1. Gruppe - J.Kniffki
Internationale soziale Arbeit könnte verstanden werden als eine soziale Arbeit, die an einem anderen Ort, also in einem anderen als dem eigenen Nationalstaat stattfindet. Oder eine soziale Arbeit, die zwischen zwei nationalstaatlichen Container ihre Orientierung findet.
Internationale soziale Arbeit könnte allerdings auch eine soziale Arbeit sein, die bestimmte Perspektiven auf soziale Verhältnisse einnimmt, die eben international sind. In diesem Fall stehen die Handlungsmethoden und Organisationen, mit Sicherheit allerdings auch die Zielgruppen, sofern sie sich auf den deutschen Nationalstaat beziehen, zur Debatte.
Im Seminar wird dieser Debatte nachgegangen, denn, ausgestattet mit einer internationalen Perspektive, erscheinen sehr vertraute und klassische Themen der sozialen Arbeit unter einem neuen Licht und neue Erkenntnisse bahnen sich den Weg. Um nur zwei Beispiele zu nennen, die u.a. im Seminar bearbeitet werden: Welche Schlüsse müssen für die soziale Arbeit gezogen werden, wenn sie Zuwanderung unter internationaler sozialarbeitersicher Perspektive betrachtet wird? So kann vorläufig festgehalten werden, dass herkömmliche Handlungsansätze unter dieser Perspektive nicht mehr standhalten. Vielmehr erzwingt diese Perspektive neue Begrifflichkeiten und damit auch neue, oder doch wenigstens andere handlungsmethodische Zugänge. Warum und welche das sein können wird in diesem Seminar erarbeitet. Als weiteres Beispiel sei die Rolle der (international) agierenden Nichtregierungsorganisationen genannt. Sie agieren nicht allein aus einer nationalstaatlichen Verfasstheit und kolonialem Interesse heraus, sondern sie orientieren sich an oder bedienen sich der Menschenrechte als Legitimationsgrundlage. Welche Konsequenzen dies für die im lokalen Handeln verortete Soziale Arbeit haben könnte, wird im Seminar nachgegangen.
Das Seminar wird sich vor allem auf Literaturstudium stützen. Die Studierenden sind angehalten, sich auf die einzelnen Seminarsitzungen durch das Studium der für jede Sitzung ausgewählten Texte vorzubereiten.
Als Leistungsnachweis kann eine Hausarbeit mit einem Seitenumfang von 12 Seiten zzgl. Bibliografie zu einem mit dem Dozenten abgesprochenen Thema geschrieben werden. Zu einigen Seminarthemen können auch Referate gehalten werden, die schriftlich ausgearbeitet werden. Der Umfang dieser Arbeiten hat 5 Seiten nicht zu unterschreiten. Zuzüglich Literaturangaben.
Hausarbeitsthemen und Referate werden mit dem Dozenten vorab in seiner Sprechstunde, besprochen.
Die Referatausarbeitung hat alle (!) während des Seminars besprochen Themen zu beinhalten, die in einer Relevanz zum vorgetragenen Thema stehen.
Die Regeln wissenschaftlichen Arbeitens sind Grundlage der Hausarbeiten und der Referate, sowie deren Ausarbeitung und befinden sich auf moodle.
Abgabetermin für ausgearbeitete Referate und Hausarbeiten ist der 28.03.2016 .
Bitte beachten Sie: Für die Teilnahme (ECTS) am Kurs ist die Abgabe der schriftlichen Arbeit maßgeblich!
Als Grundlagenliteratur gelten:
Bender, Desireé; Duscha, Annemarie; Huber, Lena; Klein-Zimmer, Kathrin (Hrsg)(2013): Transnationales Wissen und Soziale Arbeit. Weinheim&Basel. Juventa.
Herz, Andreas; Olivier, Claudia (Hrsg) (2013): Transmigration und Soziale Arbeit. Hohengehren. Schneider.
2. Gruppe - H. Stapf-Finé
Das Seminar geht der Frage nach, ob ein internationaler Vergleich sozialer Arbeit zu neuen Handlungsperspektiven führt. Im Vordergrund stehen Fragen wie:
Ist das was in anderen Ländern so genannt wird, soziale Arbeit? Gibt es Tätigkeiten mit anderem Namen, die Soziale Arbeit genannt werden? Gelingt eine Definition von Sozialer Arbeit, die für internationale Vergleiche geeignet ist?
Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es in der Ausbildung Sozialer Arbeit, im Hinblick auf die Professionalisierung oder hinsichtlich der Arbeitsbedingungen?
Wie lassen sich Unterschiede in der Disziplin oder Profession der Sozialen Arbeit durch unterschiedliche wohlfahrtsstaatliche Pfade klären.
Antworten auf diese Fragen werden durch die Vergleiche zwischen verschiedenen Ländern gesucht.
neuer Termin: mittwochs von 9:00 bis 11:00 Uhr, Absprache mit Seminar folgt!
