Besetzung des Audimax am 6. Januar 2025

Stellungnahme des Präsidiums der Alice Salomon Hochschule Berlin

Vorderansicht der Alice Salomon Hochschule Berlin
ASH Berlin / David von Becker

Die ASH Berlin verpflichtet sich in ihrem Leitbild zu Antidiskriminierung, Respekt und Chancengleichheit. Wir erkennen dabei an, dass antisemitische und rassistische Strukturen auch an unserer Hochschule bestehen und eine ständige Herausforderung darstellen. Ziel ist es, diesen strukturellen Herausforderungen aktiv, zuhörend und gewaltfrei zu begegnen und Räume zu schaffen, in denen eine kritische Auseinandersetzung und kontinuierliche Verbesserung möglich sind.


Nach intensivem Dialog hat die Gruppe der Studierenden, die am 6. Januar 2025 mittags das Audimax besetzten, am Montagabend zur Schließzeit freiwillig und friedlich die Hochschule verlassen. Während und nach der Besetzung des Audimax war das Präsidium immer im konstruktiven und engen Austausch mit der Polizei, wofür wir dankbar sind.


Das Präsidium gewährt der Gruppe zu den Öffnungszeiten der Hochschule am Dienstag weiter einen Raum zu Wissensaneignung, zum Austausch und zur kritischen Auseinandersetzung. Wir haben mit den Studierenden vereinbart, dass wir eine Fortsetzung nur akzeptieren können, wenn die Regeln eines respektvollen und gewaltfreien Miteinanders gewahrt bleiben.


In der politisch aufgeladenen angespannten Auseinandersetzung mit Terror und Krieg im Nahen Osten und den Folgen für unsere Gesellschaft und unsere Hochschulkultur vervielfältigt sich die Erfahrung von Angehörigen unserer Hochschule und das allgemeine Risiko, dass als muslimisch und arabisch oder als People of Color gelesene Personen besonders schnell und voreingenommen in den Fokus von Anschuldigung, verbaler und handgreiflicher Aggression oder behördlichen Maßnahmen geraten. Wir sehen als ein Ziel der derzeitigen Besetzung unseres Audimax auch, dass diese Erfahrungen zum Thema gemacht und für unsere Hochschule konkrete Schritte hin zu einer diskriminierungssensiblen Anerkennungskultur vereinbart werden können.


Antisemitismus und Äußerungen, die das Existenzrecht Israels infrage stellen und politische Positionen unterstützen, die darauf zielen, Jüd_innen und den Staat Israel verbal oder faktisch zu vernichten, haben keinen Platz an der Alice Salomon Hochschule.

Umgekehrt sehen wir und wenden uns ebenfalls entschlossen gegen das Leiden der palästinensischen Zivilbevölkerung in Gaza, in der Westbank, in Israel und anderen Staaten der Region. Dieser Leidens- und Bedrohungszustand, der ebenfalls seit vielen Jahrzehnten andauert und Menschen zutiefst traumatisiert, tötet und demütigt, muss mit internationaler Unterstützung schnellstmöglich ein Ende finden.


Dabei ist das Existenzrecht Israels völkerrechtlich verbrieft und unantastbar. Es steht für uns nicht zur Debatte. Es symbolisch und verbal in Frage zu stellen, überschreitet die Linien einer akzeptierbaren Auseinandersetzung an unserer Hochschule. Der menschenverachtende, verabscheuungswürdige Angriff der Hamas und ihrer Helfer_innen aus der Zivilbevölkerung am 7. Oktober 2023 ist durch nichts zu rechtfertigen oder gar zu verherrlichen.


Als öffentliche Bildungseinrichtung sehen wir es als unsere Pflicht an, demokratiefördernd zu wirken. Gerade in diesem Zusammenhang spielen die internationalen Organisationen der Staaten als eine Errungenschaft der friedlichen Verständigung eine wichtige Rolle. Insofern nehmen wir Untersuchungen und Erkenntnisse der UNO, des Internationalen Gerichtshofs, von unabhängigen Organisationen wie Amnesty International ernst und begrüßen einen Dialog darüber an unserer Hochschule.


Wir beschäftigen uns im Wintersemester in der Reihe „Zivilgesellschaftliches Engagement in Israel/Palästina“ mit Berichten von Personen aus der Region. Bisher haben eine Palästinenserin aus Gaza, zwei Palästinenser_innen mit israelischer Staatsangehörigkeit sowie ein Israeli zu und mit uns gesprochen. Aus allen Berichten konnten wir die tiefe Sorge und Not erkennen, der Menschen in der aktuellen Situation vor Ort ausgesetzt sind. Wir hörten auch die dringende Bitte aller Referent_innen über alle Unterschiede hinweg, dass weitere Polarisierungen in den Debatten für eine friedensstiftende Entwicklung in der Region in keiner Weise hilfreich sind. Im Gegenteil gilt es, die Demokratiebewegungen, die (Hochschul-)bildung und ihre Autonomie sowohl in Gaza als auch in Israel als auch in Deutschland zu stärken, um zu Frieden, Verständigung und Heilung der tiefen Traumatisierungen der Menschen zu kommen.


Dazu wollen wir als ASH Berlin einen Beitrag leisten und setzen auf weitere friedliche und diskriminierungssensible Auseinandersetzung aller Beteiligten mit den Resonanzen, die Terror und Krieg im Nahen Osten auf unsere Hochschule und unsere Stadtgesellschaft in Berlin haben.

 

Das Präsidium der
Alice Salomon Hochschule Berlin

 

Hintergrundinfos:
Umgang mit verschiedenen Rassismen wie antimuslimischer Rassismus und Umgang mit Antisemitismus an der ASH Berlin

Leitbild der ASH Berlin