1. Gruppe - Prof.Dr.T.Borde:
Die Zeitschrift Migration und Soziale Arbeit blickt in ihrer aktuellen Ausgabe (1/2018) auf 40 Jahre Migration und Soziale Arbeit zurück in Deutschland zurück und es fällt auf, dass die aktuelle globale Fluchtmigration, die auch in Deutschland angekommen ist, darin keine Rolle spielt. Da Migration und Flucht globale Phänomene sind, lohnt es sich die Perspektiven auf Migration und Soziale Arbeit international zu erweitern und unterschiedliche Ansätze der Sozialen Arbeit mit Immigranten/-innen und Flüchtlingen oder auch mit ethnischen Minderheiten vergleichend zu beleuchten. Im Seminar werden zum einen aktuelle globale Migrationstrends und damit verbundene Aufgaben und Herausforderungen für die Soziale Arbeit nachvollzogen. Zum anderen werden unterschiedliche Rahmenbedingungen der Sozialen Arbeit in verschiedenen Ländern und Regionen sowie Kontexten von Migration und Flucht reflektiert und politische, gesellschaftliche, rechtliche, infrastrukturelle Aspekte bzgl. Sozialer Arbeit und damit verbundenen Kompetenzen diskutiert. Grundlage dieser Auseinandersetzung bilden wissenschaftliche Publikationen sowie von policy papers (z.B. Europarat, International Organization for Migration) und Praxiserfahrungen.
2. Gruppe - Prof.J.Kniffki:
Aufgrund aktueller weltpolitischer Ereignisse, die Verwerfungen der politischen Kultur, die Ideologisierung der Alltagswelten und die damit erreichten Unsicherheiten, die sich in sozialen, politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Konflikten zunehmend entladen und ihren möglichen Höhepunkt noch längst nicht erreicht haben, habe ich beschlossen die Ausrichtung des Seminars thematisch eindeutiger zu definieren.
Wir werden uns mit dem „Konvivialistisches Manifest” beschäftigen.
„[...]eine Gruppe von hauptsächlich französischen Wissenschaftlern und Intellektuellen [hat] ein Manifest herausgegeben, das von Umkehr und einer positiven Vision des Zusammenlebens spricht: das konvivialistische Manifest. Nur eine weitere wohlfeile Kritik der Gesellschaft und ein gut gemeinter Appell zum Wandel? Was bewirkt schon der Aufruf einiger Philosophen und Sozialwissenschaftler, wird man fragen wollen und müssen” (S.8). „Hier identifiziert das Manifest zwei Hauptursachen: den Primat des utilitaristischen, also eigennutzorientierten Denkens und Handelns und die Verabsolutierung des Glaubens an die selig machende Wirkung wirtschaftlichen Wachstums. Zum anderen wird diesen Entwicklungen eine positive Vision des guten Lebens entgegengestellt: Es gehe zuallererst darum, auf die Qualität sozialer Beziehungen und der Beziehung zur Natur zu achten. Dazu wird der Begriff des Konvivialismus (con-vivere, lat.: zusammenleben) herangezogen” (S. 9)
Wir werden uns entlang des Textes des Manifestes mit diesen und den Fragen der Seminarteilnehmer*innen beschäftigen, die bei der Auseinandersetzung entstehen. Die Studierenden werden diese, also ihre Fragen, Ideen, Kritiken in die seminaristisch geführten Debatten einbringen und daraus auch den Leistungsnachweis erbringen. In der zweiten Hälfte des Seminars werden wir das dystopische (utopische) Konzept des Manifests mit konkreten für die Soziale Arbeit relevanten Konzepte und Theorien bearbeiten und dies an Fallstudien überprüfen.
