Kommentar |
Gruppe 1
(Selbst-)Organisierte Soziale Arbeit
Warum ist es wichtig, sich als Sozialarbeiter_innen (selbst) zu organisieren? Was heißt es überhaupt, sich (selbst) zu organisieren? Und wo und wie können wir das als Studierende und Arbeitende der Sozialen Arbeit machen?
Soziale Arbeit ist, wie alle Care Professionen, stark vom Abbau des Sozialstaates betroffen, was sich sowohl auf die Klient_innen als auch die Professionellen auswirkt. Prekäre Arbeitsbedingungen (miserable Bezahlung, befristete Stellen, etc.), Schließungen von Einrichtungen, ausschließlich an Effizienz und Effektivität orientierte Angebote, Individualisierung sozialer Probleme, die Liste der Folgen ist lang. In dieser Werkstatt werden wir uns damit auseinandersetzen, wie wir in der Sozialen Arbeit für bessere Arbeits- und Studienbedingungen sowie für gerechtere gesellschaftliche Verhältnisse streiten können. Wir werden uns damit beschäftigen, wie Organisierung oder Organizing Prozesse ablaufen und was politische Strategien und Druckmittel sein können. Dabei fokussieren wir uns auf unterschiedliche Kontexte: Hochschulpolitik, gewerkschaftliches Engagement und betriebliche Organisierung, selbstorganisierte freie Träger sowie kritische Arbeitskreise. Eine Besonderheit dieses Seminars liegt darin, dass wir neben der theoretischen Auseinandersetzung Gäst_innen aus (selbst-)organisierten Handlungsfeldern einladen, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen und von und mit ihnen zu lernen.
Dieses Seminar wurde aus der Perspektive zweier Student_innen konzipiert, die sich gerade im Abschluss ihres BA Soziale Arbeit befinden bzw. gerade ihren Abschluss gemacht haben. Mit diesem Werkstattseminar wollen wir versuchen, inhaltliche Themenschwerpunkte zu setzen, die wir während unseres Studiums vermisst haben. Wir denken, dass es für Studierende der Sozialen Arbeit wichtig ist, schon früh im Studium von Möglichkeiten der (Selbst-)organisierung zu erfahren, um schon “von Beginn an” eine Vorstellung davon zu bekommen, wie sich in Prozesse eingebracht und wie Dinge auch verändert werden können.
Lehrformat: [Präsenz-Lehre]
Gruppe 2
Soziale Kulturarbeit – zur Bedeutung von Kultur, Ästhetik und Medien in der Lebenswelt der Adressat*innen und in der Praxis der Sozialen Arbeit
Lehrformat: Präsenzlehre
In dieser Werkstatt untersuchen die Studierenden an konkreten Beispielen, welche Rolle Kultur, Ästhetik und Medien in der Lebenswelt der Adressat*innen und in der Praxis der Sozialen Arbeit spielen. Die Werkstatt bietet einen Überblick über Soziale Kulturarbeit als Tätigkeitsfeld von Sozialarbeiter*innen. Im Zentrum steht die Frage, wie Adressat*innen Sozialer Arbeit durch Musik, Theater, Tanz, Spiel, Schreiben, Bildende Kunst und Medienarbeit in ihrer Handlungsfähigkeit gestärkt werden können.
Kultur, Ästhetik und Medien bieten Menschen jeden Alters Lern- und Erfahrungsfelder sowie die Chance, ihre Persönlichkeit allseitig zu entwickeln. Soziokulturelle Aktivitäten unterstützen Prozesse der Orientierung in einer zunehmend mediatisierten und globalisierten Welt, regen dazu an, sich im Selbstausdruck zu üben und neue Perspektiven zu entwickeln. Soziale Kulturarbeit ist ein dynamisches Handlungsfeld – Kultur wird gelebt, individuell adaptiert und bearbeitet. Soziale Kulturarbeit fördert die Realisierung von Bedürfnissen wie Kreativität, Selbstbestimmung und Kommunikation – und damit auch wirksame Kritik an erstarrten Vorstellungen, Stereotypen und Ideologien. Welche Bedeutung können hier ästhetisch-künstlerische Prozesse für die Adressat*innen Sozialer Arbeit haben?
Um Antworten darauf auf die Spur zu kommen, werden die Studierenden im ersten Semester in Theorie und Praxis Sozialer Kulturarbeit eingeführt und in Kleingruppen Projekte in unterschiedlichen Handlungsfeldern aktivierender Kultur- und Medienarbeit recherchieren.
Im zweiten Semester nutzen die Arbeitsgruppen verschiedene Methoden – Interviews, teilnehmende Beobachtung, mental Maps sowie die Auswertung schriftlicher, publizistischer und audovisueller Selbst- und Fremdzeugnisse – um ein von ihnen gewähltes Projekt genauer kennenzulernen und dieses in der Seminargruppe vorzustellen. In der gemeinsamen Auswertung wird die Relevanz für Soziale Arbeit diskutiert.
