Kommentar |
Ausgehend vom „Klapperfeld“-Gefängnis in Frankfurt a.M./Deutschland werden wir uns kollektiv auf Spurensuche begeben, um verschiedene Kulturen der Einsperrung, europäische Gefängnisse (reguläre Strafvollzugsanstalten als auch Abschiebegefängnisse) und gegenwärtige Lagerformationen kritisch nachzuvollziehen. Es soll sowohl konkrete Unterstützung für aktuell Abschiebe:Gefangene ermöglicht werden, wie auch infrage gestellt werden, dass Gefängnisse alternativlos sind. Gleichzeitig soll ein vertieftes Verständnis über die Dynamiken zwischen Zentrum & Peripherie ermöglicht, welches Prozesse der Neo:kolonialisierung in den Blick nimmt und aktuelle Lagerformationen als paradigmatischen Ausdruck des Ausnahmezustands begreift. Am Beispiel des Klapperfelds, das über 511 Jahre zur Einsperrung und Dehumanisierung von Menschen benutzt wurde lassen sich verschiedene Modernisierungsetappen nachvollziehen, die deutlich machen, dass Reformationen selten die zugrundeliegenden Prinzipien überwunden haben. Im Klapperfeld wurden unter anderem pesterkrankte, verarmte, verwaiste, jüdische, politisch dissidente und zuletzt illegalisierte Menschen eingesperrt, gefoltert und teils getötet. Mit der aktuellen Nutzung als selbstorganisierte Erinnerungsstätte linker Akteur_innen in Frankfurt lassen sich Fragen der kritischen Aufarbeitung, Erinnerung, Narration und Zeug_innenschaft zur Veränderung von Gegenwart und Zukunft stellen, die uns auto:kritische Handlungsimpulse bieten. Eine Exkursion nach Frankfurt a.M. ist geplant. Das Seminar wird auf Deutsch und Englisch stattfinden, Übersetzungen möchte ich ermöglichen. Für Rückfragen, Bedarfe, Kritik und Ideen bin ich via mail erreichbar, über eine Beteiligung hochschulexterner Personen freue ich mich. |