Gruppe 1 - Herr Niggemann
"one hit, one kiss?“ - Konzepte (pädagogischer) Autorität
Pädagogische Autorität, ihre sozialen Bedingungen und die Veränderung von Autoritätspraxen sind Gegenstand von wissenschaftlichen Debatten und sozialen Auseinandersetzungen. In den Erziehungs- und Bildungswissenschaften, in der Sozialen Arbeit und besonders außerhalb der pädagogischen Institutionen werden sie kontrovers geführt. Bei der „Super-Nanny“ tauchen sie auf, in Bernhard Buebs Bestseller „Lob der Disziplin“. Eine „Pädagogik der Vielfalt“ (Jutta Hartmann) setzt sich dagegen kritisch mit autoritären pädagogischen Konzepten auseinander, wie sie von der AfD oder den „Besorgten Eltern“ vertreten oder gefordert werden.
Pädagogische Autorität bezeichnet ein soziales Verhältnis und ist eine erzieherische Praxis zwischen Herrschen und Führen. Sie liegt an der Schnittstelle von Herrschaft und Macht, von Strukturen und Handlung, von Unterwerfung und Befreiung. Im Seminar wird aus verschiedenen Perspektiven auf pädagogische Autorität geschaut. Was bedeutet sie für Prozesse intellektueller, wissenschaftlicher, politischer Emanzipation? Theoretische Zugänge und praxisbasierte Aussagen über pädagogische Autorität werden gemeinsam erarbeitet. Dazu werden theoretische Konzepte zum Verhältnis von Herrschaft, Macht und Autorität behandelt, zwischen Autorität und pädagogischer Autorität unterschieden und ein Einblick in aktuelle Auseinandersetzungen um die Relevanz pädagogischer Autorität gegeben. Was können Möglichkeiten einer autoritätskritischen sozialen Arbeit sein, die sich im Spannungsfeld von Selbstermächtigung, Fremdbestimmung und Emanzipation bewegt? Wir werden auf die spezifischen Anforderungen sozialarbeiterischer Praxis eingehen und prüfen, inwieweit ein kritischer, relationaler Begriff pädagogischer Autorität hilfreich ist, um sich kritisch auf Seite der Klient_innen gegen eine „Pädagogisierung sozialer Ungleichheit“ (Kessl) zu stellen.
Seminarplan und Reader werden in der ersten Sitzung besprochen.
Kontakt: niggemann@ash-berlin.eu
Gruppe 2 - Frau Romeiß
Schulsozialarbeit = Feuerwehr im Schulalltag oder Partner einer lebensweltorientierten Schule?
Die Schulsozialarbeit erlebt in den letzten Jahren eine ausführliche quantitative und qualitative Weiterentwicklung. Dabei steht sie vor der Herausforderung der Rollenfindung und Profilbildung im komplexen System der Schule. Diese Begegnung erfordert ein klares professionelles Fundament auf der Basis der Kinder- und Jugendhilfe. Ein deutliches Angebotsprofil, ein diagnostisches Handwerkszeug (was tue ich warum?) und methodische wie persönliche Kompetenzen bilden die Grundlage für eine erfolgreiche Arbeit in der Schulsozialarbeit. Auch die Diskussion um eine zu verändernde Schule hat spätestens seit der PISA-Studie begonnen. Die Schulsozialarbeit kann in diesem Prozess eine wichtige Rolle einnehmen. Im Seminar werden Methoden, Haltungen und Handlungsorientierungen für eine professionelle Praxis erarbeitet und mittels Exkursionen in Einrichtungen der Schulsozialarbeit überprüft.
Ziel des Seminars ist es, sowohl grundlegende Haltungen und Arbeitsprinzipien der Schulsozialarbeit, als auch die vielfältigen Arbeitsbereiche und Methoden (insbesondere im Bereich der Gewaltprävention) kennenzulernen.
Literaturangaben und eine Vorstellung relevanter Literatur erfolgen im Seminar, die zentrale Literatur wird über moodle zur Verfügung gestellt. Im Handapparat der Bibliothek befinden sich die wichtigsten Veröffentlichungen zum Seminarthema.
Gruppe 3 - Herr Niggemann
„no rest for the wicked“ – Ansätze kritischer Pädagogik
The cost of liberty is less than the price of repression. (W. E. B. Du Bois)
Kritische Pädagogiken fragen danach, wie Normalität durch pädagogische Praxis hergestellt wird, wie Lernen und Selbstveränderung zusammenhängen und warum der Staat selbst als Erzieher funktioniert. In den verschiedenen Ansätzen steht die enge Verbindung von Politik und Pädagogik im Vordergrund. Erziehung und Bildung werden nicht als neutrale, wertfreie Instrumente der Lenkung und Steuerung gedacht. Sie sind politisch-pädagogische Versuche der Selbstveränderung und der Veränderung sozialer Realität. Kritische Pädagogiken untersuchen, wie Erziehung und Bildung an Zwecke, Ziele und Erwartungen gebunden sind, deren mögliche emanzipatorische Wirkung sich nur praktisch entfalten kann. Die kritische Reflexion ihrer eigenen Absichten, ihrer offenen oder verborgenen Zielsetzungen, ihrer ungewollten Machteffekte und sozialen Bedingungen ist die Voraussetzung eines emanzipatorischen Pädagogikverständnisses. Im Seminar werden wir pädagogische Ansätze kennenlernen, die sich im Kontext von Gesellschaftskritik, sozialen Bewegungen und Emanzipationskämpfen entwickelt haben. Wir werden untersuchen, welche Rolle Kritik als Motor der Veränderung spielen kann. Besonders wichtig ist die Frage, wie heute eine „Pädagogik vielfältiger Lebensweisen“ (Jutta Hartmann) aussehen kann. Wie kann es gelingen, in den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen „Migration als Chance für die Pädagogik“ (María Do Mar Castro Varela) zu begreifen?
Im Seminar werden wir in vier Blöcken verschiedene Ansätze kritischer Pädagogik kennenlernen
- Kritische Pädagogik
- Feministische und queere Pädagogik
- Postkoloniale Pädagogik
- Kritische Pädagogik und soziale Arbeit
Die Schwerpunktsetzung erfolgt gemeinsam in der ersten Sitzung. Seminarplan, Reader, Scheinanforderungen und Informationen zum Seminar finden sich im moodle.
Gruppe 4 - Frau Dr. Ehmann
Im ersten Teil des Seminars beschäftigen wir uns mit einer Annäherung an die Begrifflichkeiten von politischer Bildungsarbeit –auch mit der Frage nach dem wozu politische Bildung?- und mit sozialpädagogischen Handlungsfelder im Kontext der politischen Bildung und in politischen Bildungsprozessen der offenen Jugendarbeit. Im mittleren Teil steht die Auseinandersetzungen mit Methoden und Praxisbeispielen der politischen Bildungsarbeit außerhalb der Schule im Vordergrund und die Frage welche Aussagen sich in Bezug auf Rahmenbedingungen, Qualität professionellen Handelns und auf Aspekte der Messung von Wirksamkeit treffen lassen können. Im letzten Abschnitt des Seminars entwickeln wir ein eigenes Konzept für eine mögliche Intervention im Bereich der politischen Bildung und beziehen uns dabei auf die kennengelernten Projekte aus dem Bereich Menschenrechtsbildung bzw. Antidiskriminierungsarbeit. Hierbei können in Kleingruppen eigene Bausteine erarbeitet werden und wir versuchen, die einzelnen Bausteine am Ende zu einem gemeinsamen Projekt zusammenzuführen. |