Hinweise zu den Leistungsnachweisen erfolgen beim ersten Seminartreffen am 17.10.2022.
Gruppe 3
In der Sozialen Arbeit bildet Handlungsmacht (Agency) ein zentrales Konzept. So richten viele Studien ihr Augenmerk auf widerständige oder subversive Praktiken, und die Förderung von Agency und von Empowerment von Klient*innen gilt als zentrales Ziel Sozialer Arbeit. Gleichzeitig setzt sich Soziale Arbeit zunehmend kritisch mit der Art und Weise auseinander, wie Handlungsmacht im jeweiligen ‚Feld‘ konzipiert wird. Dabei wird kritisiert das Soziale Arbeit sowohl das gängige Verständnis von Handlungsmacht als einer Fähigkeit, ‚autonom‘ und selbstbestimmt zu handeln und die Gleichsetzung von Handlungsmacht mit Widerstand zu wenig reflektiere, als auch die Vernachlässigung des Einflusses sozialer Ungleichheit auf Handlungsmöglichkeiten. Soziale Ungleichheit ist einer der wesentlicher Grundbegriff der Sozialwissenschafen. Dass soziale Ungleichheit ein Konstrukt ist und historisch unterschiedlich bestimmt wurde und nach wie vor wird, kann an diversen Klassifikationen verdeutlicht werden: So wird etwa zwischen Klassen, Schichten und Milieus unterschieden. Denn Soziale Ungleichheit beschreibt nach wie vor den Zustand, wenn Menschen über bestimmte Ressourcen oder Lebensbedingungen mehr oder weniger verfügen. Aufgrund dieses Zustands haben sie regelmäßig bessere oder schlechtere Lebens- und Verwirklichungschancen. Diese Diskussion über soziale Ungleichheit richtet den Blick zunehmend auf auf Ansätze in den Gender/Queer/Disability/Postcolonial sowie Critical Race Studies. D.h., Ungleichheit (und Gewalt) wird mit Blick auf vielfältige Formen der Humandifferenzierung (Hirschauer) ausgeleuchtet.
Ein Thema, welches nicht zuletzt durch soziale Bewegungen und Kritische Theorie in den Sozialwissenschaften zu prominenter Bedeutung in der Sozialen Arbeit gelangt ist. Im Rahmen dessen führen beispielsweise feministische Interventionen gegen geschlechtsspezifische Gewalt in den letzten Jahrzehnten zu politisch-institutionellen Maßnahmen mit hohem Einfluss auf die Soziale Arbeit. Denn Gewalt ist Teil und Ausdruck sozialer Ungleichheit.
Gleichzeitig wird davon ausgegangen, dass Gewalt in vielen verschiedenen Gestalten auftritt. Eine davon ist Diskriminierung, aber auch die globale, gesamte asymmetrische Wirtschafts- und Lebensweise. Gemeint ist damit, dass manche Menschen schlechter behandelt werden, als der Rest. Diskriminierung ist die Unterscheidung zwischen verschiedenen Arten von Menschen. Gewalt und Diskriminierung beruhen demnach auf Praxen der Humandifferenzieung und organisieren häufig Ungleichheit. Insofern verfolgen wir in diesem Seminar die Frage, wie vielgestaltige Gewaltformen adäquat erfasst werden können und welche Rolle Agency für die Veränderung von Ungleichheit und Gewalt spielen könnte.
Im ersten Teil des Seminars werden wir uns mit Begrifflichkeiten und theoretischen Konzepten beschäftigen. Unterschiedlichen Handlungsfelder der Sozialen Arbeit können zu diesem Thema recherchiert/diskutiert werden. Im zweiten Semester sollen Arbeitsgruppen verschiedene Zugänge nutzen, um ein von ihnen gewähltes Projekt genauer kennenzulernen und dieses in der Seminargruppe vorzustellen. Das SE ist als Blended Learning Seminar geplant. Gegebenfalls - je nach Pandemiegeschehen - muss auf Online-Kurs umgestellt werden.
Gruppe 4
Werkstatt „Jugend- und Schulsozialarbeit“ (Präsenzlehre, z.T. als Blockveranstaltung)
Die Werkstatt nimmt die Lebenswelten von Jugendlichen mit ihren spezifischen Themen, Herausforderungen, Potenzialen und Konflikten – aus geschlechtertheoretischer und intersektionaler Perspektive – in den Blick und diskutiert Konsequenzen und Handlungsoptionen für die Soziale Arbeit mit Jugendlichen in und außerhalb der Schule. Wir werden uns einen Überblick verschaffen, welche Angebote es für Jugendliche in Berlin gibt und ausgewählte Einrichtungen der Jugend- und Schulsozialarbeit besuchen und/oder ins Seminar einladen. Zudem wollen wir klären, was genau eigentlich „Jugendarbeit“ ist, welche Ansätze, Formen und Methoden es gibt, und was die jeweiligen Besonderheiten und Schwierigkeiten der verschiedenen Handlungsfelder, z.B. der Schulsozialarbeit im Gegensatz zur offenen Jugendarbeit, sind (1. Semester).
