Gruppe 1
In diesem Vertiefungsseminar werden folgende sozioökonomische Konzepte und Themen untersucht und deren Verhältnis zu einer kritischen Sozialen Arbeit reflektieren:
- Kritische Sozialarbeit
- Soziale Arbeit und Soziale Bewegungen
- Commons als kritisch-emanzipatorische Weltsicht
- Ökologisch ungleicher Tausch
- Geschlechtergerechtigkeit in globalen Lieferketten
- Machtaufbau in Tarifverhandlungen
- Gewerkschaftliche Organisation
- Vergesellschaftung von Wohnungen
- Ernährungssouveränität
Prüfungsnachweis: Präsentation oder Essay.
Als Leistungsnachweis muss: a) ein Essay mit einem Seitenumfang von 8 Seiten zzgl. Bibliografie zu einem mit dem Dozenten abgesprochenen Thema geschrieben werden mit Bezug zur Sozialen Arbeit. In sechs Teile soll das Essay strukturiert werden: 1) Einleitung, 2) Beschreibung des Falles, 3) Definition Sozialer Arbeit, 4) Interpretation (Bezug zwischen Fall und SA), 5) Fazit und 6) Bibliografie. Das Essay ist eine Individuelle Prüfungsleistung bzw. gruppale Essays sind nicht möglich. Abgabe 19.02. Eine aktive und/oder regelmäßige Teilnahme ist erwartet. Oder b) zu allen Seminarthemen werden (schriftlich ausgearbeitete) Referate gehalten. Der Umfang dieser Arbeiten hat 4-6 Seiten nicht zu unterschreiten. Jeweils 2-3 Studierende bereiten sich auf das Thema vor und präsentieren zu Beginn jeder Seminarsitzung. Dauer des Referats ist ca. 25-30 Minuten. Eine aktive und/oder regelmäßige Teilnahme ist erwartet.
Gruppe 2
In diesem Vertiefungsseminar werden wir uns schwerpunktmäßig mit der Marxschen Kapitalismuskritik als sozialökonomische Theorie befassen.
Ziel ist es, zentrale Grundbegriffe der Marxschen Theorie kennenzulernen und ein kritisch-analytisches Verständnis der ökonomischen Verhältnisse in ihren gesellschaftlichen Zusammenhängen zu erarbeiten.
Als Primärliteratur dient insbesondere das Hauptwerk von Karl Marx, "Das Kapital, Band I".
Gruppe 4
In diesem Seminar beschäftigen wir uns am Beispiel der Textilbranche mit Fair-Handels-Strukturen als nachhaltiger Alternative zum globalen Handelssystem. Angesichts der vorherrschenden Machtasymmetrien im Welthandel, beabsichtigt der Fair Trade-Ansatz eine sozial und ökonomisch gerechte Neugestaltung der globalen Wirtschaftsstrukturen. Ganz nach dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe ist das Ziel ein Empowerment von Akteur:innen am Anfang der Lieferkette durch die Förderung von wirtschaftlicher Stabilität, Teilhabe und Selbstbestimmung. In diesem Kontext diskutieren wir Zusammenhänge und Überschneidungen zwischen dem Konzept des Fairen Handels, der Sozialökonomie und der Sozialen Arbeit. Wir betrachten gesellschaftliche und wirtschaftliche Wechselwirkungen von Fair Trade aus macht- und diskriminierungssensibler Perspektive und erarbeiten und diskutieren Ansätze interkultureller, dekolonialer und kollaborativer Zusammenarbeit. Wir setzen uns projektbasiert mit folgenden Inhalten auseinander:
- Fair Trade und weitere Strömungen der Sozialen Ökonomie.
- Faire Kleidung: Warum ist eine faire Textilindustrie im Kontext sozialer Gerechtigkeit relevant? Das Projekt „Fairfaktur”.
- Fair Trade als Internationale Soziale Arbeit?
- Beratung und Zusammenarbeit in interkulturellen, postkolonialen und machtasymmetrischen Settings.
