen, aber auch Stagnationen von Heimerziehung in der Bundesrepublik sind unmittelbar mit gesellschaftlichen Ereignissen und Bewegungen verbunden. So sind repressive Waisenhäuser, Versuche reformpädagogischer Ansätze, die Heimkampagne, Ansätze der Partizipation als unmittelbare Formen der Heimerziehung in einem jeweiligen historischen Kontext zu verstehen. "Reisen zu Orten der Heimerziehung" umfasst die, sowohl anhand historischer Texte und Exkursionen, aber auch an aktuellen Praxisentwicklungen und –besuchen, Auseinandersetzung mit Konzepten, Haltungen und Rahmenbedingungen der Heimerziehung. Ausgehend von dem theoretischen Ansatz des sozialen Ortes werden Heimeinrichtungen und stationäre Wohnformen für und von Kindern und Jugendlichen dahingehend untersucht, wir förderliche Bedingungen des Aufwachsens unter Konstellationen der räumlichen Trennung von den leiblichen Eltern geschaffen werden können. Es erfolgt auch eine kritische Auseinandersetzung mit Unrechts- und Machtprozessen in der Heimerziehung bspw. der 50er bis 70er Jahre, welche durch Erfahrungsberichte ehemaliger Heimkinder in den letzten Jahren Öffentlichkeit und Politik erreichten sowie mit den immer noch praktizierten Formen geschlossener Unterbringung. Schließlich soll die Perspektive der Kinder- und Jugendlichen auf ihr Leben im Heim und die dortigen Erfahrungen gerichtet werden, welche sich bspw. im "Care Leaver Projekt" entfalten.
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