Schaffe ich die zeitliche, finanzielle und emotionale Mehrfachbelastung von Pflege und Studium? Die Realität von pflegenden Studierenden sieht vollkommen anders aus als die ihrer Kommiliton_innen. Viele überlegen es sich gründlich, bevor sie ein Studium beginnen: Kann oder darf ich meine Familie mit der Pflege des chronisch mehrfachbehinderten Bruders alleine lassen? Wie kann ich eine Wohnung finanzieren, wenn ich neben der Pflege meiner dementen Mutter fast keine Zeit für einen Nebenjob finde? Kann ich weite Pendelwege zum Studienort mit der Pflege zu Hause überhaupt zeitlich vereinbaren?
Und vor allem: Bin ich eigentlich pflegende_r Angehörige_r? Viele junge Menschen würden sich selbst gar nicht als "Young Carer" bezeichnen, weil kaum irgendwo darüber gesprochen oder es gerahmt wird, in welchen Lebenssituationen man Familienangehörige offiziell pflegt.
Nach Daten der „Studierendenbefragung in Deutschland“ aus dem Sommersemester 2021 gaben ca. 12 Prozent der Studierenden an, eine nahestehende Person im privaten Umfeld zu pflegen. Damit ist die Gruppe der pflegenden Studierenden größer als die Gruppe der Studierenden mit Kind oder Kindern (8 Prozent). Dennoch sind pflegende Studierende bisher nicht sonderlich sichtbar in der deutschen Hochschullandschaft. Die Soziologin Anna Wanka, die zu pflegenden Studierenden an der Goethe-Universität Frankfurt forscht, spricht in einem FAZ-Artikel von „versteckten Leben“. Pflegende Studierende hätten häufig keine Zeit für Aktivitäten mit Kommiliton_innen. Darüber hinaus sei die Pflege von Angehörigen und Nahestehenden oftmals schambehaftet. Das könne, so Wanka weiter, dazu führen, dass pflegende Studierende sich gegenüber nicht-pflegenden Studierenden isoliert und entfremdet fühlten. Viele Lehrende und Kommiliton_innen wüssten deshalb nichts von der Doppelbelastung der Studierenden.
In dem Workshop schauen wir auf die Bedarfe Studierender mit Pflegeverantwortung. Wir geben einen Überblick darüber, was Young Carers eigentlich sind und wodurch sich ihr Alltag auszeichnet. Und wir unterstützen bei der Bewusstwerdung der eigenen Betroffenheit, was dies für die eigene Identität bedeutet und welche Risiken es vielleicht auch für beispielsweise ein Studium birgt. Dargestellt werden zudem Netzwerke, in denen junge pflegende Menschen Austauschmöglichkeiten finden und überregionale Angebote der Beratung und Begleitung.
Referentin: Petra Schmieder-Runschke vom digitalen Projekt „Young Carer Coach“ der „An Deiner Seite-Stiftung“.
Der geplante Zeitrahmen der Veranstaltung umfasst einen inhaltlichen Vortrag sowie ausreichend Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und Nachfragen. Sie sind willkommen mit all Ihren Anliegen.
Hinweis: Diese Veranstaltung findet ausschließlich online über Zoom statt.
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Meeting-ID: 624 9872 7923
Kenncode: 80889748
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