Kommentar |
1. Gruppe - Dr. J. Verch
In der Pädagogik geht es ‚irgendwie‘ um Erziehung, Methoden und den Umgang mit Kindern, so die landläufige Meinung. Das Seminar versucht entsprechend, einen fundierenden Einblick in die Breite des Pädagogischen der Sozialen Arbeit ermöglichen. Hierfür werden Grundbegriffe wie Lernen, Bildung, Sozialisation und Erziehung unterschieden und gemeinsam herausgearbeitet, welche Ziele und Herausforderungen mit diesen Prozessen in verschiedenen Feldern der Sozialen Arbeit jeweils verbunden sind. Zu den Begriffen werden aktuelle Konzepte - wie bspw. Lebenslanges Lernen, Ganztagsbildung, Bildung für Nachhaltige Entwicklung - exemplarisch erarbeitet und diskutiert. Ein Blick in die Soziohistorie der Pädagogik soll darin unterstützen, Entwicklungen differenziert einschätzen und das kritische Potential historischer Theorien nutzen zu können. Macht-, Herrschafts- und gesellschaftstheoretische Aspekte in pädagogischen Kontexten erfahren ein besonderes Reflexionsinteresse.
2. Gruppe - J. Mühe
Pädagogik wird unhinterfragt oft gleichgesetzt mit dem, was Sozialpädagog_innen, Erzieher_innen, Lehrer_innen etc. an pädagogischen Orten tun. Fraglich ist aber, ob Handlungen an diesen Orten automatisch als „pädagogisch“ gelten können, bzw. was die Pädagogik als solche überhaupt konstituiert.
Diese Frage wird wenig besprochen. Ursächlich dafür mag sein, dass die alte Grundidee der Pädagogik auf heranwachsende Menschen einzuwirken, im Widerspruch steht zu „der Moral wechselseitiger Achtung und der Symmetriegebote der Kommunikation“ (Reichenbach: 2011, 23) und dass in diesem Zusammenhang insbesondere der Erziehungsbegriff in die Kritik geraten ist. Aber auch, wenn man dem neokonservativen „Lob der Disziplin“ (Bueb) widerspricht: Kann man darauf verzichten, auf heranwachsende Menschen Einfluss nehmen zu wollen? Welche anderen mächtigen Einflüsse sind gegeben? Verschwinden Macht und Gängelung dadurch, dass sie nicht thematisiert werden? Welche emanzipatorischen Spielräume bleiben angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung?
Ziel dieser Lernveranstaltung ist nicht, in Erziehungsratgebermanier Handlungstipps für Praxisprobleme in der Sozialen Arbeit zu liefern. Ziel ist, im Gegenteil, Gewissheiten und persönliche Eigenarten der Akteure, institutionelle und gesellschaftliche Rahmenbedingungen im Neoliberalismus, sowie Denk- und Handlungsautomatismen bewusst zu machen und zu hinterfragen. Es werden (unter Zuhilfenahme von soziologischen, politologischen, psychologischen und philosophischen Diskursen) Widersprüche und Paradoxien beleuchtet, die pädagogisches Denken und Handeln bestimmen, erschweren, vereiteln – aber auch ermöglichen. Im Sinne eines Einstiegs wirft die Lehrveranstaltung also grundsätzliche pädagogische Fragen auf. Sie ist sehr geeignet für Studierende, die Lust haben, in einer entschleunigten Atmosphäre -anhand kontroverser Texte & Medien- Blicke unter die Oberfläche alltagstheoretischer Überzeugungen kontinuierlich mitzugestalten.
3. und 4. Gruppe - K. Kraus |