Kommentar |
Gruppe 1
„Gesichter” der Sozialen Arbeit: Theoriebildung und Professionalisierung Die Theoriebildung und Professionalisierung der Sozialen Arbeit ist geprägt von einer Reihe herausragender Persönlichkeiten – oder auch „Gesichtern” –, die über Jahrzehnte bzw. Jahrhundertgrenzen hinweg innovativ zur (Weiter-)Entwicklung der Sozialen Arbeit beigetragen haben. Die Beschäftigung mit ihnen trägt zentral dazu bei, Strukturen, Funktionen, Spannungsfelder und Herausforderungen der Sozialen Arbeit zu verstehen. In diesem Sinne stehen im Zentrum des Seminars ausgewählte „Gesichter” der Sozialen Arbeit – auch Klassiker*innen, Pionier*innen genannt – mit ihren einzelnen Theorien, in ihrem gesellschaftlichen Kontext. Wir werden uns mit biografischen Zugängen beschäftigen, mit Theoriebildungen – im Sinne von theoretischen Grundgedanken und Vertiefungen –, mit Übertragungen von Ideen in die Praxis und begleitenden Professionalisierungsprozessen. Die „Gesichter” der Sozialen Arbeit werden anhand von ausgewählten „Schlüsseldokumenten” und unterschiedlichen Ansätzen in der Sekundärliteratur erarbeitet und kritisch reflektiert. Zu den möglichen Gesichtern zählen – eine endgültige Auswahl wird im Seminar getroffen – Johann Heinrich Pestalozzi, Mary Richmond, Jane Addams, Alice Salomon, Herman Nohl, Ilse Arlt, Hans Muthesius, Karam Khella, Silvia Staub-Bernasconi, Hans Thiersch, Margrit Brückner, Paul Mecheril, Dieter Röh. Diese LV findet in Präsenz statt. Erwartet wird eine regelmäßige und aktive Teilnahme am Seminar. Die Bereitschaft zum Literaturstudium im Seminarverlauf wird vorausgesetzt. Alle Texte/ Materialien befinden sich auf Moodle. Mögliche Prüfungsleistungen sind eine Seminargestaltung (auch als Gruppe) oder eine Hausarbeit. Eine Exkursion während der Blockwoche in das Alice Salomon Archiv ist geplant.
Einführende Literatur: Engelke, Ernst/ Borrmann, Stefan/ Spatscheck, Christian; Theorien der Sozialen Arbeit. Eine Einführung. 7., überarbeitete und erweiterte Auflage, Freiburg im Breisgau 2018 Hammerschmidt, Peter/ Aner, Kirsten/ Weber, Sascha: Zeitgenössische Theorien Sozialer Arbeit. 2., durchgesehene Auflage, Weinheim und Basel 2019 Hammerschmidt, Peter/ Stecklina, Gerd: Klassische Theorien der Sozialen Arbeit, Weinheim und Basel 2023
Gruppe 2
Das gute Leben?!
Schwerpunkt dieser Vorlesung bildet der Fähigkeitenansatz nach Martha Nussbaum. Zu Beginn dieser Vorlesung werden bedeutsame Begrifflichkeiten erläutert und die Sozialarbeitswissenschaft Grundbegriffe (Wissenschaft- Kernfragen/ Kriterien, Disziplin, Profession) definiert, wo auch die Internationale Definition Sozialer Arbeit ihren Raum findet. Ein Fallbeispiel dient ebenso der Einführung. Im Anschluss tauschen wir uns darüber aus, was einen guten/ eine gute Sozialarbeiter:in ausmacht und lernen Ansätze des Guten (Aristoteles etc.) kennen, tauchen kurz in die Welt der Ethik sowie Philosophie ein. Wir sprechen über unsere Motive, die uns eine Richtung (insbesondere innerhalb der Sozialen Arbeit) geben, bevor wir das Thema mit Leitplanken des Guten (Kategorischer Imperativ, die goldene Regel, Prinzip Fairness, Utilitarismus etc.) schließen. In dieser Vorlesung lernen Sie dann zwei Theorien Sozialer Arbeit kennen: Die Lebensweltorientierte Soziale Arbeit (Hans Thiersch) sowie den Capability Approach (Martha Nussbaum). Den größten Raum wird der Fähigkeitenansatz (Capability Approach) von Martha Nussbaum einnehmen, da ihre Theorie nicht nur den Menschen, sondern auch die Tiere fokussiert (Gerechtigkeit für Tiere). Ziel ist eine vollkommene Ethik zu schaffen, die weder Menschen noch Tiere leiden lässt und sich für beide einsetzt und das Recht auf Leben in beiden anerkennt. Das Seminar findet montags online von 18:00 Uhr - 20:00 Uhr statt.