3. Gruppe - M.Kim
Der demografische Wandel innerhalb der Migrantengruppen trägt der Tatsache Rechnung, dass ältere Migranten/-innen verstärkt von Erkrankungen und Pflegebedürftigkeit betroffen sind und zunehmend ins Zentrum des Gesundheits- und Pflegesystems rücken werden. Dadurch werden sowohl die älteren Migranten/-innen als auch die deutsche Gesellschaft vor große Herausforderungen gestellt, auf die beide schlecht vorbereitet sind. Von diesem demografischen und gesellschaftlichen Wandel und dessen Herausforderungen sind auch ohne Ausnahme die asiatischen älteren Migranten/-innen betroffen, die aus verschiedenen asiatischen Ländern als Gastarbeiter, Flüchtlinge oder aus unterschiedlichen persönlichen Gründen in den 1960er oder 1970er Jahren in Deutschland einreisten, sich niederließen und hier auch die Lebensphase des Alters erleben werden. Es gibt aber kaum Kenntnisse über z.B. die gesundheitliche Lage oder die Bedürfnisse dieser Migrantengruppen.
Im Seminar werden die Besonderheiten der Bedürfnisse der asiatischen älteren Migranten/-innen betrachtet. Das Erkennen der Besonderheiten von Bedürfnissen dieser Migrantengruppe soll dazu beitragen, sie bei der zukünftigen Planung von gesundheitsfördernden Angeboten und von Altenpflegeangeboten auf der politischen und der gesellschaftlichen Ebene besser zu berücksichtigen. Das Thema wird vor allem unter der Perspektive der Herausforderungen diskutiert, die ein Umgang mit älteren asiatischen Migranten/-innen hervorrufen - wie kann die soziale Arbeit diese Herausforderungen erkennen und verstehen lernen?
4. Gruppe - A.Plöger
Proteste für Bewegungsfreiheit und globale Gerechtigkeit in Deutschland: Wie sieht die Realität von Migrant_innen und Geflüchteten in Deutschland aus, was sind die Forderungen und was bedeutet das für die Realität der Sozialen Arbeit in diesem Bereich?
Vor mittlerweile mehr als drei Jahren begann der Marsch der Geflüchteten und Migrant_innen und damit der bisher größte und längste Protest für gleiche Rechte von Asylbewerber_innen und Papierlosen bis jetzt in Deutschland. Das Camp am Oranienplatz in Kreuzberg, der Hungerstreik am Brandenburger Tor, die Refugee Bus Tour, der Marsch für Freiheit und gegen Frontex nach Brüssel und die Besetzung der Gerhard-Hauptmann-Schule in der Ohlauer Straße entspringen dieser Bewegung. Auch die Initiative Education no limitation für den freien Zugang zum Bildungssystem unabhängig vom Aufenthaltsstatus, hat sich in diesem Rahmen gebildet und steht in Verbindung mit älteren Initiativen wie Jugendliche ohne Grenzen” und aktuellen, wie dem Bildungsstreik. In dem Seminar werden an bestimmten Terminen Protagonist_innen dieser Gruppen anwesend sein und ihre Sichtweise auf die Themen des Seminars darlegen.
Die Schwerpunktthemen des Seminars sind folgende: Zunächst befassen wir uns mit dem Asylrecht und seiner Entwicklung seit Verabschiedung der Genfer Flüchtlingskonvention bis heute, insbesondere im Kontext der Europäischen Union und der Einführung des Schengenraumes, der Dublin-Regelungen und der Grenzschutzagentur Frontex. Ein Schwerpunkt ist auch der Zusammenhang von Flucht und Migration und neokolonialistischen Abhängigkeits- und Ausbeutungsverhältnissen. Dabei gehen wir auch auf die Kolonialgeschichte Deutschlands ein und die besondere Rolle der Berliner Afrika-Konferenz.
Im zweiten Teil des Seminars befassen wir uns mit den konkreten Auswirkungen des EU Grenzregimes für Geflüchtete und Migrant_innen und ihrem Widerstand dagegen. Wo steht die Refugee Bewegung heute - auch in Anbetracht zunehmender gesellschaftlicher Ausgrenzung von ohnehin marginalisierten Gruppen und breiten rassistisch motivierten Mobilisierungen? Ein wichtiger Aspekt in diesem Teil ist die Frage nach der Funktion und Ausgestaltung der Sozialen Arbeit in diesem Kontext.Ein wichtiger Aspekt in diesem Teil ist die Frage nach der Funktion und Ausgestaltung der Sozialen Arbeit in diesem Kontext. Wir stellen auch die Frage nach der so genannten "Willkommenskultur": Wer ist willkommen und wer nicht? Wie werden Menschen nach ihrer "Nützlichkeit" selektiert? In Bezug auf die Soziale Arbeit mit Geflüchteten und Migrant_innen, widmen wir uns folgenden Fragen: Wie kann die Soziale Arbeit sich adäquat auf die indivduellen Erfahrungen von Geflüchteten und Migrant_innen beziehen und wie können wir auf Augenhöhe zusammenarbeiten und von Bevormundung und der Zuweisung eines Opferstatus wegkommen? Wo sind in diesem Zusammenhang Grenzen und Möglichkeiten der Sozialen Arbeit?
Das Seminar umfasst mehrere Exkursionen und Gruppendiskussionen, die durch Studierende organisiert werden. Leistungsnachweise können in Form von Hausarbeiten, Referaten oder einer Klausur oder eben der Organisation der Diskussionen bzw. Exkursionen erbracht werden.
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