Die Studierenden haben außerdem in der Werkstatt die Möglichkeit, sich intensiv mit der Zielgruppe „Jugendliche“ zu beschäftigen und ihre Lebenswelten theoretisch und empirisch in Form eines selbst konzipierten kleinen (Forschungs-)Projekts zu erkunden (2. Semester).
Bitte beachten Sie: Diese Veranstaltung findet zum Teil als Blockveranstaltung statt: 14. und 15.11.2022 (Mo./Di. in der Blockwoche) – die Teilnahme wird vorausgesetzt! Am 14.11. besuchen wir das Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“, wo wir uns im Rahmen eines Workshops mit Vorstellungen von „Jugend“, „Erziehung“ und „Auslese“ im Nationalsozialismus beschäftigen.
Gruppe 6
Menschenrechtsbasierte Soziale Arbeit mit Personen in vulnerablen Lebenslagen
Blended Learning (max. 30 % online)
In diesem Seminar setzen sich die Studierenden mit der Verbindung von Sozialer Arbeit und Menschenrechten auseinander und nähern sich der Frage an, wie diese zum Maßstab für professionelles Handeln in der Sozialen Arbeit werden können - gerade in Anbetracht der Arbeit mit Personen, die in besonderer Weise Gefahr laufen, in ihren Menschenrechten verletzt zu werden.
Im ersten Semester steht die Auseinandersetzung mittheoretischen Grundlagen rund um die Themen vulnerable Lebenslagen, Stigmatisierung, Menschenrechte und Diskriminierungsschutz im Zentrum. Verbunden werden diese mit professionsspezifischen Aspekten wie der Mandatierung Sozialer Arbeit, ihrem internationalen Ethikcodex und Anforderungen an ein professionelles Handeln in asymmetrischen Arbeitsbeziehungen.
Im zweiten Semester befassen sich die Studierenden mit der praktischen Orientierung an Menschenrechten am Beispiel ausgewählter Handlungsfelder: Neben der Aneignung von handlungsfeld- und lebenslagenspezifischem Wissen unter der Berücksichtigung häufig marginalisierter Wissensbestände und der kritischen Auseinandersetzung mit eigenen Annahmen über Adressat*innengruppen Sozialer Arbeit, beschäftigen sich die Studierenden ebenso mit der Bedeutung von menschenrechtsorientierten und normalitätskritischen Perspektiven in verschiedenen Handlungsfeldern Sozialer Arbeit und ihren Institutionen.
Eine Bereitschaft zur Reflexion eigener Positionierungen und zur Textlektüre wird vorausgesetzt.
Gruppe 7
Praktische Einblicke in die Hilfen zur Erziehung (Präsenzlehre)
In diesem praxisorientierten Seminar setzen sich die Student:innen mit den Hilfen zur Erziehung auf drei Ebenen auseinander:
1. Struktur
Die Student:innen erforschen die Strukturen des Arbeitsfeldes. Dabei werden Chancen und Grenzen des System aufgedeckt und Handlungskonzepte der Hilfen zur Erziehung diskutiert. Hier fällt der Blick immer wieder auf den Verwaltungsbezirk Marzahn-Hellersdorf. Auch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen wie dem Jugendamt, der Jugendgerichtshilfe, Schulen, Jugendarresten oder Jobcenter und Agentur für Arbeit, rücken in den Fokus der Auseinandersetzung.
2. Praxis
Das Seminar behandelt und lehrt weiterhin, anhand von realen Fällen, Methoden und Vorgehensweisen des Arbeitsfeldes. Hierbei erlangen die Student:innen wichtige Fähigkeiten und Ressourcen für den Beruf. Im Austausch mit Fachkräften können die Student:innen dann unterschiedliche Einblicke in die Arbeitsrealitäten der Hilfen zur Erziehung erlangen und sich anhand von vielfältigen Methoden erproben. Verschiedene Exkursionen bereichern den Einblick in die Praxis.
3. Sozialraum Marzahn-Hellersdorf
Der Sozialraum des Stadtteils Marzahn-Hellersdorf dient dabei als wichtiges Untersuchungsfeld. Nicht nur theoretisch, sondern auch durch Sozialraumbegehungen, lernen die Student:innen den Bezirk mit seinen Herausforderungen, seinen Möglichkeiten und in seiner Diversität kennen.
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