Gruppe 3
"Geschichte der Gegenwart" - Soziale Arbeit und Kolonialismus (Teil 2)
Selbstbewusst entwirft sich die Soziale Arbeit als gesellschaftliche Kraft, die „im Namen derjenigen tätig [wird], die der Repräsentation bedürfen” (Castro Varela/Mohamed 2021). Die in den letzten Jahren verstärkte Rezeption postkolonialer und anderer macht- und ungleichheitskritischer Theorien innerhalb der Profession hat nicht nur zu diesem Selbstverständnis als "kritische" Profession beigetragen, sondern auch ganz konkrete, widerständige Initiativen und Praktiken hervorgebracht – und vice versa. Dies zu sehen darf jedoch nicht den Blick darauf verstellen, dass die im Zeitalter des Kolonialismus in westlichen, überwiegend bürgerlichen Kontexten entstandene Soziale Arbeit schon immer zutiefst verstrickt ist in (post)koloniale Machtverhältnisse. Um dem Anspruch einer „kritischen” Profession und Fragen nach Möglichkeiten der Repräsentation Marginalisierter gerecht zu werden, bedarf es also nicht nur eines „kritischen” Blicks nach außen, sondern auch nach innen, hinein in die Geschichte und Gegenwart von Beteiligungen und Verstrickungen westlicher Sozialer Arbeit in die imperiale, kolonialistische Machtausübung und deren Tradierung.
Das Seminar bietet die Möglichkeit zur selbständigen, begleiteten Vertiefung in zentrale Themen und Ansätze postkolonialer Theorie mit Bezug zur Sozialen Arbeit. Im Mittelpunkt steht dabei die Auseinandersetzung mit historisch gewachsenen Verstrickungen der Profession Soziale Arbeit im Kontext weiß dominierter Sozialreform und Sozialstaatlichkeit des globalen Nordens und deren Kritiken und Widerstandsformen. – Das Seminar zielt darauf ab, Weiterführungen kolonialen Denkens und Handelns innerhalb der Sozialen Arbeit zu erkennen und zu analysieren. Es entsteht eine gemeinsam erarbeitete Dokumentation/Materialsammlung.
Die gemeinsame Arbeit im Seminar erfolgt schrittweise. Zunächst schlagen wir einen Bogen zurück in die Arbeit und Ergebnisse des letzten Semesters, in dem sich ein Teil der Gruppe mit konkreten Beispielen der kolonialen Verstrickung Sozialer Arbeit auseinandergesetzt hat. Dann erarbeiten wir uns gemeinsame Grundlagen anhand von Überblickstexten zu critical whiteness studies und postkolonialer Theorie und ziehen erste Verbindungslinien zur Sozialen Arbeit. Anschließend bilden wir Kleingruppen, die zu selbstgewählten Vertiefungsthemen selbständig, aber begleitet arbeiten können.
Das Seminar basiert auf selbständiger Lektüre und der Bereitschaft zur teilweise selbstorganisierten Arbeit in Kleingruppen. Ein Besuch der Vorgängerveranstaltung ist wünschenswert, aber nicht verpflichtend. Dieses Seminar gehört zu einem Lehrforschungsprojekt des Alice Salomon Archivs der ASH Berlin.