Das Seminar verfolgt einen Service-Learning-Ansatz. Die Ergebnisse, die in den Projektgruppen erarbeitet werden, sollen neben den pädagogischen Zielen auch für die Nutzer:innen-Gruppen (Fair-Trade-Akteure) einen Mehrwert darstellen. Ziel ist das Entwickeln von Ansätzen (Inhalten und Methoden) für eine interkulturelle, dekoloniale und kollaborative Zusammenarbeit. Das Seminar stützt sich auf die kontinuierliche Zusammenarbeit in Kleingruppen unter Einsatz interaktiver und kollaborativer Methoden.
Gruppe 5
" Wohnraumpolitik: Grenzen, Spielräume, Gegenentwürfe."
Laut aktueller Schätzungen fehlen in der Bundesrepublik Deutschland an die 700 000 Wohnungen; alleine in Berlin 100 000. Wohnraum im unteren bis mittleren Preissegment wird immer rarer und vorhandener Wohnraum verteuert sich zusehends. Eigenbedarfs- und Räumungsklagen nehmen zu. Weite Teile der Bevölkerung werden verdrängt und ganze Viertel umstrukturiert.
In diesem Seminar sollen vor allem praxisorientierte Ansätze der Wohnungspolitik mit besonderem Fokus auf die Stadt Berlin kritisch hinterfragt werden. Mögliche Handlungsstränge sowohl staatlicherseits als auch von Seiten der Zivilgesellschaft jenseits des Credo der Selbstegulation des Marktes werden beleuchtet. Dazu ist eine Exkursion zum Dragonerareal in Kreuzberg so wie die Vorführung des Films Mietrebellen angedacht. Weitere Themen werden Mietpreisbremse, Selbstverpflichtung der Wohnungsbaugesellschaften, Rückkauf von ehemaligem kommunalen Eigentums, Enteignung, Bauen um jeden Preis versus ökologisch behutsamer Stadtentwicklung, Genossenschaften als Alternative und Quartiersmanagement sein. Hierbei soll der Blick auf die Betroffenen in ihrer Lebenswelt und Realität nicht verloren gehen, um mögliche Handlungsstränge zu einer solidarischen Gesellschaft aufzuzeigen.
Gruppe 6
Ökonomische Ideengeschichte und Gegenwart der Care-Arbeit
Die Organisation von Sorge- und Fürsorgearbeit ist von zentraler Bedeutung für die Analyse der Gesellschaft. Allerdings wurde die Bedeutung der Sorgearbeit in der vorherrschenden westlichen Gesellschaftstheorie lange Zeit vernachlässigt. Sowohl in der marxistischen Theorie als auch im Liberalismus und im Poststrukturalismus wurden Fragen zur Sorgearbeit und sozialen Reproduktion nicht ausreichend berücksichtigt. Dies zeigt sich unter anderem in der Geschlechterarbeitsteilung und in starren Rollenzuweisungen im Geschlechterverhältnis. Die Arbeitsbeziehungen im Industriekapitalismus, das Konzept des rational handelnden autonomen Subjekts und formale Gerechtigkeitsprinzipien dominierten die Diskussion.
Der Neoliberalismus verschärfte das Verständnis des traditionellen liberalen Denkens von ökonomischem Individualismus, indem er das Ideal des unternehmerischen Selbst und die Ökonomisierung verschiedener Lebensbereiche förderte. Care-Arbeit wurde zunehmend einer ökonomischen Verwertungslogik unterworfen.
Gleichzeitig gewinnen care-zentrierte Ansätze seit den 1970er Jahren an Bedeutung, insbesondere im Rahmen der feministischen Theoriebildung, und stehen seit den letzten Jahren im Zentrum sozialwissenschaftlicher Debatten. Sie eröffnen neue Perspektiven auf Ökonomie, soziale Beziehungen und zwischenmenschliche Interaktionen, und weisen alternative Wege zur Überwindung des gegenwärtigen Kapitalismus auf.
Die Auseinandersetzung mit Care ist auch eng mit globaler Arbeitsteilung und Ausbeutungsverhältnissen verbunden. Neue kapitalismuskritische Ansätze mit einem intersektionalen Fokus analysieren eine zunehmende internationale Ökonomie der Care-Arbeiten und stellen die Frage nach globaler Gerechtigkeit. |