Ausgehend von den politischen Behindertenbewegungen verschiedener (westlicher) Länder, hat sich seit Ende der 1970er Jahre ein kritisches, „neues“ Denken über Behinderung entwickelt. In dieser Perspektive wird Behinderung nicht mehr als defizitäre Eigenschaft der betroffenen Individuen, sondern als gesellschaftliche Konstruktion betrachtet. Anliegen der Disability Studies ist, diese Konstruktion – aber auch die sie hervorbringenden Vorstellungen von Normalität – auf unterschiedlichsten Ebenen zu untersuchen:
„Allen Vertretern und Vertreterinnen der Disability Studies geht es um den Versuch, Behinderung als soziale Konstruktion zu konzeptionalisieren, d.h. gesundheitsrelevante Differenz wird nicht als (natur-)gegeben verstanden, im Sinne einer vermeintlich objektiv vorhandenen, medizinisch-biologisch definierbaren Schädigung oder Beeinträchtigung, sondern als historisches, kulturelles und gesellschaftliches Differenzierungsmerkmal.“ (Waldschmidt 2009, 130)
Die neue Sicht auf Behinderung hat bei behinderten Menschen selbst zu einem verstärkten Selbstbewusstsein geführt; auf gesellschaftlicher Ebene zu veränderter Gesetzgebung im Kontext von Behinderung. Darüber hinaus stellt sie aber auch tradierte Umgangsformen der helfenden Berufe mit behinderten Klient_innen auf den Prüfstand.
Das Seminar möchte einen Einblick in die Geschichte wie auch die aktuellen Entwicklungen der Disability Studies geben und kritisch beleuchten, was dies für die Soziale Arbeit im Arbeitsfeld Behinderung bedeutet.
Hinweis: Da die Disability Studies ihren Ursprung in den USA und Großbritannien haben und auch heute noch die meisten Veröffentlichungen aus dem anglophonen Sprachraum kommen, müssen Teilnehmende in der Lage sein, englische Text zu lesen. |