Gruppe 4
Das Seminar (in Präsenz!) vertieft ausgewählte Theorien aus der Einführungsvorlesung im 1. Semester und setzt sie ins Verhältnis zu den historischen Verläufen und sozialen Bewegungen der Sozialen Arbeit. Einen besonderen Fokus werden lebensweltorientierte, menschenrechtsorientierte, machtkritische sowie feministische Theorien bilden. Die verschiedenen Theorien werden nach ihren jeweiligen Verständnissen von den Gegenständen, Aufgaben und Zielen Sozialer Arbeit befragt und darauf aufbauend Konsequenzen für die Gestaltung professionellen Handelns entwickelt. Ziel ist die Ausbildung und Schärfung einer eigenen (macht-)kritisch-reflexiven professionellen Haltung. Zum Schluss diskutieren wir aktuelle Herausforderungen für die Profession Soziale Arbeit im Zuge fortschreitender gesellschaftlicher Ökonomisierung. Bitte beachten Sie: Wir werden in diesem Seminar intensiv mit wissenschaftlichen Texten arbeiten und verschiedene Theorien im Original lesen. Die Bereitschaft zur intensiven, vorbereitenden Textlektüre wird daher vorausgesetzt! Die Voraussetzungen für TN- und Prüfungsleistungen werden in der 1. Sitzung besprochen.
Gruppe 5
Das Seminar (online via BigBlueButton! - mit asynchronen Anteilen) vertieft ausgewählte Theorien aus der Einführungsvorlesung im 1. Semester und setzt sie ins Verhältnis zu den historischen Verläufen und sozialen Bewegungen der Sozialen Arbeit. Einen besonderen Fokus werden lebensweltorientierte, menschenrechtsorientierte, machtkritische sowie feministische Theorien bilden. Die verschiedenen Theorien werden nach ihren jeweiligen Verständnissen von den Gegenständen, Aufgaben und Zielen Sozialer Arbeit befragt und darauf aufbauend Konsequenzen für die Gestaltung professionellen Handelns entwickelt. Ziel ist die Ausbildung und Schärfung einer eigenen (macht-)kritisch-reflexiven professionellen Haltung. Zum Schluss diskutieren wir aktuelle Herausforderungen für die Profession Soziale Arbeit im Zuge fortschreitender gesellschaftlicher Ökonomisierung. Bitte beachten Sie: Wir werden in diesem Seminar intensiv mit wissenschaftlichen Texten arbeiten und verschiedene Theorien im Original lesen. Die Bereitschaft zur intensiven, vorbereitenden Textlektüre wird daher vorausgesetzt! Die Voraussetzungen für TN- und Prüfungsleistungen (auch online möglich) werden in der 1. Sitzung besprochen.
Gruppe 6
Mapping Theorien Sozialer Arbeit - machtkritische Perspektiven
In diesem Seminar werden zeitgenössische Theorien der Sozialen Arbeit in aktuellen Lehrbüchern beleuchtet. Ausgangspunkt ist, dass es inzwischen eine Vielzahl von Theorien der Sozialen Arbeit gibt und diese in verschiedenen didaktischen Ordnungsversuchen (Lehrbüchern zu Theorien der Sozialen Arbeit) systematisiert vorliegen. Im 1. Teil des Seminars werden gemeinsam Fragen bearbeitet wie: "Was sind Theorien Sozialer Arbeit, wozu dienen Theorien Sozialer Arbeit, welche Theorien Sozialer Arbeit gibt es, welche Theorien werden wie in aktuellen Lehrbüchern systematisiert, welche Theorie-Praxisverständnisse liegen zugrunde?" Im 2. Teil des Seminars werden machtkritische, dekonstruktive Ansätze der Theoriebildung aufgegriffen und gender- und diversitätstheoretische Perspektiven auf Theorieentwicklungen sowie ihre Verortungen in sozialen Bewegungen in der Sozialen Arbeit erörtert. Die Auseinandersetzung mit Theorien erfolgt in Bezug auf Kontroversen, Lücken, Widersprüche und Herausforderungen – auch mit Bezug auf Handlungsmethoden und Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit.
