News, Forschung Acht Jahre nach der Tragödie bleibt die psychosoziale Unterstützung zentral

Berlin gedenkt der Opfer des Anschlags am Breitscheidplatz. Die psychosozialen Nachwirkungen sind für die Betroffenen bis heute präsent...

Das Foto zeigt auf Treppenstufen gestellte Kerzen zum Gedenken an die Opfer des Anschlags vom Breitscheidplatz
Christian Pérez

Am 19. Dezember 2016 erschütterte ein Terroranschlag auf dem Breitscheidplatz Berlin. Dreizehn Menschen starben, 67 weitere wurden zum Teil schwer verletzt, und die seelischen Narben sind bei vielen Betroffenen bis heute präsent. In den vergangenen Jahren hat sich das Augenmerk auf die psychosoziale Unterstützung in Krisensituationen verstärkt – ein Bereich, in dem die Alice Salomon Hochschule Berlin eine zentrale Rolle spielt.

Der Anschlag auf dem Breitscheidplatz hat nicht nur das Leben vieler verändert, sondern auch einen bedeutenden Wandel in der Art und Weise angestoßen, wie die psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) in Deutschland organisiert wird.

Finanziert über das Institut für angewandte Forschung (IFAF) waren seit 2018 die Alice Salomon Hochschule Berlin in enger Zusammenarbeit mit der Hochschule für Wirtschaft und Recht und vielen Partnerorganisationen an einer praxisorientierten Forschung und Weiterentwicklung federführend. Es wurden gesetzliche Rahmenbedingungen angepasst, aber auch organisationale Entwicklungsimpulse für die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) entstanden in Berlin. Am 01. Oktober diesen Jahres startete ein dreijähriges vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziertes Forschungsprojekt, das nun die Arbeit von Krisenstäben in Großschadenslagen bundesweit in den Fokus nimmt. Unter der Koordination der HWR Berlin arbeiten als Verbundpartner neben der ASH Berlin auch die Senatsverwaltung für Inneres und Sport und das Gesundheitsamt Frankfurt/Main eng zusammen. Viele Partnerorganisationen sind bundesweit ebenfalls beteiligt, darunter auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK).
Im Rahmen des Projekts wurden nicht nur gesetzliche Rahmenbedingungen angepasst, sondern auch Impulse für die Weiterentwicklung der PSNV gesetzt.

ASH-Prof. Dr. Olaf Neumann betont: „Krisen und Katastrophen können durchaus Anlass für tiefere gesellschaftliche Entwicklungen sein. Es ist schon bemerkenswert, dass der damalige Anschlag am Breitscheidplatz Ausgangspunkt für langfristig angelegte Forschungen im Bereich des Bevölkerungs- und Katastrophenschutz geworden ist. Im engen Verbund mit der HWR Berlin werden wir auch diesmal im Projekt zur ‚Entwicklung Netzwerkorientierter Qualität im Psychosozialen Krisenmanagement staatlicher Verwaltung‘ (EQuiP) unsere Forschungserfahrungen in den kommenden Jahren einbringen und Impulse setzen.“

„Dies ist auch im Sinne der Betroffenen des Anschlags auf dem Breitscheidplatz“, so Prof. Dr. Neumann weiter. „Gerade Hochschulen für angewandte Wissenschaften können in dieser Art von praxisverändernder Forschung ihre Potenziale entfalten.“

Der 19. Dezember bleibt ein Tag der Erinnerung – für die Opfer und für alle, die weiterhin daran arbeiten, die psychosoziale Versorgung in Krisenfällen zu verbessern. Um 20.02 Uhr, dem Zeitpunkt des damaligen Anschlags, schlägt die Glocke der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche wie jedes Jahr dreizehn Mal im Gedenken an die Verstorbenen.