1. Gruppe - J. Hübner:
Werkstatt Jugendarbeit
„Jugendarbeit” als elementares und oft unterschätztes Wirkungsfeld der Sozialen Arbeit, wurde in den vergangenen Jahrzehnten an deutschen Hochschulen nur peripher Rechnung getragen. Sieht sich die klassische Jugendarbeit nicht nur in ihrem pädagogischen Handlungsalltags mit einer oft fernab von jeglichen Mindest-Ausstattungs-Standards einzuschätzenden Unterfinanzierung konfrontiert, wird sie auch in ihrer Profession selbst nicht ausreichend genug ernst genommen. Jugendarbeit als starker vor allem beteiligungsorientierter Wächter der Interessen von Kindern und Jugendlichen ist neben der Elementarpädagogik und den Hilfen zur Erziehung im Areal der Jugendhilfe ganz unten angekommen: Die Sozialarbeiter*innen leisten hervorragende Arbeit. Dem gegenüber stehen Legitimationsdebatten, Unterausstattung und zu wenig Präsenz an Universitäten und Hochschulen.
Doch was ist Jugendarbeit eigentlich? Was wollen und brauchen Jugendliche? Wer sind diese und wo halten sich junge Menschen im öffentlichen Raum eigentlich auf? Die voraussichtlich zweisemestrige Werkstatt bietet Studienanfänger*innen die Gelegenheit, sich mithilfe unterschiedlicher und partizipativer Methoden intensiv mit dem Handlungsfeld der (offenen) Kinder- und Jugendarbeit auseinanderzusetzen. Die Studierenden sollen sich dabei insbesondere mit der Zielgruppe „Jugendliche” beschäftigen und diese praktisch sowie theoretisch herausstellen, beobachten und analysieren lernen. „Was bedeutet es im heutigen Zeitalter eigentlich, jung zu sein? Welche Interessen haben Jugendliche? Und welche Potentiale und Risiken bergen Lebenswelt, Herkunft oder Sozialraum (Stadt oder Land, marginalisiert oder privilegiert etc.)?
Neben den Zielgruppen und damit verbundenen Themen von Jugendarbeit sollen die Seminarteilnehmenden vor allem die verschiedenen Ansätze, Konzepte, Praxen und Orte; darüber hinaus rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen kennen und verstehen lernen. Auch das Thematisieren, Abgrenzen und interdisziplinäre Zusammenwirken angrenzender Handlungsfelder, etwa Jugendsozialarbeit, Jugendverbandsarbeit, erzieherischer Kinder- und Jugendschutz, Familienförderung und das Thematisieren diesbezüglicher Chancen und Risiken nehmen in dem Seminar einen entsprechenden Stellenwert ein.
Methoden: Erarbeitung und Reflexion eigener Themenschwerpunkte in der Kinder- und Jugendarbeit in Einzel- oder Kleingruppenarbeit (ggf. Präsentation, Portfolio) / Lesen wissenschaftlicher Einführungs(texte) in Einzel- oder Gruppenarbeit: Anspruch und Wirklichkeit in der Jugendarbeit – Formulieren von Thesen, Austausch von Erfahrungen, Vorbereitung auf die Feldstudienphase; Besuch und Hospitation verschiedener Einrichtungen, Sozialraumanalyse, Interviews mit Jugendlichen, Einladung von Referenten, Besuch von Fachveranstaltungen
potentielle Prüfungsformen: Hausarbeit, Interviews mit Jugendlichen, mündliche Prüfung
2. Gruppe - Prof. N. Prasad:
Gewalt gegen Frauen
Verschiedene Formen von Gewalt gegen Frauen wie z.B. häusliche Gewalt, Menschenhandel oder Zwangsverheiratung sind seit geraumer Zeit fester Bestandteil professioneller Sozialer Arbeit. Auch hat es in der Vergangenheit viele Kampagnen zu verschiedenen Formen von Gewalt gegen Frauen gegeben, sodass der Themenbereich auch in der öffentlichen Wahrnehmung durchaus präsent ist. Die vermehrte Wahrnehmung hat zum einen dazu beigetragen, dass auf (menschen)rechtlicher Ebene immer mehr zum Schutz vor Gewalt gegen Frauen entstanden ist - so z.B. das im Mai 2011 verabschiedete Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt.
Aber die vermehrte Wahrnehmung des Themas hat auch in vielen Fällen - vor allen Dingen mit Bezug zu Migrant_innen - dazu beigetragen, dass Wissen aus der Praxis der Sozialen Arbeit missbraucht worden ist, um politische Maßnahmen zu legitimieren, die menschenrechtlich bedenklich sind. Daher wird im Rahmen der Werkstatt ein reflektiver Umgang mit diesem Feld der Sozialen Arbeit thematisiert, um die Gefahr der Instrumentalisierung des Themenbereiches „Gewalt gegen Frauen" zu verdeutlichen und Studierende für einen kritischen und verantwortlichen Umgang zu sensibiliseren.
