Gruppe 1 Soziale Gerechtigkeit in der (Corona-)Krise
Der Begriff der sozialen Gerechtigkeit bezieht sich nach Rawls (1971) auf die gesellschaftliche Ordnung und ihre sozialen Verhältnisse. Formal führt soziale Gerechtigkeit die Berücksichtigung individueller Ansprüche und Pflichten einer Begründung, Begrenzung und Umsetzung in der Gesellschaft zu. Sie dient als normativer Maßstab und Orientierung im öffentlichen Diskurs über sozialstaatliches Handeln, die Bereiche der Sozialpolitik und die Ausgestaltung der sozialen Grundsicherung.
Besonders in Krisenzeiten flammen Diskussionen und gesellschaftliche Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit auf, wie zuletzt in der Corona-Krise medial zu beobachten: Einerseits, weil „alte” Defizite in besonderer Weise hervortreten, und andererseits, weil aktuelle Herausforderungen bzw. Rahmenbedingungen neue Gerechtigkeitsfragen aufwerfen, auf die niemand vorbereitet war.
Das Werkstattseminar befasst sich schwerpunktmäßig mit aktuellen Beiträgen, Analysen oder Reformvorschlägen zum Thema sozialer Gerechtigkeit in der Krise, um Erfahrungen systematisch auszuwerten, theoretische Standpunkte zu ordnen und dem Bedürfnis nach sozialpolitischen Perspektiven nachzukommen. Der Titel berücksichtigt dabei sowohl klassische als auch aktuelle Gerechtigkeitsproblematiken mit gesellschaftlicher Relevanz im Zuge der Krise und darüber hinaus.
Folgende inhaltliche Schwerpunkte sind möglich:
- Geschlechtergerechtigkeit
- Soziale Ungleichheit
- Arbeitsmarkt und Beschäftigung
- Gesundheits-/Pflegeversorgung
- Bildungsgerechtigkeit
- ethische Fragen (Generationengerechtigkeit)
- Internationale Verteilungsgerechtigkeit
Die Themen können auch gerne international vergleichend bearbeitet werden.
Die Veranstaltung findet online und hauptsächlich synchron statt.
Gruppe 2
Seit den 80er und 90er Jahren ist der Multikulturalismus sowie die Identitätspolitik und Anerkennung von sozialen Differenzierungen (differences) globalisiert worden. In diesem Kontext haben einige Länder in Lateinamerika ihre Verfassung und ihr Gesetz modifiziert, um die indigene und afrostämmige Bevölkerung als Subjekt von kollektiven Rechten anzuerkennen. Diese Änderungen haben zu wichtige Ansprüche geführt, besonders bei den Rechten auf Territorium und Identität. Durch die Weltkonferenz gegen Rassismus und Diskriminierung in Durban 2001 gab es einen neuen Impuls für einen internationalen politischen Kompromiss in Bezug auf die Ausschaltung jeglicher Form von Diskriminierung. Der Sieg Obamas bei der Präsidentschaftswahl 2008, wurde als Beginn einer postrassistischen Ära bezeichnet, während Trumps Ankunft an der Macht von einer Stärkung des rassistischen und rechtsextremen nationalen Populismus begleitet wird, wie er auch in Europa und in Brasilien zu beobachten ist. Obwohl es auf politischer und gesetzgeberischer Ebene weltweit erhebliche Fortschritte bei der Bekämpfung von Rassismus und Diskriminierung gibt, gibt es nach wie vor rassistische, fremdenfeindliche und diskriminierende Praktiken, die einen großen Einfluss auf die Dauerhaftigkeit sozialer Ungleichheiten haben. Das Seminar wird sich kritisch mit der gegenwärtigen Dynamik des Rassismus in Lateinamerika, den Vereinigten Staaten und Europa in seiner sozialen und politischen Dimension befassen. Dabei werden postkoloniale Theorien berücksichtigt, um die sozialen Ungleichheiten, politischen Dynamiken sowie rassistischen und anti-rassistischen Praktiken zu analysieren. Zudem werden Zivilgesellschaft, Gesetze und Mediendiskurse unter einer lokalen, nationalen und transnationalen Perspektive betrachtet
Das Seminar ist in dreie Teile aufgebaut: I Ungleichheiten, Diskriminierung und Rassismus II Anti-rassismus und anti-Diskriminierung in der ” post-rassistischen Ära” III Globalperspektiven der Stärkung des rassistischen und rechtsextremen nationalen Populismus und die Wirkungen in den Anti-rassismus Bewegung.
Gruppe 5
In diesem Seminar wird die globale Dimension relevanter Probleme für eine internationale Soziale Arbeit untersucht. Durch Kategorien der Weltsystems-Analyse (Wallerstein) und Akkumulation durch Enteignung (David Harvey) werden wir die soziale Folgen internationaler Handelsabkommen analysieren (z.B. Bergbau, Rohstoffhandel, Ernährungssouveränität). Das Seminar hat einen besonderen Schwerpunkt auf Fälle aus Lateinamerika. Aufgrund der Covid-19 Pandemie wird das Seminar asynchron und schriftlich durchgeführt. |