Als Leistungsnachweis kann eine Hausarbeit bzw. Essay (der Unterschied wird im Seminar besprochen) oder eine mündliche Prüfung zum Ende der Vorlesungszeit absolviert werden. Die Hausarbeit oder Essay besteht aus 10 Seiten excl. Literatur zu dem Thema das direkt und unmittelbar mit dem Seminarthema zu tun hat und bestenfalls aus dem Seminar entstanden ist. Die mündliche Prüfung besteht aus einem 10 minütigen Gespräch zu 5 selbst gewählten Thesen aus dem Seminar.
Abgabetermin für die Hausarbeit oder Essay ist: 31.09.2018
Die mündliche Prüfung findet zu einem noch zu definierenden Termin in der Prüfungswoche statt.
Es wird von den Teilnehmenden erwartet: Regelmäßige Teilnahme,Lektüre der vereinbarten Texte einschl. Vorbereitung auf die einzelnen Sitzungen
Der Text kann über das Internet bezogen werden:
(Convivialistes, Les; Adloff, Frank; Leggewie, Claus; Moldenhauer, Eva (Hg.) (2014): Das konvivialistische Manifest. Für eine neue Kunst des Zusammenlebens. Käte-Hamburger-Kolleg Centre for Global Cooperation Research. Bielefeld: Transcript (X-Texte zu Kultur und Gesellschaft). Online verfügbar unter http://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-2898-2/das-konvivialistische-manifest.)
Alles anderen Texte werden über moodle bereitgestellt.
3. Gruppe - Dr.A.Plöger:
Zusammenhänge und Hintergründe von Migration und Flucht und ihre Bedeutung für die Internationale Soziale Arbeit in diesem Bereich
Die Entwicklung eines kapitalistischen Weltsystems ging und geht einher mit der Durchsetzung patriachaler und kolonialer Strukturen. Subsistenzstrukturen, wie in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft, werden vernichtet und der Extraktivismus im globalen Süden als Modell für Entwicklung und „grünes Wirtschaften” - wie z.B. für die Herstellung von Leichtmetallautos im Globalen Norden, etabliert.
In diesem Seminar wollen wir einen Blick auf die Entstehung und Entwicklung dieses Weltsystems (Wallerstein 1974 ff) und inwiefern diese mit Kolonialität (Ndlovu-Gatsheni 2015, Quijano 2000) und dem Patriachat (Lugones 2003) verknüpft ist, werfen. Wir werden uns dabei auch lokale historische und aktuelle Bezüge anschauen, wie die so genannte Berliner Afrika Konferenz und die Debatte um die Restitution von Kulturgütern, die im neu gebauten Berliner Schloss ausgestellt werden sollen. Wir beschäftigen uns auch mit aktuellen Entwicklungen wie dem „Landgrabbing”, Konflikten und Kriegen um Ressourcen und der daraus resultierenden Flucht und Migration. Am Ende steht die Frage, wie sich eine „Internationale Soziale Arbeit” vor diesem Hintergrund definieren sollte. Das Lesen der Basistexte zur Vorbereitung wird vorausgesetzt. Das Seminar umfasst mindestens eine Exkursion und einen Gastvortrag.
4. Gruppe - Prof.Dr.H.Stapf-Finé:
Das Seminar geht der Frage nach, ob ein internationaler Vergleich sozialer Arbeit zu neuen Handlungsperspektiven führt. Im Vordergrund stehen Fragen wie:
Ist das was in anderen Ländern so genannt wird, soziale Arbeit? Gibt es Tätigkeiten mit anderem Namen, die Soziale Arbeit genannt werden? Gelingt eine Definition von Sozialer Arbeit, die für internationale Vergleiche geeignet ist?
Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es in der Ausbildung Sozialer Arbeit, im Hinblick auf die Professionalisierung oder hinsichtlich der Arbeitsbedingungen?
Wie lassen sich Unterschiede in der Disziplin oder Profession der Sozialen Arbeit durch unterschiedliche wohlfahrtsstaatliche Pfade klären.
Antworten auf diese Fragen werden durch die Vergleiche zwischen verschiedenen Ländern gesucht. |