Methodik:
- Inputs zum Thema
- Kritische Auseinandersetzung mit Studien
- Kritische Analyse von Kampagnen zum Thema „Gewalt gegen Frauen"
- Filme
- Diskussionen
- Literatur- und Webrecherche
- Arbeit in Klein- und Großgruppen
- Praxisbesuche
3. Gruppe - S. Muy, H. Thiele, M. Sglavo:
Möglichkeiten und Grenzen Sozialer Arbeit im Rahmen restriktiver Asylpolitik im Asylbewerber*innenheim in Hellersdorf
Die Lebenssituation von Asylbewerber*innen in Deutschland ist geprägt von einer restriktiven Asylpolitik, die das Handeln aller beteiligten Akteur*innen maßgeblich beeinflusst. Im Rahmen der Werkstatt wird es zunächst darum gehen die globalen bis lokalen Rahmenbedingungen der Asylpolitik mit Auswirkungen auf die Asylsuchenden zu erarbeiten um dann kritisch zu diskutieren, wie Angebote der Sozialen Arbeit in einem solchen Feld aussehen können. Parallel zu dieser theoretischen Auseinandersetzung soll es auch darum gehen, reale - mit den Mitarbeiter*innen und Bewohner*innen des Heimes abgesprochene - Formen der Unterstützung zu organisieren und zu gestalten. Sprachkenntnisse in z.B. Arabisch, Dari, Englisch, Farsi, Russisch, Serbokroatisch, Urdu oder Vietnamesisch sind sehr hilfreich, aber keine Bedingung zur Teilnahme an dieser Werkstatt.
4. Gruppe - Prof. Dr. S. Gerull:
Armut in Berlin
Armut betrifft mittlerweile breite Schichten der Bevölkerung. Wird Armut als ‚Kumulation sozialer Benachteiligungen’ verstanden, sind letztendlich fast alle Adressat_innen bzw. Nutzer_innen Sozialer Arbeit als arm anzusehen: Sie verfügen über kein oder kein ausreichendes Einkommen, sie sind wohnungslos, gesundheitlich beeinträchtigt, arbeitslos, von Bildungsmaßnahmen ausgeschlossen und/ oder sozial isoliert. In der Werkstatt werden wir unser Verständnis von Armut diskutieren und mit den Ergebnissen der neueren Armutsforschung vergleichen. Darüber hinaus wollen wir gemeinsam herausfinden, welche Zielgruppen Sozialer Arbeit in Berlin besonders von Armut betroffen sind, welche Hilfeangebote in dieser Stadt existieren und welche vielleicht noch fehlen. Hierfür werden im ersten Semester Interviews/ Gespräche mit armen und benachteiligten Menschen geführt und im zweiten Semester Praxisbesuche in Kleingruppen durchgeführt. Die jeweiligen Ergebnisse können als Prüfungsleistung verschriftlicht oder präsentiert werden.
Methodik:
- Inputs
- Filme und Fallbeispiele
- Diskussionen
- Arbeit in Klein- und Großgruppen
- Literatur- und Webrecherche
- Eigene Interviews/ Gespräche
- Praxisbesuche (2. Semester)
5. Gruppe - Dr. A. Plöger:
Soziale Kulturarbeit – Welche Bedeutung haben ästhetisch-künstlerische Prozesse in der Lebenswelt der Adressat_innen und welche Zugänge gibt es für sie?
Ziel und Inhalt dieser Werkstatt ist es, die unterschiedlichen Felder Sozialer Kulturarbeit kennenzulernen und sich mit den Zugängen bzw. Ausschlüssen, die für Adressat*innen der Sozialen Kulturarbeit bestehen, auseinanderzusetzen.
In der Werkstatt werden wir uns anhand konkreter Beispiele anschauen, welche Rolle Kultur, Kunst und Medien in der Lebenswelt der Adressat*innen und in der Praxis der Sozialen Arbeit spielen. Wir werden unseren Blick vor allem auf Diskriminierungen und Ausschlüsse richten und Ansätze diskutieren, wie ein Zugang geschaffen werden kann. Hierbei dient uns u.a. die Theorie der „Cultural Studies” als eine Orientierung, so wie konkrete Beispiele der partizipativen Community-orientierten Sozialen Kulturarbeit.
Mit diesen Methoden kann Soziale Kulturarbeit auch gesellschaftliche Ausschlüsse und Diskriminierungen aufdecken und revidieren helfen. Vor diesem Hintergrund wollen wir Beispiele und Methoden Sozialer Kulturarbeit – vor allem der Video-Ethnografie, der „Reverse Anthropology” und des „Participatory Video” anschauen und auf ihre Tauglichkeit überprüfen und auch erproben. Am Ende des Seminars steht die Reflexion über Methoden und Ziele der Sozialen Kulturarbeit vor dem Hintergrund einer zunehmend segregierten und exkludierenden Gesellschaft und Stadt.
6. Gruppe - M. Rüggeberg
"Geflüchtete und ihre Herausforderungen in Deutschland"
In dieser Werkstatt wird der Frage nachgegangen, welchen Herausforderungen Geflüchtete in Deutschland gegenüberstehen.
Handelt es sich um persönliche, institutionelle oder strukturelle Herausforderungen?
Wir werden uns mit Machtstrukturen, Diskriminierung und Rassismus auseinander setzen und mitunter das Asylgesetz sowie mediale Bilder zu Geflüchteten in diesem Zusammenhang untersuchen.
Im Schwerpunkt werden wir Herausforderungen unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter in den Blick nehmen. Unbegleitet minderjährige Geflüchtete werden in Deutschland über das Jugendhilfesystem versorgt.
Welche Jugendhilfeangebote gibt es und werden diese den Bedürfnissen gerecht?
Wie können Sozialarbeitende bedarfsgerechte Angebote für unbegleitete minderjährige Geflüchtete konzipieren und anbieten?
Und warum ist Diskriminierungssensibilität und die Bezugnahme auf Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession hierfür wichtig?
Methodik:
- Inputs zum Thema
- Literatur- und Webrecherche
- Klein- und Großgruppenarbeit,
- Kritische Auseinandersetzung mit Medien
- Auseinandersetzung mit eigenen Bildern
- Diskussionen
- Lesen wissenschaftlicher (Einführungs)texte in Einzel- oder Gruppenarbeit
- Praxisbesuche
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