Berufe im Gesundheits- und Pflegebereich und in der frühkindlichen Bildung sind von grundlegender Bedeutung für unsere Gesellschaft, doch die prekären Arbeitsbedingungen beeinträchtigen die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der dort Beschäftigten und gefährden somit das gesamte System.
Im September vergangenen Jahres warnten Kindheitspädagog_innen in einem eindringlichen Appell vor dem drohendes Kollaps des Kita-Systems. 2021 kam eine von der ASH Berlin durchgeführte Studie, bei der 2.700 Pflegende befragt wurden, zu dem alarmierenden Ergebnis, dass 40% der Befragten erwägen, ihren Beruf zu verlassen.
Die Wissenschaftler_innen der ASH Berlin beschränken ihre Arbeit aber nicht auf Appelle und Studien, sondern versuchen darauf aufbauend konkrete Lösungsansätze zu entwickeln um die festgestellten Probleme zu beheben - so wie in den fünf folgenden Forschungsprojekten, die am 1. April 2023 starten und vom IFAF Berlin gefördert werden.
Drei Projekte legen den Schwerpunkt auf den Kita-Bereich
Das Stresserleben von pädagogischen Fachkräften und den von ihnen betreuten Kindern im Alter von 12-36 Monaten in Kindertageseinrichtungen ist Forschungsthema des Projektes Gesunde Kita - Gesunde Fachkräfte, zufriedene Kinder. Nicht nur verzeichnet das Kita-Personal die meisten Krankentage, auch die Kinder zeigten während Beobachtungen im Kita-Alltag Angespanntheit, Teilnahmslosigkeit und Niedergeschlagenheit.
Beim Aufbau gesundheitsfördernder Strukturen in Kitas kommt der Digitalisierung eine zentrale Rolle zu. Das Verbundprojekt DiGeKita untersucht dabei, wie mittels digital unterstützter Prävention und Gesundheitsförderung den Belastungen und dem Veränderungsdruck im Kita-Alltag begegnet werden kann.
Im PIIQUE Pro-Transferprojekt werden zwei crossmedial entwickelte Prototypen von frühpädagogischen Fachkräften getestet. Ziel ist ist, dass sich die LernSnacks und der Kubino, eine interaktiv-physische Schnittstelle in Form eines Würfels, intuitiv und erfolgreich in digital gestützte Lernplattformen implementieren lassen und über die Projektpartner_innen ihren Weg in die Lernpraxis finden.
Zwei Projekte nehmen den Pflegebereich in den Blick
Im Rahmen des Forschungsprojekts RoSen-JunKer - Humanoide Robotik mit Senior_innen, Jugendlichen und Kindern wird in Berlin ein Showroom etabliert, in dem Besucher_innen kostenlos mit einem humanoiden Roboter interagieren können. Das Angebot richtet sich zunächst vor allem an Senior_innen, Jugendliche und Kinder, soll aber über das Projektende hinaus erhalten bleiben und fortlaufend erweitert werden. Das Betriebskonzept und die Methodik zum Erstellen neuer Verhaltensweisen werden offen zur Verfügung gestellt und sind allgemein auf andere Roboter übertragbar.
Das Projekt "V.i.P. Verbleib im Pflegeberuf" untersucht, was Pflegende dazu bringt, im Beruf zu bleiben. Dazu soll eine explorative, qualitative Studie mit Pflegenden, die bereits über 40 Jahre im Beruf sind, durchgeführt werden. Die Ergebnisse zu förderlichen Faktoren für einen langen Berufsverbleib sollen im Rahmen einer Folgestudie weiter vertieft werden.
Über das IFAF Berlin
Das IFAF Berlin (Institut für angewandte Forschung Berlin e.V.) ist der Zusammenschluss der vier staatlichen Berliner Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW): Alice Salomon Hochschule Berlin, Berliner Hochschule für Technik, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin und Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin. Es fördert praxisnahe und interdisziplinäre Forschung an den Berliner HAW sowie den Wissens- und Technologietransfer in die Region.