Nadja Damm ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Programm „DiGiTal“ an der ASH Berlin. Am 18.12. wird sie im Kontext des Wissenschaftstags #4GenderStudies auf dem Blog feministischbloggen.de darüber nachdenken, wie sie mit ihrem Dissertationsvorhaben einen Beitrag zur Überwindung der rassistischen Strukturen in der Wissenschaft leisten kann. Dabei wird es auch um Möglichkeiten der Solidarität mit post- und dekolonialen Bewegungen und mit postmigrantischen Politiken gehen – und um die Impulse, die sie dafür aus dem letzten ASH-Hochschultag zu (fehlenden) intersektionalen Perspektiven in Lehre und Forschung gewinnen konnte.
Hier skizziert sie ihr Dissertationsprojekt mit dem Titel „Feministisch bloggen: politische Subjektivierung in digitalen Öffentlichkeiten“. Gefördert wird die Arbeit durch "DiGiTal - Berliner Hochschulprogramm für Wissenschaftlerinnen und Künstlerinnen".
Dissertationsvorhaben: „Feministisch bloggen: politische Subjektivierung in digitalen Öffentlichkeiten“
Feministische Blogger*innen nutzen – ebenso wie Blogger*innen im Kontext anderer Sozialer Bewegungen – das Bloggen u.a. als aktivistische Strategie und Selbst-Praktik, indem sie in verschiedenen Genres über eine Bandbreite an Themen und Erfahrungen schreiben und ihre Texte mit unterschiedlich großer Reichweite im Internet veröffentlichen. Die Blogger*innen stützen sich dabei auf diverse, teils konträre, Verständnisse von „Feminismus“. Die feministischen Blogosphären werden – ebenso wie andere feministische Netzwerke und Bewegungen – von Individuen und Gruppen geschaffen, die von unterschiedlichen marginalisierten bzw. privilegierten Subjekt_Positionen aus sprechen und handeln und verschiedene Anliegen und Analysen formulieren.
Im Dissertationsvorhaben „Feministisch bloggen: politische Subjektivierung in digitalen Öffentlichkeiten“ untersuche ich die Perspektive feministischer Blogger*innen aus dem amtlich-deutschsprachigen Raum auf die digitale Schreib- und Publikationspraxis des Bloggens. Der Fokus liegt auf Blogger*innen mit queer-theoretischen und intersektionalen Verständnissen von Feminismus. Mein Forschungsinteresse richtet sich gleichermaßen auf die Praktik_en des feministischen Bloggens und die Kultur_en der feministischen Blogosphären, auf die Bedeutungen, die die Blogger*innen ihrer Praxis zuweisen und auf die (politischen) Subjektivierungen, die sich in den Äußerungen der Blogger*innen vollziehen, wenn sie darüber sprechen und schreiben, was das Bloggen ihnen bedeutet. Das Bloggen wird dabei als eine Praktik verstanden, die durch historische, lokale und zugleich globalisierte gesellschaftliche Kontexte bedingt und damit in Machtverhältnissen situiert ist.
Feministisches Internet & Bloggen öffentlich zugänglich zu machen
Das Projekt ist als Kombination einer digitalen ethnografischen Studie und einer Interviewstudie angelegt. Das Forschungsweblog www.feministischbloggen.de dient dabei als online-Feldzugang und ermöglicht es, die Sammlung der Links zu den feministischen Blogs in einem Blogroll zu systematisieren und – zusammen mit weiteren Materialien zu den Themen Feministisches Internet & Bloggen – öffentlich zugänglich zu machen. Zugleich bietet es mir die Möglichkeit, „selbst unter die Blogger*innen zu gehen“, mich sozusagen als feministische Bloggerin zu subjektivieren und meine Erfahrungen mit der Praktik des Bloggens und im Forschungsprozess autoethnografisch zu beobachten und zu reflektieren.
Ich schließe damit an verschiedene Forschungsstränge an, mit der Intention, diese unterschiedlichen Perspektiven auf das feministische Bloggen
als in Machtverhältnissen situierte Praktik,
die von den Akteur*innen mit diversen Bedeutungen verstehen wird
und bei der sich Subjektivierungen vollziehen,
welche Handlungsmöglichkeiten eröffnen und/oder auch begrenzen
und Machtverhältnisse reproduzieren und/oder auch verändern
zu integrieren.
Ausgehend von der “biodigitalen Verletzlichkeit” (Fotopoulou 2016) der Blogger*innen und ihrer Subjektivierung als “public self” (Keller 2012) sowie unter Berücksichtigung des digital (gender) gap und der neuen Formen der Gouvernementalität, die mit den digitalen Technologien einhergehen, möchte ich am Beispiel des feministischen Bloggens herausarbeiten, wie sich im Zuge des digitalen Wandels die Räume und Möglichkeiten für emanzipatorisch-politisches individuelles und kollektives Handeln verändern.
Das Ziel der Studie ist es, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie sich das Verhältnis zwischen der Praktik des Bloggens und emanzipatorisch-politischer Handlungs- und Wirkmächtigkeit in digitalen Öffentlichkeiten sowie der Zusammenhang von Bloggen und politischer Partizipation und Teilhabe in der digitalen Gesellschaft gestalten.
Die kooperative Promotion wird von Prof. Dr. Barbara Schäuble (ASH Berlin) und Prof. Dr. Susann Fegter (TU Berlin) wissenschaftlich betreut. Die Mittel kommen von dem Berliner Programm zur Förderung der Chancengleichheit für Frauen in Forschung und Lehre (BCP).
Der Beitrag erscheint im Rahmen der #4GenderStudies-Week. Dabei veröffentlicht die ASH Berlin eine Woche lang Beiträge auf sämtlichen Kanälen anlässlich des Wissenschaftstags #4GendersStudies- unterstützt von der Arbeitsgemeinschaft der Frauen- und Geschlechterforschungseinrichtungen Berliner Hochschulen (afg). Ziel ist es einen forschungsbasierten Einblick in Arbeiten aus dem Feld der Geschlechterforschung zu geben.
Mehr Informationen zur #4GenderStudies-Week finden Sie auf unserer Website, im Flyer unten oder überall unter dem oben genannten Hashtag.