Am 7. November 2024 verteidigte Jennifer Hübner erfolgreich ihre Dissertation mit dem Titel “Kleine Geschichten der Offenheit - Zur Praxis der Offenheit in einem Kinder- und Jugendhaus: eine ethnografische Erkundung”. Als erste absolvierte sie damit eine der sieben an der ASH Berlin geschaffenen Qualifizierungsstellen zur Promotion. Die Stellen wurden im Hochschulvertrag des Berliner Senats mit der ASH Berlin für die Jahre 2018-2022 vereinbart, um die direkte akademische Qualifizierung in den SAGE-Disziplinen zu fördern.
In ihrer Arbeit untersuchte Jennifer Hübner das Fachprinzip Offenheit im Handlungsfeld der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) und setzte sich mit der Frage auseinander, ob und wie Offenheit im Alltag von Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen jenseits programmatischer Anrufungen handlungspraktisch und diskursiv hergestellt wird. “Mit meinem Erkenntnisinteresse an Offenheit habe ich mich für die Beleuchtung eines Fachprinzips entschieden, das in der Forschungslandschaft der OKJA eine bislang eher randständige Rolle spielte. In meiner Studie konnte ich herausarbeiten, dass es nicht die eine Offenheit gibt und sich Offenheit nicht von selbst herstellt. Vielmehr ist Offenheit vor dem Hintergrund des komplexen, mitunter auch widersprüchlichen Alltags von OKJA als ein Handeln im und des Dazwischen(s) relational, diskursiv und bedingt auszudeuten. Meines Erachtens braucht es daher eine neue Awareness für kasuistische Offenheitsanalysen im Alltag von sozialpädagogischer Praxis, aber auch eine Auseinandersetzung mit der Frage, ob die bisherigen Perspektiven auf „Offenheit“ in den Theorien der Sozialen Arbeit noch zeitgemäß sind bzw. welche theoretische Weiterentwicklung es bedarf. Zudem braucht es mit Blick auf die Einkürzung von Wohlfahrtsstaatlichkeit und gesellschaftlichen Offenheitsdefizite für Kinder und Jugendliche ein starkes kinder- und jugendpolitisches Plädoyer für den Erhalt dieser offenen Orte, die auch auf das Recht auf Rückzug und Privatsphäre junger Menschen hinweise. Die Frage ist doch vielmehr: wie offene Orte gestaltet sein sollten? Um diese Frage zu beantworten, braucht es eine offene und verstehende Kundigkeit für die verschiedenen Praxen und Interessen der jungen Menschen in der Praxis, sowohl für die, die die soziale Infrastruktur in Anspruch nehmen, als auch jene, die nicht da sind. Es geht also gewissermaßen um die Fähigkeit, sich verschiedenen Umständen anpassen zu können und gleichzeitig flexibel bleiben, um in einem auf längere Sicht gesehen unbestimmten Alltag Expert_in zu sein.”
Prof. Dr. Regina Rätz, die an der ASH Berlin Soziale Arbeit mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendhilfe lehrt und Jennifer Hübner bei ihrer Promotion wissenschaftlich begleitet hat, sagt: “Ich freue mich über die sehr erfolgreich abgeschlossene Promotion von Jennifer Hübner. Diese ist nicht nur für sie ein Meilenstein in ihrer akademischen Karriere, sondern auch für die Alice Salomon Hochschule Berlin, die sich bereits seit den 90er Jahren für die Möglichkeit der Promotion ihrer Absolvent_innen einsetzt. Dass dieses lange Engagement Erfolge hervorbringt, zeigt sich auch im 2021 verabschiedeten neuen Berliner Hochschulgesetz, das nun auch im Land Berlin die direkte Promotion an Hochschulen vorsieht.”
Promoviert wurde Jennifer Hübner am Promotionszentrum für Soziale Arbeit in Hessen an der Frankfurt University of Applied Science, das bereits seit 2017 über ein Promotionsrecht für die Soziale Arbeit verfügt. Ihre Erstbetreuerin war Prof. Dr. Lotte Rose.
Zum 1. April 2025 bietet der Fachbereich Soziale Arbeit wieder eine neue Qualifizierungsstelle zur Promotion an. Die Ausschreibung wird im Laufe des Novembers auf der Seite Jobangebote veröffentlicht.
Weitere Informationen zur Promotionsförderung der ASH Berlin finden Sie auf der Seite Nachwuchsförderung.