Diese LV findet in Präsenz statt und hat vereinzelt asynchrone Anteile.
Gruppe 7
Machtbeziehungen und Machtverhältnisse in der Sozialen Arbeit
In diesem Seminar nähern wir uns dem Verhältnis von Macht und Sozialer Arbeit an. Es werden Theorien beleuchtet, die Machtbeziehungen in der Sozialen Arbeit thematisieren bzw. die Machtverhältnisse in der Sozialen Arbeit analysieren. Ausgangspunkt ist, dass die Soziale Arbeit als Profession und Disziplin nicht im machtfreien Raum verortet ist, sondern, dass das Denken und Handeln immer auf komplexe Weise mit gesellschaftlichen, organisationalen, sozialräumlichen oder zwischenmenschlichen Machtverhältnissen verbunden ist. Es wird der Frage nachgegangen, welche Antworten Theorien der Sozialen Arbeit auf Ungleichheiten, Konflikte und Widersprüche in (post-)modernen Gesellschaften bieten können. Zudem soll kritisch reflektiert werden, wie die Soziale Arbeit selbst an der Produktion und Aufrechterhaltung von Hierarchien und Asymmetrien beteiligt ist und wie sie Machtformen als Ressource nutzen kann. Ziel ist zu erkunden, wie durch eine machtkritische Haltung ein professioneller Umgang mit der eigenen Positioniertheit und Involviertheit in Machtverhältnisse gefunden werden kann. Aus der Perspektive verschiedener Machttheorien – von systemischen bis poststrukturalistischen – werden unterschiedliche Machtverständnisse anhand von Texten und Fallbeispielen analysiert und auf deren Relevanz für die Soziale Arbeit hin befragt. Durch die vertiefende Beschäftigung mit Machttheorien soll die Professionalität des sozialarbeiterischen Denkens und Handelns – deren Möglichkeiten und Grenzen – reflektiert und eine eigene machtkritische professionelle Haltung weiterentwickelt werden.
Diese LV findet in Präsenz statt und hat vereinzelt asynchrone Anteile.
Gruppe 8
Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession
Was ist gemeint, wenn man von der Sozialen Arbeit als einer "Menschenrechtsprofession" spricht? Und welche besondere Verantwortung geht für die betreffende Berufsgruppe daraus hervor? Als „Menschenrechte“ bezeichnet man gemeinhin grundlegende Ansprüche eines jeden Menschen auf ein menschenwürdiges Leben. Diese Ansprüche richten sich primär gegen die öffentliche Herrschaftsordnung und deren Repräsentant:innen, und sie fordern eine strikt gleiche Achtung aller Menschen durch verfassungsrechtlich garantierte Grundrechte. Wer deshalb eine professionelle Verantwortung als Teil der staatlichen Exekutive, Legislative oder Judikative übernimmt, übernimmt zugleich eine Art „Grundpflicht“, sich an die Menschenrechte zu halten. Wenn folglich auch die Soziale Arbeit "im Namen" des Staates und der öffentlichen Ordnung agiert, muss sie sich sehr genau darüber im Klaren sein, welche konkrete Verantwortung sich daraus ergibt, was Menschenrechte sind und wie diese zu achten, zu schützen und zu gewährleisten sind. Entsprechende "Theorien" der Sozialen Arbeit werden wir im Kurs behandeln. Er wird also auf die Soziale Arbeit als einer Menschenrechtsprofession fokussiert sein und eine Kombination aus Lehrvorträgen, intensivem Lektüreseminar und Gruppenarbeiten darstellen.
Die Lehrveranstaltung findet in Präsenz statt. Die Anwesenheit vor Ort ist obligatorisch. Es gibt keine "hybride" Übertragung des Kurses und auch keine Aufzeichnungen der Diskussionen; wohl aber - über das Semester verteilt - einzelne Blended-Learning-Einheiten in Gruppenarbeit. Näheres regelt das zu Beginn des Seminars auf Moodle hochgeladene Seminarprogramm.
Bitte beachten: Das Seminar beginnt erst am 11.4.24 (!). |