Der Alice Salomon Poetik Preis 2025 wird an die ukrainische Künstlerin und Schriftstellerin Yevgenia Belorusets verliehen. Die Jury zeigte sich besonders beeindruckt von der „poetischen, berührenden und zugleich plastischen Darstellung des Alltags”, mit der sich Belorusets den „sozialen Missständen und unter anderem in jüngster Zeit den Auswirkungen des Krieges auf die Zivilbevölkerung in der Ukraine” widmet.
Zur Preisträgerin
Yevgenia Belorusets wurde in der Ukraine geboren und lebt in Berlin und Kiev. Sie arbeitet mit Fotografie und anderen Kunstformen an der Schnittstelle von Kunst, Literatur und Aktivismus. Mit ihrer fotografischen Arbeit sammelt sie Geschichten vom Alltäglichen und macht auf die Verletzlichsten der ukrainischen Gesellschaft aufmerksam, seien es queere Familien, arbeitslose Bergleute, Rom*nja oder Bewohner*innen der schon lange vom Krieg betroffenen Gebieten im Osten des Landes. Besondere Aufmerksamkeit in Deutschland erregte ihre Dokumentation der Folgen der russischen Invasion der Ukraine seit dem 24. Februar 2022.
Belorusets’ vielfältiges Schaffen ist preisgekrönt: Für ihre fiktionale Arbeit „Lucky Breaks” erhielt sie 2020 den internationalen Literaturpreis des Haus der Kulturen der Welt (HKW). Die auf deutsch als „Glückliche Fälle“ erschienene Kurzprosasammlung beschäftigt sich unter anderem mit den Einzelschicksalen von Frauen in einer traumatisierten Gesellschaft. Für ihre Arbeit „A Wartime Diary” wurde sie 2022 mit dem Sonderpreis für künstlerische Förderung der Schering Stiftung ausgezeichnet. Ihr Kriegstagebuch, bestehend aus Fotos und Texten, wurde zunächst im Spiegel veröffentlicht, bis es als Buch unter dem Titel „Anfang des Krieges“ (2022) erschien. Ihre jüngste Arbeit „Über das moderne Leben der Tiere“ (2024) enthält Berichte und Erzählungen von möglichen und unmöglichen tierlichen Begebenheiten, zum Beispiel von einem Tiger im Keller eines Kiewer Cafés. Belorusets Arbeiten wurden im ukrainischen Pavillon der 56. und 59. Biennale in Venedig ausgestellt.
Belorusets: „Es ist eine große Ehre und Freude für mich! Der Preis spricht von der Autonomie und Selbstbestimmung der Kunst, auch in ihrem Bestreben, soziale Arbeit zu leisten, den Menschenrechten zu dienen, wissenschaftlich zu arbeiten. Die Kunst träumt von ihrer eigenen Nützlichkeit und erlaubt sich nicht, nutzbar zu bleiben. Die Figur der Alice Salomon erinnert uns alle daran, wie viel Tapferkeit es braucht, in den finsteren Zeiten human und posthuman zu denken.”
Begründung der Jury
Belorusets konnte die Jury mit ihrer „großen künstlerischen Bandbreite und Interdisziplinarität“ überzeugen. In ihren Texten und Fotografien „nimmt sie die Lesenden und Betrachtenden mit Empathie und Direktheit wie eine Kamerafrau mit“ und „entfaltet zugleich das surreale und metaphorische Potential der Situationen“. Ihre Arbeiten sind politisch engagiert und leisten einen wichtigen Beitrag zum sozialen Handeln in der Gesellschaft, so die Jury.
Preisverleihung
Der Preis wird im Rahmen des Sommerfestes der Hochschule am 26. Juni 2025 verliehen. Medienvertreter_innen und Interessierte sind herzlich eingeladen, an der Veranstaltung teilzunehmen. Eine Einladung mit allen Details wird zeitnah zum Veranstaltungstermin versendet.
Der Alice Salomon Poetik Preis
Mit dem Alice Salomon Poetik Preis zeichnet die ASH Berlin Künstlerinnen und Künstler aus, die durch ihre besondere Formensprache und Vielfalt zur Weiterentwicklung der literarischen, visuellen sowie akustischen Künste beitragen und dabei immer interdisziplinär arbeiten und wirken. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld in Höhe von 6.000 Euro verbunden. Darüber hinaus erhalten die Künstler_innen die Möglichkeit, ihre literarische Arbeitsweise im Rahmen einer Vorlesung darzulegen und die Südfassade der Hochschule zu gestalten.
Die Alice Salomon Hochschule Berlin führte 2006 den Masterstudiengang „Biografisches und Kreatives Schreiben“ ein – im Zuge dessen wurde der Alice Salomon Poetik Preis erstmals 2007 vergeben. Bisher erhielten 14 Künstlerinnen und Künstler den Preis: Gerhard Rühm, Michael Roes, Rebecca Horn, Valeri Scherstjanoi, Eugen Gomringer, Emine Sevgi Özdamar, Andreas Steinhöfel, Franz Hohler, Volker Ludwig, Elfriede Czurda, Barbara Köhler, Christoph Szalay, Lioba Happel und Maxi Obexer.
Interview-Möglichkeiten
Wir vermitteln Pressevertreter_innen gerne Gesprächstermine mit Yevgenia Belorusets. Bitte kontaktieren Sie uns per E-Mail unter hochschulkommunikation@ ash-berlin.eu.
Die Pressenutzung des Fotos von Yevgenia Belorusets ist honorarfrei mit Urhebervermerk am Bild. Das Copyright liegt bei Yao Tsy. Zum Download klicken Sie bitte hier.