Kinder- und Jugendbücher begleiten viele junge Menschen bei der Entdeckung der eigenen eigenen Gefühle und Fantasien und vermitteln Wissen über nahe und ferne Menschen bzw. Welten. Jedes Jahr erscheinen in dieser Kategorie über 8.000 Bücher in Erstauflage in Deutschland. Sie sind somit Teil der gesellschaftlichen kulturellen Produktion, in der sich auch offen oder subtil Machtbotschaften einer Gesellschaft befinden.
Forschungsarbeiten belegen, dass Kinder bereits in frühen Jahren ein Bewusstsein über sexistisch und rassistisch konstruierte Differenzen und damit verbundene Wertigkeit von Gruppen entwickelt haben. Sie beziehen diese Wertigkeit auf sich selbst und suchen Wege, um diese allgemeine Zuschreibung ihres sozialen Werts im Hierarchiesystem einer Gesellschaft in ihre individuelle Identitätskonzeption zu integrieren. Wollen Pädagogen_innen Kinder in der Entwicklung zu autonomen und gefestigten Persönlichkeiten mit emanzipatorischen Identitäten unterstützen, so ist eine Auseinandersetzung mit Kinderbüchern und Lesesozialisierung ein wichtiger, aufschlussreicher Ansatzpunkt.
Ziel des Seminars mit Workshop-Charakter ist eine Sensibilisierung für das Erkennen von Machthierarchien und Diskriminierungsverhältnissen in aktuellen Kinderbüchern oder Klassikern dieses Genre, welche von Grimms Märchen über Pipi Langstrumpf bis zu Walt Disneys Comics reichen.
Die Gewichtung der inhaltlichen Blöcke des Seminars werden gemeinsam vereinbart. Dazu gehören Biografiearbeit zu eigener Lesesozialisation, Forschungsstand zum Erlernen von „Vorurteilen“, Analyseverfahren von Kinderbüchern, praktische Analyse von Büchern, Ausblick emanzipatorische Bücher und Empfehlungslisten, pädagogische diskriminierungssensible Ansätze und mediale Debatten wie z.B. das N-Wort in Kinderbüchern. |